Unloved - Killing Eve'r - Ode to the lovers

Heavenly / PIAS
VÖ: 07.07.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Oh, oh

Villanelle, oh, Villanelle. Was waren wir Dir verfallen! Du, die Du im einen Moment in kindliche Begeisterung über scheinbare Kleinigkeiten oder elegante Kleidungsstücke verfallen konntest. Und kurz darauf Deinem Opfer die Hutnadel in den Hals stachest, ohne mit der feingezupften Wimper zu zucken. Du womöglich faszinierendste Soziopathin und Auftragskillerin der Seriengeschichte, die als einzige Gegner schlechte Drehbücher in späteren Staffeln zu fürchten hatte.

Eve, oh, Eve. Was haben wir mit Dir gefühlt! Du, die Du aus deinem gemütlichen Bürojob in die wilde Welt des britischen Geheimagentenwahnwitzes geworfen wurdest, als Profilerin immer schlau und auf der richtigen Spur, aber doch stets einen Schritt zu spät warst. Dich ungewollt Hals über Kopf in das Böse verlieben und Stück für Stück alle Teile deines normalen Lebens hinter dir lassen musstest.

Unloved. Ungeliebt. Das trifft auf diese beiden Figuren und ihre grandiosen Darstellerinnen Jodie Comer und Sandra Oh ganz bestimmt nicht zu, ebenso wenig auf "Killing Eve", eine dieser seltsamen und fabelhaften Serien, wie sie meist nur die Briten hinbekommen. 44 Auszeichnungen und 168 Preisnominierungen verzeichnet die Internet Movie Database, und die muss es ja wissen. Den Großteil des Ruhms haben sich die sensationellen ersten beiden Staffeln, geschrieben von Phoebe "Fleabag" Waller-Bridge und Emerald Fennell, verdient, Staffel drei und insbesondere die finale Staffel vier konnten da nicht mithalten.

Aber es soll hier ja um Musik gehen. Denn die spielt keine unwesentliche Rolle in "Killing Eve", sie trägt wesentlich zur schrägen, irgendwie windschiefen Atmosphäre bei. Und sie kommt zu großen Teilen eben von Unloved, bestehend aus Meisterproduzent David Holmes, Sängerin Jade Vincent und (Film-)Komponist Keefus Ciancia. Bereits 2016 hatte das Trio sein erstes Album aufgenommen, mittlerweile sind drei Platten hinzugekommen – vor allem jedoch die vielen Songs zu "Killing Eve", die nun endlich gesammelt in Albumform vorliegen.

Und das funktioniert auch als Tonkonserve ohne Bewegtbild. Die Einflüsse von Soundtracks des europäischen Kinos der Sechziger und Siebziger sind klar zu erkennen, aber immer rechtzeitig vor dem Gefahrenpunkt der Gleichförmigkeit gibt es einen überraschenden Ausbruch. Wie beim plötzlich lospreschenden "Dare or truth". Oder eine neue Idee taucht auf, für die wie bei "Carnival" auch mal 62 Sekunden genügen. Gemächlich schleichen die Songs durchs Downtempo-Dickicht, doch jederzeit spürt man eine gewisse Bedrohlichkeit. Man fühlt geradezu, wie Vincents Stimme im Kopf der Killerin umherwandert, unruhig, lauernd, bereit. Aber auch, wie überraschend aufkommende Gefühle das Weltbild ins Wanken bringen. Klar, wer die Serie kennt und liebt, wird das hier mehr zu schätzen wissen als ein Nichtgucker – und darf gerne einen Wertungspunkt addieren. Aber auch sonst gilt für diese Platte: kunstvoll, psychedelisch, rätselhaft, stylish. Wie Villanelle eben.

(Thomas Bästlein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Strange effect
  • Unloved heart
  • Dare or truth
  • Carnival

Tracklist

  1. Strange effect
  2. Eyes
  3. Anything to be cool
  4. Careful, baby
  5. Two minds
  6. Unloved heart
  7. Dare or truth
  8. La la la
  9. Without love
  10. Mama
  11. Carnival
  12. Tales of the unexpected
  13. It won't be long
Gesamtspielzeit: 46:16 min

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Armin

2023-08-02 22:12:12- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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