Florian Grey - Destroying kingdoms

NoCut / SPV
VÖ: 08.09.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Join me in Grey

Dass zumindest der auf Englisch singende Teil der deutschen Dark-Rock-Szene trotz der ihr stilistisch und mental inhärenten Nahtoderfahrungen äußerst lebendig ist, beweist neben Markus Winter und diversen anderen Acts seit einigen Jahren auch der Hamburger Florian Grey. Grey konnte ab 2006 zunächst mit der von ihm gegründeten Band Eves End vor allem live auf sich aufmerksam machen und beachtliche Erfolge im morbiden Milieu vorweisen, begab sich 2011 jedoch auf eigene Wege, die letztlich in der Entstehung einer nach ihm benannten neuen Dark-Rock-Formation mündeten.

Die setzt sich inzwischen zwar aus drei vollwertigen Mitgliedern zusammen, doch der Namensgeber ist die maßgebliche Figur, was zumindest an Songwriting und Gesang gemessen wenig Anlass für Kritik bietet. Denn selbst wenn die lyrischen Ergüsse fast schon genreüblich nicht gerade für den Literaturnobelpreis in Frage kommen, ist die rein musikalische Natur der elf Songs trotz oder vielleicht auch wegen ihrer simplen Beschaffenheit von durchweg überzeugender Qualität. "Destroying kingdoms" geht nämlich von der ersten bis zur letzten Sekunde hervorragend ins Ohr und meistens auch nicht so schnell wieder hinaus.

Das liegt daran, dass sich Florian Grey nicht auf reinrassigen Dark Rock beschränken, sondern einen starken Hang zum Poppigen aufweisen. Ein Merkmal, das im Genre seit HIMs "Join me in death" zum buchstäblich guten Ton gehört, wobei es längst nicht jeden Nachahmern gegeben ist, dank geschmeidiger und dabei nicht zu abgedroschen wirkender Melodien und Refrains ein solches Hit-Potenzial zu entfalten, wie es Florian Grey auf ihrem dritten Album über weite Strecken gelingt. Besonders mit schmissigen Nummern wie "Lie to me", "The great nowhere" und "Starless skies" sind Grey und Kollegen HIMlische Gaben gelungen, die auch auf "Razorblade romance" nicht untergegangen wären.

Es ist aber nicht nur die bloße Eingängig- und Tanzbarkeit, die "Destroying kingdoms" zur ersten Wahl für stimmungsvolle Stunden in laserlichtdurchstochenen Kellerräumen macht. Grey selbst trägt mit seiner charismatischen, in den höheren Tonlagen durchaus auch mit Ville Valo verwandten Stimmlage viel dazu bei – vor allem, wenn er in den düsteren, getragenen Momenten wie "Our thirsty hearts" und im wirklich schönen "Light up the end of the world" phasenweise die Szenerie dominiert. Die lieblichen Pianoklänge im finalen "A road from the end to the beginning", das den Kreis zum eröffnenden Titeltrack schlägt, dürfte dann endgültig jeden Genrefan zum Stelldichein auf der nächstgelegenen Dark-Rock-Party abholen, wo jeder ernstzunehmende DJ diese Platte auflegen würde.

(André Schuder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lie to me
  • The great nowhere
  • Starless skies
  • Our thirsty hearts
  • Light up the end of the world

Tracklist

  1. Destroying kingdoms
  2. Lie to me
  3. The great nowhere
  4. Our undefined loneliness
  5. Starless skies
  6. Nothing left to lose
  7. Our thirsty hearts
  8. Burning waters
  9. Last of us
  10. Light up the end of the world
  11. A road from the end to the beginning
Gesamtspielzeit: 40:18 min

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