Baroness - Stone

Abraxan Hymns / ADA / Warner
VÖ: 15.09.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Grauer wird's nicht

Baroness, die Pokémon-Editionen unter den Alternative-Metal-Bands. Nachdem sie so langsam alle Farben bei ihrer Albenbenennung durch haben, geht's nun an die Klunker – wobei es zunächst nur für einen Stein ohne "Edel-" davor reicht. Frontmann John Baizley bündelt im schmucklosen Titel "Stone" diverse Inspirationen: die Canyons und Klippen seiner Hunde-Spazierwege, den Friedhof hinter seinem Haus und den Felsen, den Sisyphus endlos den Berg hochrollt. Steine sind überall auf der Welt, in der Geschichte, in den Mythen, und sie haben es so an sich, dass sie eine Weile stehen bleiben. Genauso wie Baroness, die seit rund 20 Jahren einen Fixstern im Kosmos von Prog- und Sludge-Metal bilden und die sich trotz diverser Besetzungswechsel und stilistischer Ausflüge einen distinktiven Kernsound bewahren konnten. Und doch wirkt "Stone" in seiner Konzeption so, als wolle der Vierer mit etwas abschließen. Es ist sieben Tracks und 14 Minuten kürzer als sein Vorgänger "Gold & grey" und schwappt klangtechnisch nicht mehr über die Grenze zur Unhörbarkeit, obwohl es in einem zum Studio umgebauten Airbnb aufgenommen und zum ersten Mal komplett selbst produziert wurde. Die gleichzeitig frischen wie vertrauten Kompositionen haben keineswegs die Ambitionen vergessen, überfluten damit aber nicht mehr den ganzen Raum.

"I remember it all", verkündet Baizley im nach dem Akustik-Intro "Embers" losgaloppierenden "Last word" und könnte damit auch die Trademarks seiner Band meinen. Die Drums stürmen, das brutale Riff macht einem melodischen, triumphalen Refrain Platz und ein virtuoser Instrumentalpart setzt den Deckel drauf. Gitarristin Gina Gleason singt noch präsenter als auf dem Vorgänger mit und haut ansatzlos ein furioses Solo raus – dass dieses als kleiner Rückfall zum Vorgänger wie im Gäste-WC aufgenommen klingt, nickt man bei der Hochklasse des gesamten Songs gerne ab. "Beneath the rose" stochert erst 30 Sekunden im Noise, ehe Baizley wie ein Untergangsprediger mit Sonnenstich durch schroffen Wüsten-Rock stolpert, Gleason kurz dazwischen schreit und ein dramatisches Outro die Dünen runterschlittert. Mit Spoken Word am Rand des Nervenzusammenbruchs überrascht auch "Choir", in dem atmosphärische Fragmente über einen Assoziationen zwischen Post-Punk und Kraut hervorrufenden Groove schwirren. Der Closer "Bloom" beweist indes, dass Baroness auch abseits von Intros und Zwischenstücken zärtlich sein können, indem er als vollwertige Folk-Schönheit mit wundervollen Lead-Vocals von Gleason erstrahlt.

Kürzere Spielzeiten haben Baizley und seine wechselnden Mitstreiter*innen noch nie vom munteren Hakenschlagen abgehalten: Selbst ein vermeintlich straighter Kompakt-Brocken wie "Anodyne" kontrastiert sein schweres Geriffe mit Klagegesängen übers Ertrinken und schüttelt sich den Schlamm am Ende mit luftigen Saiten ab. Dennoch sind Baroness immer dann am besten, wenn sie sich fünf, sechs, sieben Minuten Zeit lassen. "Shine" beginnt im Glockenspiel-Idyll, steigt empor, stürzt ab, fliegt weiter und löst sich schließlich in stratosphärischem Staub auf. "Magnolia" erinnert an "Steel that sleeps the eye" und nutzt die mehr als dreifache Laufzeit im Vergleich zu jenem "Blue record"-Song fürs dynamische Muskelspiel. Das allergrößte Highlight stammt allerdings aus der Feder von Bassist Nick Jost. Das malmende "Under the wheel" wird seinem Titel mehr als gerecht, bohrt sich mit teils dissonanter, körperlich spürbarer Wucht immer tiefer, bis im Erdkern die Selbstreinigung wartet: "So take the best of us / And burn the rest." Auch wenn "Stone" in seiner Gesamtheit vielleicht nicht an frühere Meisterwerke der Band heranreicht: Das Feuerzeug kann dieser Aufforderung zum Trotz in der Tasche bleiben. Allzu gut brennt Stein sowieso nicht.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Last word
  • Magnolia
  • Under the wheel

Tracklist

  1. Embers
  2. Last word
  3. Beneath the rose
  4. Choir
  5. The dirge
  6. Anodyne
  7. Shine
  8. Magnolia
  9. Under the wheel
  10. Bloom
Gesamtspielzeit: 46:07 min

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Hierkannmanparken

2024-03-13 15:10:14

Total, ab Freitag Vorverkauf

kiste

2024-03-13 13:57:57

Demnächst auf Tour!
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Freu mir…

Marküs

2023-09-25 21:32:39

Ja sieben ist zu wenig. Die Platte ist großartig. Viele tolle neue Ideen. Die Country Elemente sind Bombe, die Produktion deutlich verbessert. Das Songwriting von vorne bis hinten spannend. Auch kein Fett an dem Dingen. Macht einfach nur Spaß und gute Laune

Armin

2023-09-25 20:42:38- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

TOOL99

2023-09-21 19:01:17

Runde Sache. Höre da irgendwie sehr oft die Saturday Night Wrist raus :D

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