
Royal Blood - Back to the water below
WarnerVÖ: 01.09.2023
Das geht auch freundlicher
Zumindest einen kleinen bis mittelgroßen Shitstorm haben sich die Briten von Royal Blood vor ihrem vierten Album "Back to the water below" eingefangen. Von der mangelnden Stimmung während ihres Live-Auftritts bei einem Festival in Dundee genervt, ließ Sänger und Bassist Mike Kerr ein paar Aussagen fallen, die seiner Meinung nach humorvoll-zynisch gemeint gewesen sein sollen, aber vom Publikum alles andere als witzig aufgenommen wurden. Ob jemand vor Ort Rock-Musik mögen würde, fragte Kerr. Neun Menschen machte er im Publikum als Rock-Fans aus plus den Kameramann, und am Ende ging er die Mittelfinger zeigend von der Bühne. Alles nur ein Missverständnis oder ernsthafte Verbitterung? Ein musikalisches Ausrufezeichen würde Royal Blood auf jeden Fall guttun.
Rock wieder auf die Karte bringen. Die vermeintlich verlorenen Riff-Schäfchen zurückholen in den sicheren Hafen der catchigen Hook-Scheune. Ein bisschen was aus Brettern zimmern. Und tatsächlich: Der Opener "Mountains at midnight", der auch als Vorabsingle fungierte, rumpelrockt fast wie einst das großartige "Out of the black" vom Debütalbum, ohne ganz an dessen sture Genialität ranzukommen. Da ist keine Disco mehr, kein Funk, mit dem sich das Duo auf "Typhoons" irgendwie selbst ein Bein gestellt hatte und trotzdem noch glücklich gelandet war. Dafür wieder etwas Blues wie im lässigen "Shiner in the dark", dessen Gitarre ordentlich sägt. Und auch das stampfende "Tell me when it's too late" atmet ein wenig "I love rock 'n' roll". Eigentlich sollte in der guten halben Stunden auf "Back to the water below" also nichts schiefgehen.
Doch hier und da schwächelt das Album selbst bei der kurzen Spieldauer. Die klaviergetriebene Halbballade "The firing line" ist nur nett. Die Stimmen klingen gelegentlich flach im von Royal Blood selbst produzierten Mix, wie in "Triggers". Und das zahme "There goes my cool", das sich arg nach Beatles-B-Seite anhört, was natürlich nicht das Schlechteste ist, schmeißt trotzdem viel zu früh raus. Ein Ausrufezeichen setzen die Musiker aus Worthing mit "Waves" allerdings noch mal zum Ende. Ein dramatisches Finale will mit stumpfen Drums gar nicht gerettet werden: "I could give up the fight / disappear right behind you." Hier lohnt das Klavier auch endlich als atmosphärisches Sahnehäubchen. Und dann gibt es noch mal Rock-Breitseite per Gitarre. "Back to the water below" ist kein schlechtes Album. Man sitzt zusammen, nickt zustimmend mit, aber die Gefahr, vom Hocker zu fallen, geht gleich null. Wer die Säbel wetzt und die Mittelfinger zeigt, der muss auf jeden Fall ein bisschen mehr auffahren.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Mountains at midnight
- Shiner in the dark
- Waves
Tracklist
- Mountains at midnight
- Shiner in the dark
- Pull me through
- The firing line
- Tell me when it's too late
- Triggers
- How many more times
- High waters
- There goes my Cool
- Waves
Im Forum kommentieren
bender
2023-09-05 16:56:09
Arrogant ist eigentlich nur der Kommentar weiter oben. Die zwei Typen machen Musik und haben offenbar ihren Spass dran.
Ist jetzt nicht grad meine Lieblingsband, und die Platte ok und mehr nicht. Aber ich hab sie dieses Jahr live gesehen, und sie kamen sympathisch rüber. Und echt imposant zu sehen, was die zu zweit für einen Sound rausholen aus Bass und Schlagzeug.
tjsifi
2023-09-04 15:41:17
Haha, das finde ich sogar sympathisch!
Klaus
2023-09-04 15:37:32
"Woher kommt das mit der arroganten Attitude?"
https://www.independent.co.uk/arts-entertainment/music/news/royal-blood-radio-1-big-weekend-bbc-b2348681.html
tjsifi
2023-09-04 15:30:50
Woher kommt das mit der arroganten Attitude?
Magoose
2023-09-03 11:17:34
Mal wieder so eine Band, die nach zwei Alben alles erzählt hat.
Die arrogante Attitüde passt dazu wie die Faust aufs Auge.
Passenderweise ist "Tell me when it's too late" noch einer der besten Songs.
Mach ich jetzt hiermit: Ist mindestens ein Album zu spät für Euch. Bitte zumachen das Ding.
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