
Wheat - Per second, per second, per second... every second.
Aware / Columbia / SonyVÖ: 26.01.2004
Weil die Zeit sich so beeilt
Es ist ein Weilchen her, daß sich eine etwas andere Indie-Band von der amerikanischen Ostküste mit unaufdringlichen Songs und bittersüßen Melodien vom College-Rock-Einerlei abhob. Wheat ließen auf "Medeiros" und vor allem auf dem von Dave Fridmann (The Flaming Lips, Mercury Rev) produzierten Vorgänger "Hope and Adams" butterweiche Verzweiflung und schwebende Gitarren mit sanfter Elektronik flirten. Und die sanfte Niedergeschlagenheit ließ einen schüchternen Ohrwurm namens "Don't I hold you" um die Ecke lugen. So viel Zurückhaltung schaffte einige Sympathien.
Jetzt meldet sich der Dreier aus Massachusetts nach fast fünf Jahren Pause mit "Per second, per second, per second... every second." zurück. Auf einem Majorlabel, mit Hochglanz-Produktion und offensichtlichem Singlehit. "I met a girl". Chartfutter? Ausverkauf? Und schlimmer noch: Banalität? Nun, aufs erste Ohr könnte man Wheat all das unterstellen. Viel Licht, noch mehr Fröhlichkeit und jede Menge Dur. An die Stelle ehedem matter Texturen legen sich wirbelndes Schlagwerk und tänzelnde Melodien. Und Fridmann, der auch dieses Mal wieder Hand an die Regler legte, tauchte diesen Haufen hibbeliger Schrammeleien in Klarlack. Jede Sekunde ein gewolltes Spektakel.
Die Unschärfen fallen einem erst später auf. Kein Wunder, denn Scott Levesques meist euphorischer Vortrag überdeckt so manchen textlichen Abgrund. Da säuselt er in "Go get the cops" sanft mit den Worten des prügelnden Eindringlings, da schunkelt er scheinbar grinsend durch Zeilen wie "Wouldn't you say / That I've been an idiot for you?", da flötet er nur beinahe frisch verliebt "I met a girl I'd like to know better / But I'm already with someone." Und manchmal scheint eine vorlaute Baßlinie dem Gesang einfach davonzulaufen.
So verwischt der oberflächliche Populismus von "I met a girl" oder "Can't wash it off" bei näherer Betrachtung. Man lauert ein Feedback, mal taumelt der Rhythmus geradewegs auf den Abgrund zu. Und doch büßt kaum ein Moment von "Per second, per second, per second... every second." diese manchmal anbiedernd wirkende Eingängigkeit ein. Wo sich schon die Geschichten dem Alltag von Jane und John Doe widmen, möchten die Songs einfach nur den Vorstadt-Alltag auflockern und die Zuhörer nicht überfordern. Ein verständlicher Vorsatz, ein verständliches Album.
Highlights & Tracklist
Highlights
- These are things
- Go get the cops
- Hey, so long (Ohio)
- Don't I hold you (Remix)
Tracklist
- I met a girl
- Breathe
- These are things
- Life still applies
- Go get the cops
- Some days
- World united already
- Hey, so long (Ohio)
- The beginner
- Can't wash it off
- Closer to Mercury
- This rough magic
- Don't I hold you (Remix)
Im Forum kommentieren
ahjo
2005-02-02 02:14:54
Ach Oliver,
lehn dich mal zurück und hör dir die Platte mal in Ruhe an. Auch die ersten beiden Alben waren grandios, dies aber nun überragend. Nimm mal die ganzen Kleinigkeiten wahr, wenn du denn kannst.
Viel besser kann Gitarrenpop wirklich nicht sein.
Seam hat auch jeder für Melancholiker gehalten. Und? Der Kerl hat in den Staaten den ganzen Tag nur Basketball gespielt.
Verabschiede dich mal von dieser Verhaltensweise, Musik verwalten zu wollen. Erleb´ sie einfach mal, ohne an 0 oder 10 zu denken.
Oliver Ding
2005-02-01 17:21:27
Leider viel zu sonnenscheinig, um die alte Intensität zu erreichen.
captain kidd
2005-02-01 16:59:21
ja, klar. aber echt gar nicht so übel. das, was jimmy eat world nie hinbekommen werden. ein richtiges popalbum mit gitarren.
klostein
2005-02-01 16:52:55
Mit Verlaub: Beschissener Albumtitel!
captain kidd
2005-02-01 16:29:39
gar nicht so übel. hatte es jetzt erst gehört. dachte, die wären anders. aber das ist ja teilweise grandioser pop. nur die letzten drei lieder sind leider absoluter schrott. ansonsten alle achtung. ein modernes gitarrenpop album. schön schön.
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