Clowns - Endless

Fat Wreck / Edel
VÖ: 20.10.2023

Natürliche Auslese

2022 beschloss das UK-Punk-Duo Slaves, seinen problematischen Namen abzulegen und sich fortan Soft Play zu nennen. Bemerkenswert nach zehn Jahren Bandgeschichte, aber natürlich in der Sache komplett nachvollziehbar und wenig erklärungsbedürftig. Und doch wurden Isaac Holman und Laurie Vincent von einer Welle der Missgunst überrascht, die in Form von bissigen Kommentaren der eigenen Anhängerschaft über sie hereinbrach. Sie machten das Beste daraus und veröffentlichen den Song "Punk's dead", der ausschließlich aus den abfälligen Einlassungen ihrer Hörer*innen besteht. Clowns denken nicht über eine Namensänderung nach. Trotzdem zogen auch sie sich in Windeseile den Hass angeblicher Fans zu, als sie "Bisexual awakening" als Vorbote zu ihrem neuen Album "Endless" veröffentlichten. Zeilen wie "I spent 28 years walking these streets so confused / Too straight to be gay / And too gay to be straight" reichten offenbar aus, um bei Teilen der Hörerschaft angeekelte Abwehrreaktionen auszulösen.

Der provokative Song ist auch deswegen besonders, weil er sich als einer der wenigen auf dem fünften Studioalbum der Australier nicht um Tod und Unsterblichkeit dreht. Beim wunderbar ungestümen "Formaldehyd" hat Sänger Stevie Williams die passende Chemikalie gefunden, um sich für alle Zeiten zu konservieren. In "Z3r0s&0n3s", das sich auch auf dem aktuellen Release von The Hives gut gemacht hätte, geht es der Menschheit dank künstlicher Intelligenz an den Kragen. Zum polternden Hardcore und Punkrock der Fünf gesellen sich auf "Endless" schrille Gitarren und thrashige Parts, die an Heavy Metal der Achtziger Jahre erinnern. Bei "Scared to die" walzen die Gitarristen Jarrod Goon und Cameron Rust drauflos wie Iron Maiden zu ihren besten Spandexhosen-Tagen, beim brutalen "Deathwish" malträtiert Drummer Jake Laderman sein Spielgerät. Auch "Sarah" findet sich auf dem Album, das aufmerksame Fans der Band von der bereits 2021 veröffentlichten Vinyl-Single kennen. Entgegen der naheliegenden Vermutung geht es in dem Song nicht um ein weibliches Geschöpf selben Namens, sondern um das Glückshormon Serotonin. Der Serotoninspiegel dürfte bei allen in die Höhe schnellen, die sich zum zappeligen "I got a knife" in den Moshpit stürzen. Clowns haben sich für den Track Cecilia Boström, Frontfrau der schwedischen The Baboon Show, als schnaubende Unterstützung an die Seite geholt.

Für das Albumfinale lässt sich die Band aus Down Under immer ein besonderes Schmankerl einfallen. Diesmal ist es ein fast neunminütiges Country-Metalpunk-Stück, in dem der Host des True-Crime-Podcasts "Casefile" die Geschichte des legendären Kriminellen Ned Kelly erzählt. Dazu hört man Max Bobzin von Feine Sahne Fischfilet an der Trompete. Seine Gäste kann man sich aussuchen, bei den eigenen Fans funktioniert das nicht so einfach. Mit "Bisexual awakening" haben Clowns immerhin dafür gesorgt, dass ihre Anhängerschaft um ein paar homophobe Flachpfeifen ärmer ist.

(Andreas Rodach)

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