
Briston Maroney - Ultrapure
Atlantic / WarnerVÖ: 22.09.2023
Die Fahrt geht weiter
44 Sekunden und vier Zeilen braucht Briston Lee Maroney, um (wieder) in Fahrt zu kommen. Im Auto sitzt er schon, so wie sich das Intro seines Albums "Ultrapure" anhört mit Straßengeräusch im Hintergrund: "I was born to forgive you / Ultrapure like a child / I would walk through this fire / Full of doubt with a general smile." Dann fährt er los. Die großartige Single "Body" ist der erste Aha-Moment. Der Amerikaner aus Knoxville, Tennessee kann eben leise und laut, introvertiert und auch aus sich rausgehen, denn dem Rock-Song wohnt eine mutige Schwere inne. Die Gewissheit, dass der Körper irgendwann nur noch eine leere Hülle sein wird, aber für den Moment hat er andere Pläne. "But I got today and only plan I've made / Is to love like I might never get to love someone again", versichert er über Gitarren, die aus den 00er-Jahren zu stammen scheinen.
Wohin genau die Fahrt geht, weiß Maroney dabei scheinbar selbst nicht. Man checkt in "Chaos party" mal die Lage aus, aber eigentlich ist es nur ein Zwischenstopp: "Let's go, honey / Crash into a chaos party / Cheeks flushed red, all dressed in black / Pretty good chance that we'll never come back." Aufbruchsstimmung, ein bisschen cheesy, aber eben auch gefühlvoller Rock, der zum Mitsingen taugen kann, ohne komplett aufdringlich zu sein. Doch dann eine Gabelung, ein unbekannter neuer Weg. "Sunburn fades" ist ein leiser, düsterer Moment. Nur eine Gitarre und ein paar leise Sounds, die Enttäuschungen beschreiben. Und Maroneys Stimme, während er sich abfindet: "Does it get better than this? / It will or it won't / And we'll just get used to it." Zum Glück kann er sich in "Sunshine" schon wieder aufrappeln und glaubt mit Akustikgitarre in der Hand, dass die warme Kugel im Himmel auch wieder auf ihn und seine Mischung aus Folk- und Indie-Rock scheinen wird. Er erinnert sich wippend in kleiner Geste an die Liebe: "I wanna thank you for loving me / When I just don't know what to say / Well real love makes you feel at home when you're far away." Deshalb nimmt der 25-Jährige in "Detonator" den Finger auch noch mal vom Knopf, auch wenn der Synth-Bass nervös tickt. Der Bremsfuß stampft eh lieber neben dem Pedal, als es jemals betätigen zu wollen.
Ein bisschen Indierockliebeshymne kann Maroney sich aber nicht verkneifen und liefert auf "Spring" den spannendsten Refrain der Platte, die E-Gitarre macht Rabatz, die Drums sind auch auf größere Locations aus, und irgendwo schwebt ein bisschen Kurt-Vile-Vibe über allem. Ganz übertrieben wird es am Ende zum Glück nicht. "Sink;swim" hingegen holt eine in den Credits leider unerwähnte Sängerin für die erste Strophe dazu und wird mit unschuldigem Klaviroutro und Vogelgezwitscher zum wholesome moment. Wenn das mit den elfenhaften Backing Vocals in manchen Songs nicht am Ende gar ein stimmlich verkleideter Maroney selbst ist – aber sehr sicher nicht. Zuzutrauen wäre es ihm allerdings, immerhin hat er alle (!) Instrumente auf "Ultrapure" selbst eingespielt, auch wenn er nach eigener Aussage an den Drums "suckt". Ein letztes "Awwww" entfleucht einem dann noch, wenn der abschließende Titeltrack plötzlich wieder an die vier Zeilen aus dem Intro erinnert und die Platte abrundet. Eine ganz charmante Sache hat Briston Lee Maroney da abgeliefert, und ganz am Ende ist zwar immer noch etwas Benzin im Tank, aber die letzten Meter rollt der Sänger dann doch lieber aus.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Body
- Detonator
- Spring
- Sink;swim
Tracklist
- Intro
- Body
- Breathe
- Chaos party
- Sunburn fades
- Sunshine
- Delaware
- Detonator
- The idea
- Spring
- Sink;swim
- Skyline
- Ultrapure
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Armin
2023-10-11 22:05:53- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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