KK's Priest - The sinner rides again
Napalm / UniversalVÖ: 29.09.2023
Kleines Karo
Als 2011 bekannt wurde, dass Judas Priest und ihr Gitarrist KK Downing fortan getrennte Wege gehen, stellte dies in vielerlei Hinsicht eine Zäsur dar. Denn Downing war nicht nur Gründungsmitglied der Metal-Legenden, sondern auch im Zusammenspiel mit Glenn Tipton, seinem kongenialen Partner an den sechs Saiten, verantwortlich für einen einzigartigen Sound und unzählige Songs, die die Annalen des Genres eingingen. Wie sich jedoch herausstellen sollte, war der Ausstieg nicht ganz so freiwillig, wie ursprünglich von der Band verkündet. Und als 2018 Judas Priest mit dem Album "Firepower" ein fulminantes Comeback feierten, zeigte seine nahezu zeitgleich erschienene Autobiografie den geschassten Klampfer auf dem schmalen Grat zwischen Abrechnung und dem kleinkarierten Verhalten eines bockigen Kleinkinds, das soeben aus dem Sandkasten geschubst wurde.
Insofern konnte, ja musste man die Gründung der Band KK's Priest als Mittelfinger in Richtung der alten Kollegen verstehen, zumal Downing als Frontmann Tim "Ripper" Owens engagierte, der bekanntermaßen von 1997 bis 2003 selbst bei Judas Priest als Ersatz für den lustlosen Rob Halford tätig gewesen war. Jedoch geriet das Album "Sermons of the sinner" 2021 einigermaßen unter die Räder, da der Versuch, die bessere Priest-Band zu sein, krachend scheiterte. Doch nachdem Downing anlässlich der Einführung in die Rock and Roll Hall of Fame im Jahr darauf tatsächlich ein paar Songs mit den alten Kollegen spielte, hat es den Anschein, als könne er so langsam mit der Vergangenheit abschließen. Zumindest ist dies der Eindruck, der sich mit dem neuen Album "The sinner rides again" schon nach den ersten kurzen Durchläufen aufdrängt.
Denn bei all dem gegenseitigen Angezicke hat Downing eines nicht verlernt – und das ist das Gespür für starke Riffs. So gibt der Opener "Sons of the sentinel" gewaltigst Gas, gekrönt von einem mächtigen Mitgröl-Refrain, herausgefeuert von Owens, der – von Natur aus schon wahrlich nicht untalentiert – so stark wie lange nicht singt. Auch "Strike of the viper" und "Reap the whirlwind" marschieren gnadenlos voran, bleiben zwar ohne große Feinheiten, sind aber genau deshalb so eingängig. Manchmal ist simpel eben mehr. Doch als wollte Downing zeigen, dass er auch mit 71 Jahren noch knallharten Metal schreiben und spielen kann, steht "One more shot at glory" wie ein Fanal da – und genau deshalb ist der Songtitel und seine Referenz an "One shot at glory" vom Jahrhundertwerk "Painkiller" alles andere als zufällig gewählt.
Krankte "Sermon of the sinner" noch am allzu eintönigen Songwriting, gelingt es Downing dieses Mal glücklicherweise, etwas mehr Abwechslung einzubauen. Denn gerade dort, was früher einmal B-Seite hieß, zeigen sich KK's Priest von einer epischeren Seite, welche die Riffs noch ein wenig mächtiger ausfallen lässt, statt weiter bloß drauflos zu ballern. Insbesondere "Keeper of the graves" überzeugt und winkt gerade zu Anfang den Quasi-Nachbarn von Black Sabbath zu – bekanntermaßen sind sowohl die Gottväter des Metal als auch Judas Priest 1969 in Birmingham gegründet worden. Zwar erfinden KK's Priest das Genre nicht neu, vor allem weil die Texte immer wieder zum Fremdschämen sind und wirken, als habe sich eine KI an den üblichen Klischees bedienen dürfen. Doch mit "The sinner rides again" zeigt Downing, dass er weit davon entfernt ist, in Rente zu gehen, treibt einen Owens zu einer der besten Leistungen seiner Karriere – und setzt damit nebenher seine Ex-Kollegen unter ganz gehörigen Druck fürs nächste Album.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Reap the whirlwind
- One more shot at glory
- Keeper of the graves
Tracklist
- Sons of the sentinel
- Strike of the viper
- Reap the whirlwind
- One more shot at glory
- Hymn 66
- The sinner rides again
- Keeper of the graves
- Pledge your souls
- Wash away your sins
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Armin
2023-10-11 22:05:28- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- KK's Priest - The sinner rides again (1 Beiträge / Letzter am 11.10.2023 - 22:05 Uhr)