Bosse - Übers Träumen

Universal
VÖ: 27.10.2023
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Falsche Neun

Eigentlich müsste diese Rezension mit dem leicht beschämten Satz "Hey Aki, also, diese Referenzen da unten ... es tut uns echt leid, aber ..." beginnen. Achselzuck-Smiley. Nein, stop! Am allereigentlichsten möchte man sich diesen Axel Bosse krallen, ihn an die nächste Theke schleppen und dann bei einem großen Bier einfach sagen: "Also, Du weißt, wir mögen Dich wirklich. Aber wieso klingt das denn bei Dir jetzt auch so ... ähm ... ?!" Es fällt schwer, das passende Adjektiv zu finden. Aber im Kontext seines neunten Studioalbums bringt das Herumdrucksen auch nichts: Wir können die Enttäuschung an dieser Stelle nicht vom Tisch, ähm, vom Tresen wischen.

"Der Aki", wie sie Bosse in der Musikbranche liebevoll tauften, ist trotz des riesigen Erfolgs authentischer, talentierter, kantiger als der seit schon über einer Dekade die Republik in schleimiges Schmierfett packende Neo-Schlager-Mainstream von Giesinger, Weiss, Bourani und wie sie alle heißen. Natürlich! Aber, und das Aber ist kein kleines: Aktuell fällt es beim Bosse-Hören schwer, Unterschiede festzustellen. Irgendwie kann man ihm im gefühligen Opener "Bleib bei mir" einerseits die Unsicherheit abnehmen, jene Angst vor der tiefen Depression, vor der Zukunft angesichts unserer in kriegerischer Gewalt und sozialer Spaltung versinkenden Welt. Leider packt er das auf der anderen Seite in ziemlich generische, vorhersehbare Musik, getragen von einem abgegrasten Piano-Thema und Computer-Percussions. Ein forscherer, aber ebenso fader Drumbeat wurde der auf Hit getrimmten Auskopplung "All Time Favourite" übergestülpt. Der Text ist sympathisch, aber platt, der Refrain löst umgehend den Penetranz-Alarm aus. Da nützt auch die halbwegs subtil verpackte "Rock'n'roll queen"-Reminiszenz an The Subways wenig.

Der luftig-fluffige Pop von "Kreuzbergmädchen" steht stellvertretend für den Ansatz des Künstlers, ein verträumtes und schwebend anmutendes Album zu schreiben. Perfekt für den Herbst? Dass jenes Stück wie einige andere zwar nicht groß stört, allerdings trotz jazziger Bläser-Ideen musikalisch und vor allem textlich dünn daherkommt, ist schade, aber repräsentativ für die Platte. Und kann angesichts des Backkatalogs – erinnert sei an "Wartesaal" oder "Kraniche"-Zeiten – nur für Ernüchterung sorgen. Ähnliches gilt für "Salzwasser", das auch der HipHop-Flow nicht aus der Beliebigkeit ziehen kann. "Loslassen lernen" startet mit der innovativen Weisheit "Es gibt keinen Neuanfang / Ohne ein Ende". Sicherlich ein wichtiges Thema für uns alle, die wir zu gern an Vertrautem und Gewohntem festhalten, beides zum Halt und zur Orientierung brauchen. Unter der schützenden Bettdecke aber macht es sich trotz Bosses starker Gesangsperformance leider auch bloß ein simples Trennungsliedchen bequem.

Und während man sich im seichten, soulig angehauchten "Hanna" quasi diebisch freut, gegen Ende mal ein paar freche, sozialkritische Töne entdeckt zu haben oder in "Nur noch ein Lied", der Kollabo mit Lea, zumindest mal einen packenden, mit Knalleffekt punktenden Refrain vernimmt, ist da leider noch das grausam quälende "Ein Traum". Liebe Leser*innen, wundern Sie sich nicht, wenn Sie diesen Bosse-Song als nächsten Gassenhauer an der Schinkenstraße auf Malle erleben, sollten Sie sich einmal dorthin verirren,. Einmal schütteln, bitte. Und da auch "Ich liebe Dich so" in seiner simplen, kompakten Scheußlichkeit uns in kaum mehr als zwei Minuten einen fies stinkenden Refrain samt "Oh-oh-oh"-Schiss mitten im Gehörgang lässt, schließen wir durchaus geschockt mit der nachdenklichen, ehrlich gemeinten Frage: "Hey Aki, soll das jetzt wirklich Dein Weg sein?"

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Nur noch ein Lied (feat. Lea)

Tracklist

  1. Bleib bei mir
  2. All Time Favourite
  3. Ein Traum
  4. Ich liebe Dich so
  5. Loslassen lernen
  6. Kreuzbergmädchen
  7. Ice Cream Universum
  8. Salzwasser (feat. Alligatoah)
  9. Fiebertraum
  10. Hanna
  11. Nur noch ein Lied (feat. Lea)
  12. Royales Morgenblau
  13. Schlaf bei mir ein
  14. Ich tagträume
Gesamtspielzeit: 43:50 min

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musie

2024-01-13 08:21:19

ein Traum ein Traum ein Traum ein Traum ein Traum ein Traum…

jo

2024-01-13 05:45:13

War schon immer Kalenderspruchmucke. Tomte bei Wish.

Ach nee... Da geben sich beide nicht viel.

Eiersalat

2024-01-12 22:54:07

War schon immer Kalenderspruchmucke. Tomte bei Wish.

Armin

2024-01-12 18:59:33- Newsbeitrag

„Der letzte Tanz“ 3 Wochen an der Spitze der TikTok DE Hot 50



Liebe Kolleg*innen,



Seit mehr als 20 Jahren ist Aki Bosse eine feste und gefeierte Musik-Größe in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nun gelingt ihm ein echter TikTok-Coup:
Drei Wochen in Folge ist sein Song „Der letzte Tanz“ als Akustikversion auf Platz Eins der TikTok DE Hot 50 und zählt aktuell ca. 100.000 Creations, vergleichbar mit Nina Chubas Hit „Wildberry Lillet“.



„Der letzte Tanz“ wurde im Original erstmals 2020 veröffentlicht und erschien auf seinem 2021er Album „Sunnyside“. Mittlerweile wurde die Single mit Gold veredelt und ist zurück in den deutschen Singlecharts. In Österreich und der Schweiz erzielt Bosse damit aktuell seine bislang erfolgreichsten Chartplatzierungen.



„Größte Freude zu sehen, was die Leute mit und aus diesem Song machen. So viele echt berührende Creations. Ich kann da einfach nur danke sagen und freue mich auf die Konzerte dieses Jahr mit Euch allen,“ so Bosse über seinen TikTok-Erfolg.



Am 19.01. wird Bosse bei NDR Das! seinen neuen alten Hit performen.
Außerdem steht die große Hallentour ab April an. Alle Termine unter: https://www.axelbosse.de/

jo

2023-10-27 19:18:45

@Swifferix:

Ich fand es bezeichnend. Denn den Song kann man von den anderen auch nicht unterscheiden. Insofern passt das schon alles.

Wirklich ein mieses Album, dieses Mal. Ohne jegliche Lichtblicke, wie es bei "Alles ist jetzt" zum Beispiel noch der Fall war.

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