
Me Lost Me - RPG
Upset The Rhythm / CargoVÖ: 07.07.2023
Elfe auf Stufe elf
Willkommen zwischen den verwunschenen Wäldern und mystischen Geysiren eines sagenumwobenen Ortes namens ... Newcastle upon Tyne? Okay, so kommen wir hier nicht weiter. Aber von einer Künstlerin wie Jayne Dent aus der nordostenglischen Heimat des Geordie-Dialektes hätte man sicherlich im ersten Moment nicht eine solch fremdartige Klangwelt erwartet wie hier. Die sie nun schon auf ihrem dritten Album ausbreitet. Da wird es langsam Zeit, dass man sie im größeren Stil entdeckt. Denn es lohnt sehr, sich in diesen labyrinthischen Sounds zu verlieren.
Eine wilde Mischung ist das aber auch, die Dent da anrührt. Die Einflüsse stammen klar aus dem Folk, aber altbackene Klangzupf-Ödnis muss man zum Glück nicht befürchten. Denn sie und ihre Mitstreiter – denn vom Einfrauprojekt ist Me Lost Me mittlerweile zu einem Künstlerkollektiv angewachsen, dem aktuell mehr oder weniger fest noch Faye MacCalman und John Pope angehören, zudem gastieren weitere Künstler bei einzelnen Songs – haben da einen sehr offenen und bewusst auch improvisationsfreudigen Ansatz gewählt. Improvisation, das heißt doch nicht etwa ..? Doch, auch Jazz hat einen gehörigen Anteil an "RPG" (die Klarinette!). Womit Newcastle mit seiner seit jeher sehr lebendigen Jazzszene wieder im Spiel ist.
Zu diesen Folk- und Jazzelementen kommen aber noch Puzzleteile aus Art Pop, Ambient und elektronischer Musik, und das macht diese Platte letztlich so spannend. Genregrenzen sind ausgehebelt, wenn Dent & Co. sich mit durchaus aktuellen Themen beschäftigen. Den verschiedenen Konzepten des Weltenerschaffens beispielsweise, wie im Opener "Real world", der sich mit modernen Computerspielen auseinandersetzt und dazu neben flirrender Elektronik und schleppenden Beats auch passende Sprachsamples einsetzt. Beim schabenden "Eye witness" tritt die Beobachterin maskulinen Unwesens einen Schritt neben die Handlung – und über die vielschichtigen Sounds wäre auch Björk sicher erfreut.
Die Songs stecken voller interessanter und interessierter Geschichten. Ob es die Freude über eine unerwartet sommerliche Hitzewelle ist, in der aber zugleich die Sorge über den Klimawandel mitschwingt – im mitreißenden und nahezu tanzbaren "Heat!". Oder wenn "Festive day" zu dann doch mal etwas mittelalterlichen Streichern die Elemente rund um mittsommerliche Festivals im hohen Norden besingt. Das waren jetzt übrigens alles Stücke aus dem starken ersten Albumdrittel. Worin ein kleines Problem liegt, welches den ganz großen Wurf verhindert – danach verzettelt sich das Rollenspiel von "RPG" ein bisschen in der einen oder anderen "Side quest". Es wird ein wenig zu geruhsam, bevor zum Ende hin die Zelda-Ode "Until morning" und das jegliche Form von Kreativität feiernde "Science and art" gerade rechtzeitig den Schwung in diese hörenswerte Platte zurückholen. Die es sich im größeren Stil zu entdecken lohnt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Real world
- Eye witness
- Heat!
- Science and art
Tracklist
- Real world
- Eye witness
- Festive day
- Heat!
- Mirie it is while summer I last
- The god of stuck time
- Side quest
- The oldest tree holds the Earth
- Collide
- In gardens
- Until morning
- Science and art
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myx
2023-12-22 22:57:10
P. S.: Bitte den Link noch korrigieren.
myx
2023-12-22 22:53:32
Wunderbares, erfrischend anderes Folk-Album, das seine Ideen munter in verschiedenste Genre-Richtungen spriessen lässt. Im August leider übersehen, jetzt auf der Jahresliste von Folkradio zum Glück doch noch drauf gestossen.
Kann dem Rezensenten nur zustimmen, es lohnt, sich in diesen labyrinthischen Sounds zu verlieren.
Armin
2023-08-02 22:10:35- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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