The Sweet Serenades - Everything dies

The Sweet Serenades / Bengans
VÖ: 08.09.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Gute Reise

Wie es nun einmal so ist im Leben: Die eine Tür schließt sich, die andere öffnet sich. Und manchmal hat das Schicksal seine Finger im Spiel, wie Martin Nordvall während der Aufnahmen zum fünften Longplayer von The Sweet Serenades halb schmerzlich, halb erfreulich zu spüren bekam. Zunächst musste der Schwede den plötzlichen Herztod seines Vaters verkraften, dann kam sein erstes Kind zur Welt – zwei einschneidende Ereignisse, von denen "Everything dies" allerdings weitaus munterer erzählt, als sich der Pessimismus verbreitende Titel liest. "People die – just live with it", bringt das Titelstück die Quintessenz dieser halben Stunde schon früh treffend auf den Punkt: das Leben als sich ewig selbst verjüngendes Ökosystem. Stirb und werde. Und wenn alles doch einmal allzu schwer wiegt, gibt es immer noch dieses formschöne, sanft melancholisierende Album voll fein gesponnenem Indie-Pop im dezenten elektronischen Schlafrock, das Nordvall als Ein-Mann-Band und ohne Ex-Schlagzeuger Matthias Näslund eingespielt hat.

Auf "Everything dies" kein großes Handicap, da der an Fever Ray erprobte Produzent Johannes Berglund für diskrete, aber zupackende Grundierung per Drum-Machine sorgt. Weiß man außerdem, dass Berglund auch bereits bei Shout Out Louds am Mischpult saß, erklärt sich auch eine kleine fragile Köstlichkeit wie "Walk away", die zu pluckernder Rhythmusspur und perlendem Riff listig auf den Spuren von "Fall hard" wandert, ehe eine zweite Gitarre eine zusätzliche psychedelische Dimension in den Song einzieht. Zauberhaft – und ähnlich einnehmend wie "Don't cry", wo Nordvall sein Möglichstes tut, um der wegen Depressionen aus der Welt gefallenen Liebsten das Dasein zumindest ein wenig zu erleichtern: "I know it hurts but we live in a lie / Tell me baby you'll be all right." Leichter gesagt als getan – dennoch ein herzerwärmendes, leicht angezerrtes Stück motorische Popmusik, das sich wie eine Schmusedecke um die geschundene Seele legt. Und wer mitweint, ist kein Weichei, sondern hier goldrichtig aufgehoben.

Und wer weiß: Womöglich kommen schon bald bessere Zeiten. Falls ja, stehen der perkussiv zurechtgeruckelte, liebestolle Klopfer "Akhilia" und das behutsam im Duett mit Landsfrau Jennie Abrahamson gesungene "Hey little bird" schon parat – auch wenn in Letzterem erneut die wenig erbauliche Weisheit wartet, dass letztlich doch jedes Leben ein Ende hat. Vielleicht auch jede Beziehung – doch solange der Skandinavier uns diesen Umstand in einem so leichtfüßig klöppeligen Synth-Pop-Track wie "Shapes and colors" beibiegt, bekommt sogar bröckelnde Zweisamkeit eine coole Note. Ein großes Luftholen vor dem tief empfundenen "Go go go (Forever young)", in dem Nordvall seinem Vater zu moderaten Post-Punk-Harmonien eine gute Reise wünscht und weichgezeichnete Gitarren-Implosion und freischwebende Keyboard-Flächen Joy Divisions "Atmosphere" zur Sonne dringen lassen. Da kann es zum Schluss ruhig "Let the devil in" heißen: Mit dem wird man nach dieser gedämpft optimistischen Feier der Vergänglichkeit auch noch fertig.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Walk away
  • Don't cry
  • Shapes and colors

Tracklist

  1. Everything dies
  2. Walk away
  3. Akhilia
  4. Don't cry
  5. Hey little bird
  6. Shapes and colors
  7. Back in your arms
  8. Go go go (Forever young)
  9. Let the devil in
Gesamtspielzeit: 31:40 min

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Armin

2023-10-04 20:09:59- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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