Christian Kjellvander - Hold your love still

Tapete / Indigo
VÖ: 03.11.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Kapitalismus und Liebe

Zuletzt widmete sich der schwedische Singer-Songwriter Christian Kjellvander zum zweiten Mal einem musikalischen Nebenprojekt, das mit jazzig-experimentellem Ansatz ein Nischenpublikum ansprach. "Fossils" hieß das überzeugende Werk, das im Frühjahr 2023 mitten hinein in eine geschmackvolle Düsternis führte. Sein eigentliches Kerngeschäft ist allerdings nicht die Arbeit für Kjellvandertonbruket, wie das Ganze leicht sperrig heißt, sondern seine Solo-Karriere. Und damit sind wir gleich wieder in der Nische: Auch "Hold your love still" verbleibt in eben dieser, denn mit seiner doch speziell zu nennenden Musik bedient der Skandinavier nun einmal ein überschaubar großes Publikum. Schade eigentlich, denn seine Fähigkeiten als Komponist sind im dritten Jahrzehnt seines Schaffens längst unumstritten. In Sachen Atmosphäre und Emotionen macht ihm so schnell keiner etwas vor.

"I want to give you this and ask for nothing in return / Let me give you this with no hope for something in return", singt Kjellvander selbstlos zu Beginn seines einmal mehr stimmigen und in sich geschlossenen Werkes. "Western hemisphere" ist ein überaus zurückhaltender Einstieg in ein melancholisch-nachdenkliches, von oft nur dezenter instrumentaler Begleitung untermaltes Gesamtgebilde. Wer den Musiker noch nicht kennt, wird durchaus einen Moment benötigen, um sich an die doch sehr besondere Stimme zu gewöhnen. Die ganz zu Beginn von "Hold your love still" übrigens sogar noch ein wenig spezieller daherkommt, als man es von ihr ohnehin schon gewohnt ist. Die Liebe, die über das Zwischenmenschliche hinausragt, hat es ihm weiterhin angetan, das Vorgängeralbum hieß schließlich "About love and loving again".

Kjellvander überzeugt nicht nur in den ganz ruhigen Augenblicken. Fast theatralisch und eher opulent singt er sich durch "Disgust for the poor", ein Stück über den Kapitalismus und das, was er mit uns macht. "Our country is rich – it collects other countries' things / We're busy we have slaves and the joy that it brings / We step over some waves and force through a few / But you don't really want change now, do you?" In "On wine and Jesus Christ" nähert er sich seiner eigenen Beziehung zum Alkohol und bettet seine Gedanken und Überlegungen in einen trotz minimalistischer Umsetzung packenden, mehr als sechsminütigen Erzählstrom. Nahezu cineastisch wird es in "We are gathered", einer ausufernden Nummer, die ganz langsam beginnt, sich furios steigert und kurz vor dem endgültigen Ausbruch sanft ausklingt. "Dream 2066" schließlich setzt einen passenden Schlusspunkt. Die Nische, und das ist nun wirklich keine neue Erkenntnis, lockt immer wieder mit dem Besonderen.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Notes from the drive between Simat and Alcoi
  • Baleen whale
  • Disgust for the poor

Tracklist

  1. Western hemisphere
  2. Notes from the drive between Simat and Alcoi
  3. Baleen whale
  4. Terns took turns
  5. Disgust for the poor
  6. On wine and Jesus Christ
  7. We are gathered
  8. Dream 2066
Gesamtspielzeit: 45:10 min

Im Forum kommentieren

Martinus

2023-12-02 18:33:10

Ich finds auch stark und tendiere ebenfalls zwischen 7 und 8.

Grizzly Adams

2023-11-15 21:43:17

Verdiente Wertung auf jeden Fall. Vllt sogar noch ein Pünktchen mehr.

Armin

2023-11-15 20:55:10- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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