Mola - Das Leben ist schön
Eskapaden / Al!veVÖ: 08.09.2023
Absturzbegleitung
Isabella Streifeneder schreibt Lieder über Liebe. Selten über das wohlige Kribbeln im Bauch, häufiger über komplizierte Beziehungen, Trennungsschmerz und Selbstzerstörung. Die 34-jährige beherrscht die hohe Kunst, sich nicht in Klischees und Plattitüden zu verstricken. Ihr zweites Album "Das Leben ist schön" ist die ideale Absturzbegleitung. Mola, das ist der Nachname von Streifeneders italienischer Mutter. Und auch, wenn mit Mola vor allem die Bandgründerin selbst gemeint ist, verbergen sich hinter dem Namen diverse Musiker, die die Sängerin seit vielen Jahren begleiten.
Musikalisch lässt sich die Münchnerin im Indiepop einsortieren, mit Ausflügen in verschiedene Richtungen und Subgenres. Mal sind ihre Songs üppig mit Streichern ausgestattet wie "1000km", mal mit allerlei elektronischen Soundspielereien gespickt wie "Babyblue". Dominiert wird jedes Stück aber von der dreckigen, vom Leben gegerbten Stimme seiner Interpretin. Wenn eine Paula Hartmann glockenhell von Billigwein und Kippen dichtet, hört man ihr dieses Lotterleben nicht an. Mola hingegen nimmt man ab, dass sie im Zweifel auch mittags in der verrauchten Kaschemme am Eck anzutreffen ist. Sicher sind nicht all ihre Texte autobiografisch. Sie versteht sich aber darauf, es ihren Hörer*innen so zu verkaufen. "Fred" handelt von einer Kneipenbekanntschaft, vom gemeinsamen Versacken zweier verzweifelter Seelen. Das rotzige "Nichts macht mich kaputt" beschreibt eine toxische Liaison, samt Substanzen, die den Schmerz betäuben. Der Song ist ebenso ein Highlight des Albums wie das herrlich inbrünstige "Weil mein Herz ein Lügner ist". Das für die romantischen Gefühle verantwortliche Körperorgan bekommt auch beim punkigen "Mein kleines dummes Herz" sein Fett weg.
In der Vergangenheit hat Mola auffallend oft mit anderen spannenden Künstler*innen zusammengearbeitet. Oehls Platte "Keine Blumen" aus 2022 bereicherte sie mit einem Gastauftritt, auf ihrem Debütalbum "Schnee im Sommer" fanden sich illustre Namen wie Haiyti und Fatoni. Diesmal sind Ami Warning bei "Wenn wir groß sind" und Babyjoy bei "Letzte Kippe" als Gäste geladen. Die ebenfalls aus der bayerischen Hauptstadt stammende Warning bildet mit ihrer sanften Stimme einen schönen Kontrast zum kratzigen Gesang von Mola. Der Spoken-Word-Part von Nachwuchsrapperin Babyjoy hingegen wirkt störend und schrammt hart an der Kitschgrenze entlang.
Das finstere Albumcover lässt vermuten, dass es mit der Schönheit des Lebens nicht so weit her ist. Der Titeltrack handelt von häuslichen Dramen, einem cholerischen Vater und Mamas, die gar keine Mamas sein wollten: "Das Leben, das Leben, das Leben, das Leben ist schön / Und will es mich ficken, dann trage ich Lippenstift auf." Ähnlich wie ihr Kollege Tristan Brusch setzt Mola drastische Sprache gezielt ein, Bitterkeit und Tragik ihrer Geschichten werden dadurch noch greifbarer. "Dieses Life" ist der Abschlusstrack des Albums, vollgepackt mit Piano, Gospelchor und einem cheesy Flötensolo. Auch wenn einen keiner liebt, ist das Leben doch ziemlich geil, konstatiert Mola hier. Und beweist erneut, dass sie sich mit Gefühlen auskennt. Mag das Ende der Liebe auch noch so schmerzhaft sein, irgendwann geht's immer weiter.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Weil mein Herz ein Lügner ist
- Nichts macht mich kaputt
- Ohne mich
- Mein kleines dummes Herz
Tracklist
- Das Leben ist schön
- 1000km
- Letzte Kippe (feat. Babyjoy)
- Fred
- Babyblue
- Du du du
- Weil mein Herz ein Lügner ist
- Nichts macht mich kaputt
- Ohne mich
- Wenn wir groß sind (feat. Ami Warning)
- Mein kleines dummes Herz
- Dieses Life
Im Forum kommentieren
Armin
2023-09-02 23:24:52
Boah, ich habe es mir extra verkniffen auf der Startseite und so.
Huhnmeister
2023-09-02 21:40:47
Krasse musikalische Veränderung, echt. Damals in den 90er war er noch ordentlich grooviger unterwegs.
https://youtu.be/F3vpfOVC3_g?si=4TY4mdxhXMJYbe_g
Armin
2023-09-02 21:06:02
Habe ich umgehend korrigiert, danke.
Kai
2023-09-01 21:39:44
Der Link hier führt zu Gregor McEwan - Going solo
Ituri
2023-09-01 21:36:01
Danke für die Rezension. Mola hat was. :-)
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