Crystal Fighters - Light+

PIAS / Rough Trade
VÖ: 03.11.2023
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Digitalpakt macht Schule

Vier Jahre haben sich Crystal Fighters Zeit gelassen für ein neues Album, und es gibt Redebedarf. Denn bekannt ist die im Baskenland gegründete Band vor allem für ihre Festivalauftritte, für ausgelassene Party und das Lebensgefühl des ewigen Sonnenscheins. Damit spielen sie sich seit 2010 in die Herzen mindestens aller Pluderhosenträger, sind aber auch weit darüber hinaus in der Indieszene verwurzelt. Schließlich zündet die Mischung von traditionellen baskischen Klängen mit Indiepop ganz hervorragend. Allerdings zeichnete sich 2019 mit dem Album "Gaia & friends" schon ein Weg ab, den die Band wahrscheinlich als Weiterentwicklung empfindet: die zunehmende Verlagerung des Sounds in elektronische Gefilde. Das ist einerseits schade, denn gerade Crystal Fighters leben von der exotischen Instrumentierung ihrer Songs, die sie eben klingen lassen wie keine andere Band, sondern wie Crystal Fighters. Sänger Sebastian Pringle verkündet stolz, für das vorliegende "Light+" über sechzig Songs geschrieben zu haben. Die ketzerische Frage lautet: Sind die jetzt veröffentlichten zehn Titel wirklich die beste Auswahl? Es lässt zumindest vermuten, dass es heute ein bisschen zu einfach geworden ist, am Rechner ein paar Beats zusammenzuklicken.

Aber der Reihe nach. "Lights+" eröffnet mit richtig starken Songs, "We got hope" zieht den Hörer sofort in den bekannten Partykosmos mit Gilbert Vierichs Percussionarbeit, die einfach Spaß macht. Diese ist auch bei "Carolina" zu hören, einem Song, der sich mit seiner eingängigen Struktur sofort ins Ohr frisst. Danach wird es für den eingefleischten Crystal-Fighters-Fan, der die Band von Festivals kennt, schon schwieriger: "Manifest" schleicht ein bisschen auf sphärischen Klängen dahin, wobei man schon fast vergessen hat, dass gerade Musik an ist. Das Wegdämmern hält aber nur knapp zweieinhalb Minuten, weil dann mit "Multiverse" der synthetische böse Zwilling von Crystal Fighters die Zuhörenden auf eine EDM-Party locken möchte. Ab diesem Zeitpunkt wird die Platte zur Achterbahnfahrt. Die Vorabsingle "Love x3" gaukelt nochmal Normalität vor, dass es sich doch um ein ganz gutes Album handeln könnte. Spätestens mit "Tranquilo" hätte "Light+" dann einfach zu Ende sein können. Doch besagter böser Zwilling in Gestalt von Sebastian Pringle zeigt dann erst richtig, was in der Pandemie aus der Kombination Isolation plus eigenen Songideen ohne Band plus Synthesizer werden kann: drei schreckliche, und fünfzig weitere, hoffentlich niemals veröffentlichte Songs. Da hilft es auch nicht, dass die Band anführt, in der Pandemie vor allem Ghost Culture gehört zu haben. Das mag ein Einfluss gewesen sein, aber man hätte zumindest einmal prüfen können, ob die Beats von Ghost Culture für das eigene Material überhaupt passen. Um es positiv zu formulieren: Die Band läuft auf diesem Album nicht Gefahr, in die Folklore abzurutschen.

Man darf gespannt sein, wie Crystal Fighters diesen digitalen Kurswechsel auf die Bühne bringen wird. Lassen sie die Songs einfach weg? Werden die synthetischen Beats durch Schlagzeug und Percussion ersetzt, um dann im Bandkontext doch zu funktionieren? Oder schickt Pringle seine Mitstreiter für zwanzig Minuten von der Bühne, um dann ein DJ-Set mit Sängerinnen abzufahren? Um sich auf ein Konzert der ohne Frage genialen Live-Band einzustimmen oder einfach gute Laune zu verbreiten, sollte man lieber auf ein altes Album der Band zurückgreifen, da macht es "Lights+" dem Zuhörer irre schwer. Es kommt einem der alte Schlachtruf "Digital ist besser" von Tocotronic in den Sinn – er könnte ironisch gemeint sein.

(Stephan Dublasky)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • We got hope
  • Carolina
  • Love x3

Tracklist

  1. We got hope
  2. Carolina
  3. Manifest
  4. Multiverse
  5. Love x3
  6. End the suffering
  7. Tranquilo
  8. Hold me
  9. Search
  10. Let me go
Gesamtspielzeit: 34:58 min

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Armin

2023-11-08 21:57:53- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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