The Hiss - Panic movement
Loog / UMISVÖ: 13.10.2003
Zwölftopfmusik
Neulich in der Kunsthalle: "Nette Bilder. Haben Charme. Wobei, warte mal: Das Lächeln da kenn ich doch. Mona Lisa, oder? Aber warum fehlt ihr ein Ohr? Und diese zerflissende Uhr? Komisch? Ob der Tiger da zum Sprung ansetzt? Frag mich, nur warum das Ganze "Guernica" heißen soll?" Neulich beim Hören von The Hiss: "Nette Musik. Hat Charme. Wobei: Oasis klingen da schon ganz schön durch. Nur würden die sich wohl kaum solchen Breitwandpop wie "Listen to me" leisten. Wär eher ein Fall für die Ocean Colour Scene, nicht? Aber du hast schon recht. Die breitbeinige Gitarre paßt wohl doch eher zu Protestbewegung und Punk-Rüpelei. Und der Artikel im Namen? Auch nicht so ganz grundlos, oder?"
Daß der Wirbel um den Britpop Zehnjähriges feiert, hat man anscheinend auch in den Staaten mitbekommen. Jedenfalls lag die Idee wohl nahe, das Beste der großen Jahre in einen fettigen Eintopf zu matschen. Zum Abrunden noch eine Prise gegenwärtiger Hipness dazu: Garagenrock, mit ein wenig Wüstensand darin. Was die Frage aufwirft, zwischen wie vielen Stühlen man gleichzeitig Platz nehmen kann? Wir fragen uns hingegen eher, ob soviel Mut zur Mixtur den Hörer nicht überfordert. The Hiss denken vor allem an jene Radiokonsumenten, die alles kennen, ohne sich irgendwo auszukennen. Das Kalkül lautet: Entweder gibt man einen Haufen Knete für verschiedene Platten aus oder hört einfach The Hiss.
Löblich wäre es ja schon, wenn einer den Geist der Zeit in 40 Minuten komprimiert bekäme. Im Gegensatz zu den Rotzlöffeln von The Coral schlägt die Eintopf-Dialektik des Vierers aus Florida aber eher fehl. Statt Surrealismus köchelt hier ziemlicher Trash. Zu besten Absichten stoßen verquaste Ausfälle wie die vermeintliche Piratenballade "Ghost's gold" oder das unter der eigenen Schminke zerläufende "Hard to lose". "It's hard to lose, when you're not winning." Wenn du keinen Text hast, nimm doch einfach hohle Phrasen. Und gleich noch eine Platitüde hinterher: Wenn Amis so tun als wären sie Engländer, kann das eigentlich nur schiefgehen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Not for hire
Tracklist
- Clever kicks
- Triumph
- Listen to me
- Back on the radio
- Not for hire
- Riverbed
- Ghost's gold
- Lord's prayer
- Hard to lose
- Step aside
- Brass tacks
Referenzen