Ash - Race the night

Fierce Panda / Cargo
VÖ: 15.09.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

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Eine meiner liebsten Anekdoten zum Thema Dialekte geht so: Aufgrund des lokalen Zungenschlags dachten anno 2001 einige Zuschauer des Kölner Stadionkonzerts von Robbie Williams, die nachgefragt hatten, wer denn Vorgruppe sei, dass Echt um Kim Frank auftreten würden und waren dann tatsächlich überrascht, Ash um Tim Wheeler auf der Bühne zu sehen. Ash wahr! Zu jenem Zeitpunkt waren die Nordiren zumindest auf den britischen Inseln absolute Superstars, deren damals aktuelles Album "Free all angels" voller sommerlicher Power-Pop-Preziosen auf Platz 1 der Charts geschossen war. In den folgenden Dekaden waren Ash nie wirklich so ganz weg vom Fenster, gehörten zu den Pionieren des digitalen Direktvertriebs von Musik im Internet und veröffentlichten zur Freude der Fans weiterhin mehr als nur solides Songmaterial. Und als die Band Anfang März 2020 in München bei ihrer Greatest-Hits-Tour in der letzten gefeierte Zugabe quasi unwissentlich prophetisch "Everything will burn, baby burn" sang, war dem selig verschwitzen Publikum wohl noch nicht klar, dass pandemisch schon ziemlich Feuer unterm Dach war und dies für viele auf längere Zeit das letzte Konzert bleiben sollte.

Ursprünglich wollte die Band nach "Islands" von 2018 relativ schnell einen Nachfolger raushauen, der neben Rocksongs auch ungewohnten Synthie-Pop hätte enthalten sollen. Nach der coronabedingten Zwangspause fühlte es sich für die Mannen um Wheeler, der inzwischen nach langen Jahren seinen Lebensmittelpunkt aus New York zurück nach Europa verlegt hatte und außerdem Vater geworden war, jedoch besser an, mit einem kohärenteren Sound zurückzukehren. Die Band legte die Synthie-Experimente für den Moment auf Halde und definierte für "Race the night" einen klaren Fokus: Ash wanna rock!

Der Opener und Titeltrack gefällt als ansteckend gut gelaunter Ohrwurm darüber, die Gelegenheiten, die das Leben bietet, beim Schopfe zu packen: "The only real answer right now is yes." Das mag leicht generisches "Ash nach Zahlen" sein, darüber lässt sich beim Mitwippen allerdings leicht hinwegsehen. Im nostalgischen "Usual places" beklagt Wheeler Gentrifzierung und besinnt sich der guten alten Zeit, allerdings fern jeglicher Resignation. "All the things that made me feel alive still make me feel alive", beschwört er da und klingt jungenhaft wie eh und je. Mit satten Gitarrenriffs und hymnischem Harmoniegesang könnte "Reward in mind" einer der schönsten Weezer-Songs seit langem sein, wenn ihn nur Weezer geschrieben hätten. Die Ballade "Oslo" im Duett mit der niederländischen Sängerin Démira reflektiert räumliche und romantische Neuanfänge und steigert sich vom zart-akustischen Anfang hin zu einem leicht pathetischen, aber effektvollen Finale samt Streicher-Arrangement.

Als wäre "Oslo" eine letzte Verschnaufpause auf dem Rennen durch die Nacht, werden im weiteren Albumverlauf die Verstärker deutlich hochgedreht: Das zweigeteilte "Like a god" ist mit hypnotischem Riff und gniedelndem Solo ebenso gut gelaunter wie breitbeiniger Schweinerock der unterhaltsamsten Sorte und die nicht einmal zwei Minuten von "Peanut brain" eine groovende Reminiszenz an den stürmisch lärmenden Punk-Pop der frühen Bandjahre. Mit aggressiven, durchaus politisch deutbaren Lyrics in "Braindead" wie auch im grungigen "Over & out" betritt Wheeler als Songwriter eher ungewohntes Terrain, doch die Wut steht ihm gut. Dass Ash mit "Race the night" zu einer sehr wilden Fahrt mit unbedingter Anschnallpflicht einladen, beweist auch das originelle "Crashed out wasted". Der Song über eine Sauftour aus Sehnsucht beginnt irritierend sanft, mündet aber dank eines minutenlangen Gitarrensolos in epischer Eskalation. Wie es Partynächte eben so an sich haben.

(Michael Albl)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Oslo (feat. Démira)
  • Like a god
  • Crashed out wasted

Tracklist

  1. Race the night
  2. Usual places
  3. Reward in mind
  4. Oslo (feat. Démira)
  5. Like a god
  6. Peanut brain
  7. Crashed out wasted
  8. Braindead
  9. Double dare
  10. Over & out
  11. Like a god (Reprise)
Gesamtspielzeit: 43:04 min

Im Forum kommentieren

jo

2023-11-28 09:49:40

Ja, das mit Wheeler stimmt schon. Vielleicht habe ich den Eindruck auch vor allem, weil es mir bei seinem (auch sehr zu empfehlenden!) Solo-Album so vorkam, als sei er um einiges gealtert - verständlich nach der harten Zeit.
Und manche Einstellungen aus den neueren Videos waren vielleicht nicht so vorteilhaft - keine Ahnung, warum ich das so abgespeichert habe ;).

Aber die Stimme klingt wirklich noch wie eh und je. Schon ne tolle Band, auch wenn ich Hatherley auch etwas hinterherweine. Und das, obwohl ich die "A-Z"-Serie insgesamt am liebsten mag.

fakeboy

2023-11-28 09:24:46

Adkins ist krass. Und als Gegensatz dazu Matt Pryor von The Get Up Kids, der nun ein Get Up Old And Fat Man ist ;-)

Wheeler sieht aber schon auch noch recht jugendlich aus. Und die Stimme klingt wie mit Anfang 20. Muss unbedingt mal wieder etwas Ash hören, hab etwas vergessen, wie sehr ich die Band eigentlich mal mochte. Schade nur dass Charlotte Hatherley nicht mehr dabei ist.

Jaggy Snake

2023-11-28 09:08:59

Stimmt! Adkins ist echt ein Phänomen.

jo

2023-11-28 09:00:32

Und Wheeler sieht doch schon ein gutes Stück älter aus... Aber Jim Adkins hingegen ist wirklich kaum älter geworden :).

Jaggy Snake

2023-11-28 07:58:35

Naja, zumindest bei Billie Joe Armstrong wurde mit Sicherheit ein wenig nachgeholfen. Wer weiß, was der sich außer seinen Zähnen noch so alles hat machen lassen.

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