Hozier - Unreal unearth
Rubyworks / UniversalVÖ: 18.08.2023
Wer durchhält, wird belohnt
Gut Ding will Weile haben. Wie oft das stimmt, lässt sich nur schwer feststellen. Im Falle von Hoziers drittem Album "Unreal unearth" trifft es wohl zu, so viel sei vorweggenommen. Allerdings könnte hier auch ein Hang zum Perfektionismus mit hineinspielen, denn angekündigt hatte der irische Musiker das Album schon Ende 2021. Was die Wartezeit ein wenig wettmacht: Hoziers Songs bleiben gewohnt zeitlos und der Songwriter liefert direkt 16 Stück davon.Und die sind nicht unbedingt leichte Kost.
Inhaltlich ist Hozier bekannt dafür, religiöse und mythologische Geschichten aufzugreifen. So hat er "Unreal unearth" während des Höhepunkts der Corona-Pandemie geschrieben und sich von Dantes Inferno beeinflussen lassen, auch bekannt als "Göttliche Komödie". Das Album behandelt vor allem zwei der darin erwähnten neun Kreise der Hölle, nämlich Völlerei und Ketzerei. Und die griechische Göttin Nyx findet zumindest im Titel des streicherbetonten Instumentals "Son of Nyx" Erwähnung. Doch auch musikalisch beweist Hozier erneut Tiefgang, und bei weitem nicht alle Stücke sind so zugänglich wie sein 2013er Hit "Take me to church": Der Opener "De Selby (Part 1)" beginnt sehr zurückhaltend, um später kurz mystischen Chorgesang aufzugreifen, der direkt folgende zweite Part jedoch bricht prompt mit dieser Stimmung. Hoziers Gesang wirkt stellenweise auffällig hektisch und stark verzerrt, eine lärmende E-Gitarre tut ihr Übriges.
Anschließend klingt der Ire schon wieder völlig anders: "First time" ist wesentlich sanfter, zum ersten Mal auf "Unreal unearth" kommt der angenehme Soul in Hoziers Stimme zum Vorschein und auch die Gitarre wirkt deutlich entspannter. Oder besser gesagt: lässt lockere Drums und andere Instrumente an ihrer Seite überhaupt zu. Eine unerwartete Country-Pop-Wendung nimmt "Damage gets done" durch den Gastauftritt von Brandi Carlile als zweiter Stimme, während die Instrumentierung so melodisch und angenehm repetitiv ist wie sonst kaum auf dem Album.
In der zweiten Hälfte von "Unreal unearth" wird es zunehmend Piano-betonter und teilweise melancholischer. So fängt "To someone from a warm climate (Uiscefhuaraithe)" zunächst unspektakulär mit ein paar Klaviernoten an, entwickelt sich aber vor allem dank Hoziers begnadeter Stimme zum Highlight des Albums. "Uiscefhuaraithe" kommt übrigens aus dem Gälischen und bedeutet so viel wie "etwas, das durch Wasser gekühlt wird" – gut zu wissen. Doch nicht nur damit stellt Hozier ein weiteres Mal seine Vielseitigkeit unter Beweis, ohne auch nur einen einzigen klassischen Hit liefern zu müssen. So bedarf es für diese 16 Songs einer Menge Durchhaltevermögen: Bei aller Qualität ist "Unreal unearth" nämlich nichts für die leichte Hintergrundberieselung, sondern erfordert bewusstes Zuhören.
Highlights & Tracklist
Highlights
- De Selby (Part 2)
- First time
- To someone from a warm climate (Uiscefhuaraithe)
Tracklist
- De Selby (Part 1)
- De Selby (Part 2)
- First time
- Francesca
- I, carrion (Icarian)
- Eat your young
- Damage gets done (feat. Brandi Carlile)
- Who we are
- Son of Nyx
- All things end
- To someone from a warm climate (Uiscefhuaraithe)
- Butchered tongue
- Anything but
- Abstract (Psychopomp)
- Unknown
- First light
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Armin
2023-08-25 20:35:34- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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