Missouri - In VoodooRama
Tapete / IndigoVÖ: 19.01.2004
Nadel und Fadenkreuz
Missouri, der Show Me State. Ob die hamburgisch-fränkische Kollaboration schon bei ihrer Namensgebung im Sinn hatte, sich selbst in aller Öffentlichkeit zu suchen, zu finden und zu entblättern? Auf "In VoodooRama", dem dritten Anlauf im Zwischen-alle-Stühle-setzen, könnte sich die Mission von Missouri nach erdigem Country, düsterer Psychedelia und flackernden Beats jedenfalls so langsam dem Ziel nähern. Wobei "langsam" hier überhaupt das Stichwort ist. Die Truppe um den Frontleidenden Red beeilt sich nur ungern, ihre Vision von Pop, Blues, Soul und was ihnen noch so in den Sinn kommt, Wirklichkeit werden zu lassen.
Schon der schwüle Schieber "Sooner or later they'll get any of us" legt so viele Fährten, daß man sich zwischen all den Orgeln, den Blueslicks und dem Klickern altersschwacher Beatboxen beinahe verläuft. Nur in der Stimme von Hohepriester Red, die tiefe Sehnsucht und heisere Leidenschaft verheißt, gibt es ein wenig Halt. Dann fängt es langsam an zu scheppern. Die Grooves werden unruhig, aber niemals hektisch. Computerisierte Walzer, synthetischer Folk, warme Elektronik. Wenn Red mit spitzen Nadeln in der eigenen Voodoopuppe herumbohrt, werden Slidegitarren und Keyboards fast so schwermütig wie schwarze Löcher. Ins Halbdunkel mogelt sich ein gerüttelt Maß brodelnder Romantik: "Get me away from here / 'Cause I am dying to see you, baby."
Eine seltsame Art von Pop ist es, welche Missouri "In VoodooRama" so vorgefunden haben. Ein eigentlich heilloses Durcheinander gibt unvermuteten Sinn. Wie ein Puzzlespiel, bei dem man alle Einzelteile auswendig zu kennen glaubte, und doch vom Gesamtbild überrumpelt wird. Da markiert Red in "Lord I'm ready" den sakralen Gospelsänger, doch die schwelgende Pedalsteel und das von irgendwo heranfliegende "High noon"-Zitat haben anderes im Sinn. Kein Wunder, daß selbst alte Schlager wie das morbide "Laughing over my grave" in überraschtes Knistern verfallen. Und wenn mittendrin zu kuscheligem Klavier "This is when you come too early and leave too late" geschwelgt wird, merkt man kaum, wie finster und abseitig das hier eigentlich ist. Gänsehaut? Mit Sicherheit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- This is for when you come too early and leave too late
- And now you come in my life
Tracklist
- Sooner or later they'll get any of us
- If they ever steal your amazing grace
- Laughing over my grave
- You and voodoo
- This is for when you come too early and leave too late
- And now you come in my life
- In times like these they make men like me
- Let's get married
- Doctor doctor
- Some kinda love
- Lord I'm ready
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Cuba Missouri - This year's lucky charms (19 Beiträge / Letzter am 24.06.2024 - 19:01 Uhr)
- Film: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (142 Beiträge / Letzter am 08.11.2020 - 17:47 Uhr)
- Cuba Missouri - Things I wish I had not called just things (11 Beiträge / Letzter am 28.11.2007 - 21:38 Uhr)