Be Your Own Pet - Mommy
Third Man / Membran / The OrchardVÖ: 25.08.2023
Sprengstoff
Auf einmal ging es schnell. 2009 war Schluss mit der Garage-punkigen Herrlichkeit von Be Your Own Pet. Nach nur vier Jahren. Der Staub, den die zu Recht vom Feuilleton bejubelten Teenager aus Nashville, Tennessee einst etwa mit ihrem so knurrigen wie hitspendablen Debüt aufgewirbelt hatten, war zu dicht geworden, um weiter zu atmen. Sexistische Anfeindungen gegen Sängerin Jemina Pearl, auch innerhalb der Szene, dazu unschöne Drucksituationen, die eine gehypte junge Band inmitten einer im Umbruch befindlichen Musikindustrie überrumpelten – zu viel für das fragile Gefüge.
2023 gibt es sie leider noch immer, die verkrusteten Stereotype in der Gesellschaft, die altgedienten Rollenbilder für Mann und Frau, die übergriffige Sexualisierung. "Lick it up, Baby / Lick it clean / It's your fantasy" gibt sich Pearl im zackigen Opener "Worship the whip" fröhlich-sarkastisch, die Erlebnisse von damals noch im Hinterkopf, aber reckt den Mittelfinger mit neuem Selbstbewusstsein in die Höhe. "Don't look at me / I don't need your sympathy / Don't fuck with me / Don't want me as an enemy!" heißt es dementsprechend in "Bad moon rising". Die Jahre des Pausierens brachten der Frontfrau nicht nur mentale Erholung, sondern auch persönliche Reife: Pearl sieht die Welt nun auch aus den Augenwinkeln einer Mutter.
Zwar klingen Be Your Own Pet nicht mehr so staubig wie 2006, von lupenreinem Pop ist dieses Comeback trotz der knalligen, fetten Produktion aber ein gutes Stück entfernt. Das Schlagzeug treibt und pumpt, die Gitarrenriffs sind pointiert, der Bass schreddert oder hüpft prominent. Das führt im besten Falle zu zackigem Punkrock wie "Big trouble", zu ekstatisch-hypnotischen Hymnen wie "Drive". Oder zu vor Energie zerberstenden, kleinen Fegern wie dem großartigen "Hand grenade" und der Auskopplung "Goodtime!". "Mommy" ist ein ein abwechslungsreiches Rockalbum geworden, das mit "Teenage Heaven" auch Atmosphärisch-Balladeskes zulässt, ebenso wie funky Pop-Rock der Marke "Rubberist", wo das Keyboard ordentlich mitmischen darf.
Manchmal, wie in "Pleasure seeker", eint Be Your Own Pet einiges mit modernen Rockbands – Royal Blood etwa lassen grüßen. In Sachen Energie sicher keine schlechte Referenz, und vermutlich ist der teilweise bluesig getünchte Sound auch dem Einfluss von Jack White geschuldet, der die Band zur Reunion ermutigte und auf sein Label lockte. Vielleicht wäre es ihnen anders ergangen, wäre der Vierer 15 Jahre später gestartet, denn immerhin sind Misogynie und patriarchalisches Machtgehabe seit #MeToo permanenter Gegenstand des öffentlichen Diskurses. "I'm not your victim / I'm my own person / I set myself free" schmettert es den Ewiggestrigen in "Hand grenade" entgegen. Verspätet, aber nicht zu spät: Be Your Own Pet liefern wieder Sprengstoff.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Worship the whip
- Goodtime!
- Hand grenade
- Drive
Tracklist
- Worship the whip
- Goodtime!
- Erotomania
- Bad moon rising
- Never again
- Pleasure seeker
- Rubberist
- Big trouble
- Hand grenade
- Drive
- Teenage Heaven
Im Forum kommentieren
pounzer
2023-12-24 16:01:02
Gerade entdeckt. In vielerlei Hinsicht genau mein Ding. :D
Bonzo
2023-08-18 12:08:29
Muss mich korrigieren. EP knallt.
Bonzo
2023-08-16 22:18:30
Die EP ist gut.
Armin
2023-08-16 21:00:26- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Be Your Own Pet - Mommy (4 Beiträge / Letzter am 24.12.2023 - 16:01 Uhr)
- Be Your Own Pet - Get awkward (17 Beiträge / Letzter am 01.12.2008 - 08:23 Uhr)
- Be Your Own Pet - Be Your Own Pet (22 Beiträge / Letzter am 09.05.2007 - 15:37 Uhr)