Augustine - Youth and why it ends

OKT8 / Better-Things
VÖ: 03.11.2023
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Lauter letzte Liebeslieder

Augustine singt in der Tonhöhe einer Quietscheente. Fachlich korrekt ausgedrückt: Augustine, eigentlich Fredrik Gustafsson, nutzt die Falsett- oder Kopfstimme, bei der die Stimmbänder nur an den Rändern schwingen, und erreicht damit die höchste Oktave – wie z.B. Jimmy Somerville. Diese Gesangstechnik prägt auch den zweiten Longplayer des heute 27-Jährigen, "Youth and why it ends". Anders als Somerville aber trägt Gustafsson Songs nicht komplett mit der Kopfstimme vor, sondern variiert.

Der Slalom seines Gesangs zwischen tieferen Tönen und hohen Falsett-Tonlagen ist das Erkennungsmerkmal des aus Schweden stammenden Künstlers und macht die Qualität seiner Musik aus. Neben der besonderen Stimme dominieren Keyboard und elektronisch erzeugte Drumrythmen die Kompositionen auf dem neuen Album; das Ergebnis klingt einerseits nach modernem Bedroom Pop und andererseits kitschig-retro nach Melodien aus den Siebzigern und Achtzigern.

Das Liebeslied "Woman", die erste Singleauskopplung, beginnt mit einem Seventies-Pop-Auftakt und lässt das Schlaghosen-und-Prilblumen-Jahrzehnt musikalisch wiederauferstehen: Die Discokugel gehört eingeschaltet, man erwartet förmlich das Auftauchen von Augustine im Glitzeranzug mit dem Mikro in der Hand. Verträumt, verliebt, verzückt schnulzt er den Refrain: "You changed the boredom / I know where I wanted to be / Ah you cause new ripples in me." Das Thema Liebe beschäftige ihn ständig, aber er habe es satt, verriet Fredrik Gustafsson 2020 in einem Interview, und jedes Mal, wenn er mit dem Schreiben eines Liedes fertig sei, denke er: "Das muss das letzte Liebeslied sein." Hat aber nicht hingehauen, Fredrik ... Die zweite Single "Teach me" ist noch so ein Liebeslied, sehnsuchtsvoll singt Augustine die Angebetete an, ihm mehr von sich zu lehren: "I don't know a single thing but you can / Teach me / Teach me." Begleitsound: Achtziger-Pop. Richtig schönen Quietscheentengesang bietet uns der Künstler in "Surface" – die Nummer startet langsam in hoher Tonlage und entwickelt sich zu mehr Tempo und tieferem Gesang hin. Ein Pop-Highlight liefert das Stück "Friend's house party": Zu treibenden Percussions singt Augustine mit hoher Stimme im schnellen Wechsel mit einer tiefen Stimme, und das wirkt wie ein Einander-zu-Singen – grandios. Die Tracks "Late night" und "Everything that goes" plätschern dagegen mit Langweilpotenzial soft dahin. Zusammengefasst: ein gutes Pop-Album mit Schwächen.

In Schwedens Musikszene ist Augustine längst ein Begriff: Seine Songs wurden über 50 Millionen Mal gestreamt, und er heimste 2022 zwei schwedische Grammy-Nominierungen ein – in den Kategorien "Album des Jahres" und "Alternative Pop des Jahres". Berücksichtigt man, dass Gustafsson erst 2019 seine erste Single "Luzon" veröffentlicht hat, ist das ein steiler Aufstieg. ABBA, The Cardigans, First Aid Kit und jetzt Augustine? Aus Schweden kommt schon seit jeher viel melodisch-weichgespülter Sound zu uns rübergeschwappt.

(Achim Keil)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Woman
  • Friend's house party

Tracklist

  1. Friend's house party
  2. Woman
  3. For the moment
  4. Fever
  5. The approaching crisis
  6. Teach me
  7. Campus
  8. Everything that goes
  9. Surface
  10. Late night
Gesamtspielzeit: 31:51 min

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Armin

2023-11-15 20:54:23- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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