Taylor Swift - 1989 (Taylor's version)
Republic / UniversalVÖ: 27.10.2023
It's not a peak, it's a plateau
Man hätte es kaum für möglich gehalten, aber Taylor Swift ist dieses Jahr noch omnipräsenter als zuvor schon. "Midnights" hallte noch etwas nach, wurde dann vom Trubel der riesigen und unglaublich schnell ausverkauften "Eras"-Tour verschluckt, die es nun als Konzertfilm auch noch auf die Kinoleinwand geschafft hat. Während sich ihr Song "Cruel summer" vom 2019er-Album "Lover" zunächst allein durch Fan-Konsum, dann mit Push durch Live- und Remix-Version langsam und verspätet an die Spitze der US-Singlecharts schob, bereitete Swift den Release ihres zweiten Rerecording-Projekts nach "Speak now (Taylor's version)" innerhalb des Jahres 2023 vor. Wie passend, dass "1989" dieses Mal dran ist – genau die Platte, welche Swift im Jahr 2014 endgültig und weltweit zum Massenphänomen machte. Dass Swift immer noch so hoch im Kurs steht, ist nicht zu geringen Anteilen ebendiesem Album zu verdanken.
Schon der Vorgänger "Red" hatte sich stark vom Country entfernt, auf "1989" finden sich allerdings nicht mal mehr homöopathische Dosen davon. Es ist ein Synthpop-Album – nicht ganz in dem Stil des titelgebenden Jahres wie vielleicht beabsichtigt, sondern so, dass es 25 Jahre später zeitgemäß war. Belohnt wurde das mit vielen Hits, allen voran das nicht totzukriegende "Shake it off". Die launige Anti-Hater-Sause ist viel besser als ihr Ruf, bleibt aber trotzdem noch hinter dem großartig drückenden "Blank space" zurück. Das tolle "Style", das energische "Out of the woods", das wunderhübsche "Wildest dreams"? Funktionieren auch heuer noch tadellos. Vor allem "Bad blood" ist und bleibt allerdings ein unangenehmer Fingerzeig in Richtung "Reputation" und das erste Indiz dafür, dass vordergründige Bissigkeit Swift viel weniger steht als spitzfindige Ironie. Die hiesige Deluxe-Edition tackert übrigens noch eine Neuaufnahme des Single-Mixes mit Kendrick Lamar an, der zum zweiten Mal seinen Scheck einstreichen darf. Good for him.
Und ja, im Streit darum, ob denn "Speak now", "Red" oder eben "1989" das beste Album der Swift-Popwerdungs-Phase ist (es ist "Red", Leute!), lässt diese Platte neben riesigen Highlights durch wenige Füller ein paar Punkte am Wegrand liegen. Das schickt sich "1989 (Taylor's version)" nicht nur dadurch an zu kompensieren, dass "New romantics" nun verdientermaßen fester Teil des Ablaufs ist und nicht mehr als Bonustrack versauern muss. Sondern mit den obligtorischen "From the vault"-Tracks. Diesmal sind es nur fünf an der Zahl, so dass die Neuaufnahme im Gegensatz zu ihren Vorläufern auf eine CD passt. Zum Großteil sind diese weniger auffällig und ruhiger als die fürs ursprüngliche Werk ausgewählten Songs. Ja, ein Titel heißt zwar "'Slut!'", ist aber so verhuscht, dass er sich anfangs kaum bemerkbar macht. "Being this young is art", stellt Swift fest, während sie sich in Was-wäre-wenn-Szenarien träumt: "But if I'm all dressed up / They might as well be looking at us / And if they call me a slut / You know it might be worth it for once."
Am meisten Mehrwert bietet das dynamisch gestaltete "Say don't go", dessen unerwartet peppiger Refrain einen hübschen Kontrast zur Stophe bildet. Die medium temperierten, aber sehr unterhaltsamen "Now that we don't talk" und "Is it over now?" tragen Swifts Lieblingsthema schon im Titel. "You grew your hair long / You got new icons / And from the outside it looks like you're trying new lives on / [...] / I don't have to pretend I like acid rock / Or that I'd like to be on a mega yacht." Nach "1989" hätte sich Swift natürlich einen ganzen Yacht-Hafen kaufen können. Es war der Höhepunkt des Anstiegs, dessen Beginn mit dem selbstbetitelten Debüt als "Taylor's version" ebenso noch aussteht wie der folgende Fall mit "Reputation". Welcher – wie man heute weiß – ihrer Karriere nachhaltig kaum einen Kratzer hinzugefügt hat. Vielmehr hat es sie interessanter, vielfältiger gemacht, sie zu Veränderungen gebracht, weswegen sie heute da steht, wo sie steht. Aber das ist wiederum eine Geschichte für ein anderes Rerecording.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Blank space (Taylor's version)
- Style (Taylor's version)
- Wildest dreams (Taylor's version)
- New romantics (Taylor's version)
- Say don't go (Taylor's version) (From the vault)
Tracklist
- Welcome to New York (Taylor's version)
- Blank space (Taylor's version)
- Style (Taylor's version)
- Out of the woods (Taylor's version)
- All you had to do was stay (Taylor's version)
- Shake it off (Taylor's version)
- I wish you would (Taylor's version)
- Bad blood (Taylor's version)
- Wildest dreams (Taylor's version)
- How you get the girl (Taylor's version)
- This love (Taylor's version)
- I know places (Taylor's version)
- Clean (Taylor's version)
- Wonderland (Taylor's version)
- You are in love (Taylor's version)
- New romantics (Taylor's version)
- "Slut!" (Taylor's version) (From the vault)
- Say don't go (Taylor's version) (From the vault)
- Now that we don't talk (Taylor's version) (From the vault)
- Suburban legends (Taylor's version) (From the vault)
- Is it over now? (Taylor's version) (From the vault)
Im Forum kommentieren
Mr Oh so
2024-07-31 18:02:28
Writing Credits sind heutzutage Verhandlungsmasse.
zolk
2024-07-31 17:32:39
Auffällig ist, dass Taylor bei wikipedia eigentlich bei allen ihrer Songs, wo die Producer-Credits mit angegeben sind, immer auch mit in der Liste auftaucht.
Lediglich dort, wo Max Martin seine Finger als Producer mit im Spiel hat, durfte sie anscheinend nichts anfassen.
Obrac
2024-07-31 16:57:11
Ja, stimmt, die deutsche Wikipedia-Seite hatte die Writingcredits nicht und ich hielt Produzentencredits dafür, mea culpa.
Felix H
2024-07-31 16:39:57
Ihr Name taucht bei allen Songs in den Writer-Credits auf, bei "This Love" allein. Sicher genau hingeguckt?
Obrac
2024-07-31 16:32:06
Dafür, dass sie nach eigener empörter Aussage "ALLE" ihre Songs selbst schreibt, taucht ihr Name tatsächlich in den Credits bei auffallend wenigen Songs auf diesem Album auf.
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