DJ Sabrina The Teenage DJ - Destiny
Spells On The TellyVÖ: 13.08.2023
Baby one more hour
Die Sommerträgheit geht auch an Plattentests.de nicht spurlos verüber. Kaum klettern die Temperaturen mal auf über 25 Grad, ist die große Lethargie angesagt. In jeder zweiten Mail steht irgendwas von "Sommerloch", die großen Musiknews werden auch nur so halb überflogen, auf Facebook werden die Memes schneller recycelt, als Du gucken kannst. Und dann haben wir den Salat im Herbst. Nicht nur, dass sich plötzlich dicke Rezensionsstaus bilden. Auch rutscht gerne ein wirklich, wirklich perfektes Album für die warme Jahreszeit fürs Rezensieren pünktlich auf das Einsetzen der Herbstkälte. Dumm gelaufen. Aber deshalb verschweigen, dass DJ Sabrina The Teenage DJ ein kurioses, interessantes, eigenwilliges und unterm Strich wirklich grandioses Projekt ist? Wäre ja auch blöde.
Die namensgebende Teenagerin ist das Hirngespinst zweier Producer aus London, deren Identitäten bis heute unbekannt sind. Wenn man weniger Pressekram und Liveauftritte machen muss, hat man offenbar mehr Zeit zum Musikmachen, weshalb "Destiny" nicht nur bereits das neunte Album innerhalb von gerade mal sechs Jahren ist, sondern mit knapp vier Stunden Spielzeit die nicht gerade kurzen Vorgänger alle längentechnisch in die Tasche steckt. Die Formel hat sich seit dem Debüt "Makin' magick" oder der 2020 viral gegangenen Rettung im Lockdown "Charmed" wenig geändert: Stilistisch geht mehr oder weniger alles und zwar am besten gleichzeitig, vermischt zu einer tanzbaren, sonnendurchtränkten Mischung. Das erinnert an die Plunderphonics-Kollegen The Avalanches, deren Sound aber weitaus reduzierter und weniger textural ist. Die Stücke auf "Destiny" türmen dagegen gerne Schicht auf Schicht, bis sie ihre zweite Hälfte mit voller Wucht durchlaufen.
Die Versatzstücke kieksen und blubbern dabei immer wieder hervor, ordnen sich jedoch immer dem überbordend nostalgischen Gefühl unter, welches jedes ihrer Alben zu solch stark zusammenhängenden Erlebnissen macht. Durch die nahtlose Abmischung der geschlagenen 41 Tracks sind Grenzen sowieso fließend. Es geht hier nicht um Hooks oder Strukturen – "Destiny" ist vor allem ein Trip, den man sich in voller Länge geben oder immer wieder in Etappen den Moment untermalen lassen kann. Die vermeintlich unhandliche Länge wird sowas von zur Nebensache, wenn die Euphoriekanonen einander jagen wie Hunde am Strand. Genres sind dabei erkennbar und nichts gibt ein besseres Gefühl für das Geschick, mit der Stile verwoben werden, wie wenn die Saxofon-Schnulze "The end" ohne merklichen Bruch auf das folgende, von Witch House geküsste "I'm taken" trifft. HipHop? Soft Rock? EDM? Alles irgendwo hier drin.
Der von "Sabrina the teenage witch" beeinflusste Name spielt mit der stringent durchgehaltenen Cover-Ästhetik im Stile von Computerspiel-Rendergrafiken der Neunziger da nur mit in die Karten. Augenzwinkernd geben manche Titel den Zerrspiegel der Teenie-Pop-Hits, die Tracklist klingt wie aus einer Bravo von 1997 abgeschrieben. Es geht um Sorgenfreiheit, um Glücksgefühle. Der Sog, den "Destiny" in fast jedem Stück entwickelt, die Dynamik, welche schnellere Banger mit relaxten Ruhepolen in Bekanntschaft bringt, all das ummantelt sehr schnell jegliche Skepsis, lässt das Gefühl für Zeit völlig links liegen und holt die Sonne raus. Auch dann noch, wenn draußen schon wieder die Blätter auf den Boden fallen. Denn der nächste Sommer kommt ganz sicher.
Highlights & Tracklist
Highlights
- -
Tracklist
- Honey
- The rhythm
- Destiny begins
- Brave
- For now and forever
- Garden party
- Got 2 b
- It's still me
- Something new
- Because love
- Get over it
- Will u b mine
- I'll always be there
- I'm giving you up
- Destiny
- Invincible (Something to hold on to)
- The end
- I'm taken
- My own
- He's my baby
- Out of nothing
- I just wanna be with you
- I know it's stupid
- Vibrations
- DestiNY FM
- Dance now
- Over u
- It happened to me
- Stay
- Doubts
- Actions speak louder
- Hey, it's gonna be okay
- Figuring it out
- All I can feel
- Who's your favorite artist?
- Bewitched
- Destined
- Some kind of destiny
- Without crying / Without hiding
- Slowdown (It's never too late)
- [Yenoh]
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tjsifi
2023-10-19 14:15:09
WTF!? Läuft gerade nebenher...bin mir nicht sicher was ich davon halten soll. Schlecht ist das nicht aber weniger ist mehr?
Armin
2023-10-18 20:37:00- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- DJ Sabrina The Teenage DJ - Destiny (2 Beiträge / Letzter am 19.10.2023 - 14:15 Uhr)