
Allah-Las - Zuma 85
Innovative Leisure / Al!veVÖ: 13.10.2023
Ananas
Mal frisch durchlüften und die gröbste Unordnung beseitigen, vielleicht die Möbel verrücken und ein paar Akzente setzen mit neuen Zimmerpflanzen oder Dekokrempel vom Flohmarkt. Was als Rezept für die heimischen vier Wände taugt, scheint auch für Bands, die längst nicht mehr als Newcomer durchgehen, keine ganz schlechte Idee zu sein. Allah-Las haben sich auf Album Nummer fünf jedenfalls den Sand aus den Haaren geschüttelt und auch die Sommersonne brutzelt nicht mehr ganz so unerbittlich über dem verschlurften Retro-Rock. Wäre "Zuma 85" eine Zweieinhalb-Zimmer-Altbauwohnung in Stadtrandlage, sie wäre ausgesucht geschmackvoll und mit Blick fürs Detail eingerichtet, aber alles andere als modern. Und zumindest in diesem Aspekt nicht unähnlich dem verlassenen und verfallenen Strandhaus im Artwork – übrigens eine Fotografie von John Divola, von der auch der Albumtitel entlehnt ist. So gesehen haben die vier Kalifornier am Grundprinzip dann doch nicht so viel geändert. "Vorwärts in die Vergangenheit" lautet die Maßgabe. Aber Allah-Las zelebrieren das Ganze wie schon auf den Vorgängeralben jedoch nicht als mechanische Kopie, sondern eher als liebevolle Hommage. Und mit der nötigen Portion an Selbstironie.
Die gute alte Zeit gegen den ganzen neumodischen Schnickschnack – diesen Gegensatz nimmt "The stuff" gleich mal hops. "They say the old world's better / Than the new world's better / Than the old world's better / Than the new world's better than this." Alles klar? Dazu packen Allah-Las über einem Riff, das wahrscheinlich T.Rex noch persönlich kannte, kurzerhand den Vocoder aus. So eingeläutet lehnt sich das folgende "Jelly" aber zunächst entspannt zurück und drosselt den Ruhepuls. Gemach, gemach. Wobei Allah-Las direkt im Anschluss bei "Right on time" mit einer beiläufig-bezaubernden Melodie und schöner Gitarrenarbeit wieder zu Pop-Hochform auflaufen. Der Song hängt einer verflossenen Romanze nach, schwelgt in Erinnerungen an den perfekten Frühlingstag – oder so ähnlich? "Banana." Eine ganz andere Tonlage stimmt "GB BB" an, das mit schleppendem Groove, Knarzen und Jaulen und roboterhaftem Stakkato-Gesang ein bisschen so klingt, wie man sich Mitte der 70er vielleicht die Zukunft vorgestellt hat. Jedenfalls am Set eines Science-Fiction-B-Movies mit Pappmaché-Planeten und Raumanzügen aus Alufolie.
"Zuma 85" hat viele gute Momente und funktioniert in seinem nonchalanten Eklektizismus zugleich wie eine Art Wimmelbild, auf dem sich bei genauerem Hinsehen respektive Hinhören unzählige Referenzen ausmachen lassen. Da trifft David Bowie den ollen Brian Wilson auf eine Spezi an der Strandbar, The Doors spielen eine Runde Ping-Pong und im Schatten dösen ein paar schräge Gestalten, die entfernt an Roxy Music erinnern. Dass sich trotz oder gerade wegen ausufernder Spielfreude über die volle Distanz auch Längen einstellen, unterstellen wir mal als kalkuliert. Zumal das nicht unbedingt gleichbedeutend ist mit Langeweile. Das instrumentale "Hadal zone" tönt wie eine Mischung aus substanzinduzierter Jam-Session und tropfendem Wasserhahn und hat seine Berechtigung wohl vor allem darin, dass es das nachfolgende "Fontaine" vorbereitet. Gegen Ende spielen aber vor allem "Dust" und das verstrahlte "Smog cutter" noch einmal groß auf und "Zuma 85" ist schließlich das zweite atmosphärische Instrumental. Und wenn das die Frage aufwirft, weshalb Allah-Las ausgerechnet nach diesem Song das ganze Album benannt haben, dann liefert es die Antwort gleich mit: Weil sie es können.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The stuff
- Right on time
- GB BB
- Dust
Tracklist
- The stuff
- Jelly
- Right on time
- GB BB
- Hadal zone
- Fontaine
- Pattern
- Sky club
- La rue
- Dust
- Smog cutter
- Zuma 85
- The fall
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Lordran
2023-10-18 11:34:39
Ich habe die Band schon dreimal live gesehen und besitze alle Alben. Würde mich durchaus als Fan bezeichnen.
Das Debüt ist wohl bis heute das beste Album. Fantastische Song, super melodisch, ein Traum. Ich habe "Busman´s Holiday" in meinem Leben locker über 100 mal gehört.
"Worship the Sun" hatte einen gewissen Country-Einschlag, den ich schon etwas schwächer fande.
"Calico Review" war etwas besser und hat mit "Place In The Sun" wohl meinen liebsten Song der Band. Auch "Terra Ignota" ist toll.
"LAHS" war sehr entspannt und ich liebe "Star". Ich mag die Grundstimmung der Platte.
"Zuma 85" geht merklich in eine andere Richtung, muss ich mich die Tage noch mehr reinhören. Mir hat es eigentlich gut gefallen, aber experimenteller.
fluppeaufex
2023-10-18 09:55:00
Können wir mal bitte drüber sprechen wie langweilig diese Platte geworden ist?
Ich, als WestCost Psych Purist, möchte bei dieser Band keine Veränderung. Wenn ich es ganz streng nehme war nach "Worship the sun" schon die Luft raus. "Calico Review" ist nur noch ein Aufguß aus Platte 1+2 gewesen und mit "LAHS" könnte ich dann schon gar nix anfangen. Lustigerweise ist dort aber mit "Polar Onion" der wohl beste Allah Las Song drauf den die Band je geschrieben hat.
Ich respektiere hierzu keine andere Meinung.
Ernsthaft, wie seht ihr die Entwicklung der Band?
Lordran
2023-10-13 07:47:48
Läuft gerade zum Frühstück. Würde mich durchaus als Fan der Jungs bezeichnen. Immer entspannt und locker durch die Hose.
Herr
2023-10-12 22:35:37
Altmodisch, verträumt, detailverliebt… und das alles hergeleitet über eine Zweieinhalb-Zimmer Altbauwohnung.
Na wenn das nichts für mich ist!
Die Rezi lässt Spannung aufkommen.
Wieso aber nicht 3 volle Zimmer? Dann wäre noch Platz für den Teewagen, gleich neben dem Vinylregal.
Armin
2023-10-11 22:02:40- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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