Beulah - Yoko
Velocette / Fargo / ZombaVÖ: 19.01.2004
Akronyme Melancholiker
Daß jedem Anfang ein Zauber innewohnt, wissen wir spätestens seit Hermann Hesse. Gleichzeitig bedeutet jedes Ende auch einen Anfang. Und da es an einer Band wie Beulah, die mit allem, was sie hat, ihre Seele buchstabiert, nicht spurlos vorbeigeht, wenn vier Sechstel von ihnen sich von ihren Frauen trennen (oder auch umgekehrt), darf man einiges erwarten. Allerdings keine lustigen Handclaps, Ba-da-bas und sonnigen Staccato-Bläser wie auf dem 2001er Vorgänger "The coast is never clear". "Yoko" ist einerseits ein Akronym für "You're only king once" – ein Abschiedslied für die Verflossene, die Sänger Miles Kurosky trotz allem glücklich wissen möchte. Andererseits steht jener Vorname einer gewissen Frau Ono für das Auseinanderbrechen der Beatles und damit symbolisch auch für das Ende von etwas sehr Bedeutungsvollem. Gleichzeitig steckt darin aber auch die erfolgreiche Krisenüberwindung. Und die haben Beulah im Studio gemeistert. Mit dem Tagebuch auf den Knien und den Instrumenten im Arm.
In nur zwei Wochen wurde aufgenommen, kleine Fehler bewußt nicht ausgebügelt. Authentizität anstatt Perfektionismus. Mit einer Ausnahme: Producer Roger Moutenot (Yo La Tengo, They Might Be Giants) mußte sechs Mal mastern. Und so sollte man das Endergebnis auch mehrmals hören, bevor sich einem das Werk richtig erschließt. Schon beim ersten Lauschen schleicht sich das wunderbare "Fooled with the wrong guy" mit seinem treibenden Banjo-Rhythmus, der den Herzschlag aller Gebeutelten und doch nicht Mutlosen zu imitieren scheint, in die Ohren. Ebenso der unverschämt eingängige Chorus von "Landslide baby". Das vierte Album der 1997 in der Nähe von San Francisco gegründeten Formation wartet trotz reifer Intensität und dunklem Grundton mit leichten Melodien auf, denen die inhaltliche Schwere der Texte nichts anhaben kann. Streicher- und Bläserarrangements unterstreichen hier und dort, aber ohne in die gefährliche Nähe unangenehmer Opulenz zu geraten.
Und am Ende der Platte ist alles gut und die Katharsis geglückt: Kurosky pfeift ein letztes Mal den Refrain des elegischen "Wipe those prints and run", als wandele er, die Hände locker in den Hosentaschen verstaut, zuversichtlich einer Zukunft entgegen, für die sich die vergangenen harten Zeiten gelohnt haben. Und das haben sie sich ganz bestimmt – allein schon, weil sie mit all dem Schmerz, den späten Einsichten und dem Reiz eines Neubeginns "Yoko" zu dem gemacht haben, was es ist: nicht weniger, als die Vertonung von Melancholie minus Selbstmitleid plus Hoffnung.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Landslide baby
- Fooled with the wrong guy
- Don't forget to breathe
Tracklist
- A man like me
- Landslide baby
- You're only king once
- My side of the city
- Hovering
- Me and Jesus don't talk anymore
- Fooled with the wrong guy
- Your mother loves you son
- Don't forget to breathe
- Wipe those prints and run
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- Beulah (18 Beiträge / Letzter am 18.07.2012 - 20:30 Uhr)