Primordial - How it ends

Metal Blade / Sony
VÖ: 29.09.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Noch lange nicht am Ende

Seit mehr als 30 Jahren fräsen sich Primordial nun schon mit Wucht durch die musikalische Düsternis. Während den Iren lange das Etikett des Black und Pagan Metal anhing, gesellten sich im Verlauf der Zeit auch andere Einflüsse hinzu, darunter insbesondere die Schwere des Doom. Die Abstände zwischen ihren Veröffentlichungen haben sich zuletzt vergrößert, fast vier Jahre lagen zwischen den beiden großen Alben "Where greater men have fallen" und "Exile amongst the ruins". Satte fünfeinhalb Jahre vergingen derweil bis zum mittlerweile zehnten Studioalbum "How it ends". Und vielleicht ist diese zurückhaltende Herangehensweise auch genau die richtige, denn nebenher verarbeiten lassen sich die Werke Primordials nicht.

"Is this how it ends / No more myths to hand from word to mouth / Is this how it ends / No protest songs, no voices in dissent", fragt Sänger Alan Averill alias Nemtheanga im Titelstück, das den Auftakt zu einer erneut über 60-minütigen Tour de Force bildet. Für die Band selbst gilt die Frage nach dem Schlussakkord explizit nicht, wie der Frontmann im Zusammenhang mit dem neuesten Streich betont. Fragen wie die nach dem Ende werden von der Band in größeren Dimensionen gestellt: "Could it be the final chapter / Before they burn the books." Das folgende "Ploughs to rust, swords to dust" wählt einen ähnlichen musikalischen Ansatz wie der Opener, wenn ein ausgiebigeres Intro in einen bleischweren Hauptteil überführt, aus dem Averill mit markantem Organ fast flehentlich hervorbricht. In den beiden Abschlussversen zitiert der Sänger den irischen Aktivisten und Dichter Joseph Plunkett (1887 - 1916).

Erfrischend direkt kommt "We shall not serve" daher, bei dem das Metal-Gaspedal etwas weiter durchgedrückt wird. Ein Song, der inmitten der vorherrschenden Schwere einen rockigeren, höchst willkommenen Zwischenton setzt. Instrumental widmen sich Primordial in "Traidisiúnta" irischen Kollegen, denn die nur knapp mehr als zwei Minuten sind ihre Interpretation einer Passage des Songs "The Ballintore Fancy" von Bothy Band, die in den 1970er Jahren für zwar nur kurze Zeit aktiv war, aber als großer Einfluss auf die Folkmusik gilt. Damit endet aber auch gleich wieder die Zeit der Experimente, denn "Pilgrimage to the world's end" läutet eine lange Schleife epischer Songkonstrukte ein, die für Primordial so stilprägend sind.

Einfach zu verdauen ist das unterdessen alles einmal mehr nicht: "How it ends" fordert die Zuhörerschaft mächtig heraus. Die Band hat sich ganz weit von denen entfernt, deren Alben sich mehr oder minder mühelos nebenher konsumieren lassen – oder die unmittelbar drei, vier Songs für die Playlist für zwischendurch produzieren. Primordial wollen am Stück gehört werden, ohne Unterbrechung, ohne Ablenkung. Songs wie "Nothing new under the sun" mit einem spannungsgeladenen Aufbau und zahlreichen Wendungen sprechen ohnehin eher die Gourmets unter den Metalfans an. Dass an der einen oder anderen Stelle ein klein wenig mehr Präzision und eine dezente Verkürzung ausladender Einstiege ein weiteres Meisterwerk knapp verhindert haben, ist eine generös zu verschmerzende Randnotiz dieser überaus atmosphärischen Angelegenheit.

(Torben Rosenbohm)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • We shall not serve
  • Pilgrimage to the world's end
  • Nothing new under the sun

Tracklist

  1. How it ends
  2. Ploughs to rust, swords to dust
  3. We shall not serve
  4. Traidisiúnta
  5. Pilgrimage to the world's end
  6. Nothing new under the sun
  7. Call to Cernunnos
  8. All against all
  9. Death holy death
  10. Victory has 1000 fathers, defeat is an orphan
Gesamtspielzeit: 65:55 min

Im Forum kommentieren

Marküs

2023-10-05 09:26:25

Diese Band ist so ziemlich Gott und begleitet mich seit nunmehr 23 Jahren musikalisch. Alle Alben seitdem sind mindestens sehr gut, meistens jedoch sogar genial. Ich freue mich sehr die Band mit Paradise Lost übernächsten Samstag in Oberhausen zum wiederholten male live zu sehen. Immer ein absolutes Erlebnis.

ToRNOuTLaW

2023-10-05 08:59:26

Ich mag Primordial und auch die neue Platte, die bestellt ist. Die Band had eine sentimentale Qualität, an der Alans Gesang maßgeblichen Anteil hat, die ich so selten im Metal erlebe. Bisher der einzige Act, der mich vom Rockhard 2024 Lineup anspricht.

Armin

2023-10-04 20:09:15- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum