Thursday - War all the time

Island / Universal
VÖ: 26.01.2004
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

An vorderster Front

Sie sind zurück. Die Kriegsberichterstatter an den sechs Saiten. Die Chronisten der Grausamkeit. Die Antonia Rados des Emocore. Irgendwo da draußen herrscht immer Krieg. Und da drinnen sowieso. Die Seele kämpft. Mit anderen, zuallererst aber mit sich selbst. "Full collapse" hieß das grandiose Album, in dem Geoff Rickly und seine Mannen den Gefühlskrieg auf Musik bannten. Und "Understanding in a car crash" oder "Cross out the eyes" die Songs, die Maßstäbe für ein aufstrebendes Genre setzten.

Auch wenn "War all the time" vor dem Irak-Krieg aufgenommen wurde und erst jetzt, mit einigen Monaten Verspätung, auf den deutschen Markt kommt, geht es weiter als sein Vorgänger. Nicht mehr vornehmlich der Kampf an der innersten Front hinterließ seine Spuren, sondern auch der brutale, der da draußen tobt und an den wir uns längst gewöhnt zu haben scheinen. Thursday rütteln auf. Und fuchteln uns mit den Waffen vorm Gesicht herum, die Menschen grausam mißbrauchen. Seien es die konventionellen, die tödliche Kugeln abfeuern. Oder aber ganz andere, kaum minder hinterhältige Waffen, die ihre Wunden weit unter der Oberfläche hinterlassen und den Gegenüber ein Leben lang zeichnen.

Schlüssel- und gleichzeitig bester Track ist der Titelsong. Ein Kindheitstrauma auf der einen, der 11. September auf der anderen Seite, und mittendrin der Gedanke, sich nirgendwo mehr sicher sein zu können. Nicht einmal zurückgezogen im Selbst. Genau hinhören, bitte: "We grew up too fast / Now we're falling like the ashes of American flags / If the sun doesn't rise / We'll replace it with an H-bomb explosion / A painted jail cell of light in the sky." Dann setzt der Kinderchor ein, verängstigt und mit nur noch einem Funken Hoffnung. Ein letzter Hilferuf.

Auch wenn längst nicht jeder Track so bewegt und die Band sich nach dem zweifelhaften Wechsel zum Majorlabel den Ausverkaufsvorwurf gefallen lassen muß, sieht die versammelte Genre-Konkurrenz weiterhin nur Thursdays Hacken. Das liegt nicht zuletzt an ihrem Sprachrohr Geoff Rickly, dessen unglaubliche Stimme emotional im besten Wortsinn ist. Und der nicht nur fürs Protokoll oder irgendwelche Dollarscheinchen leidet. Sondern es ernst meint.

So drastisch die Lyrics diesmal auch ausgefallen sind, so extrem sind auch die Songs, die sie voranpeitschen. "Division St." verbreitet mit apokalyptischen Trommeln eine bedrückende Endzeitstimmung. "Signals over the air" funktioniert als eine Art Popsong, mit dem Thursday das US-Radio erobern und für ihre Zwecke mißbrauchen konnten. "Steps ascending" steigert sich dank der Mithilfe von Jonah Mantranga (Onelinedrawing / New End Original) im Background und Gretta Cohn (Cursive) am Cello vom sperrigem Beginn zu einem atemberaubenden Finale. Hinter dem Titel "This song brought to you by a falling bomb" verbirgt sich ein zweiminütiges Trauerspiel aus Piano und Ricklys Stimme. Und dazwischen steht jenes Mahnmal namens "War all the time". Für all jene, die nicht hören, nicht begreifen wollen. Wie ein Fanal hallt es in die Nacht: "It goes on and on and on..."

(Armin Linder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Signals over the air
  • Steps ascending
  • War all the time

Tracklist

  1. For the workforce, drowning
  2. Between rupture and rapture
  3. Division St.
  4. Signals over the air
  5. Marches and maneuvers
  6. Asleep in the chapel
  7. This song brought to you by a falling bomb
  8. Steps ascending
  9. War all the time
  10. M. Shepard
  11. Tomorrow I'll be you
Gesamtspielzeit: 41:54 min

Im Forum kommentieren

mach den bibo

2009-02-13 23:57:24

ich mag die band nichma, aber dieses album is die meißte zeit über einfach nur gut, weil da einfach ne gewisse stimmung rüberkommt

man könnte mir erzählen dass die band an einem freitag abend ins studio gefahren is und ne stunde später wieder rausgekommen is und die platte war fertig, so klingt das irgendwie für mich

lustig war auch dass ich mir bei "war all the time" beim hören immer vorgestellt hab wie die band bei nacht auf nem hochaus performt
tjo, video bei youtube gesucht... ;)

JimCunningham

2007-02-25 22:27:50

das lied ist göttlich.

jo

2006-01-10 22:05:40

Eine unverschämt gute, ja. Gut, ich glaube, unsere Meinungen sind damit nun erklärt...

Rodion

2006-01-10 19:40:58

Nicht ganz. Ich meine damit, dass sie einfach eine Frechheit ist.

jo

2006-01-09 19:34:57

Und zwar ein ziemlich guter, ja...

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