La Jungle - Blurry landscapes

Black Basset
VÖ: 23.06.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Reductio ad absurdum

Zwei Belgier sitzen im Tonstudio und machen merkwürdige Dinge. So lässt sich das Schaffen von La Jungle zusammenfassen. Das Duo fabriziert seit Jahren Alben, die sich gekonnt Genrezuweisungen entziehen. Irgendwo zwischen Krautrock, Techno und Metal oszillieren sie, wobei das irgendwie auch noch zu kurz greift. Ihr Ansatz ist simpel: Man nehme eine Idee, jage sie durch den Dekonstruktionswolf und sprühe Glitzer auf das Ergebnis. Ihr neues Album "Blurry landscapes" fügt sich nahtlos in das schallernde Gesamtwerk ein. Ja, da steht schallernd. Denn die Musik scheppert ordentlich, wobei man als Hörer bereit sein muss, sich auf die spinnerten Ideen ihrer Urheber einzulassen. Eine gewisse Einstiegshürde besteht also, sie zu überwinden ist aber nicht schwierig, wenn man die nötige Portion Lust auf Abstruses mitbringt.

Denn abstrus ist die Musik von La Jungle sehr. Sie hauen auf den Trommeln herum, sie lassen die Maschinen fiepen. Irgendwo dazwischen bringen sie Gesangspassagen unter. Und wenn gerade mal Zeit ist, dreschen sie auf ihre Gitarren ein, bis sie in ihre Einzelteile zerfallen. Nachzuhören in "The marvelous forest of our dreams", das klingt, als hätte jemand die Band Battles mit einem Stroboskop gekreuzt. Und weil es sich zu blitzenden Lichtern hervorragend tanzen lässt, implementieren La Jungle in Tracks wie "La compagnie de la chanson" und "The growl and the relief" technoide Strukturen in ihr Songwriting. Wer hingegen auf der Suche nach Greifbarem ist, wird in "Panther's rib cage" fündig. Der Song weist tatsächlich so etwas wie einen konventionellen Aufbau auf und verbindet Vocals, die an New Order erinnern, mit einem kompromisslos dahinmarschierenden Instrumental, Funk-Licks inklusive.

Bei aller Experimentierwut bleibt die Musik von La Jungle insgesamt erstaunlich fokussiert. Dies liegt vor allem daran, dass das Duo einzelne Songs nicht überfrachtet, sondern lieber eine überschaubare Anzahl von Rhythmen und Melodien präzise ausarbeitet. Paradebeispiel hierfür ist "Le chemin rapide", welches auf einem simplen Groove basiert und sich viel Zeit nimmt, die einzelnen Motive vorzustellen, bevor per Chipmunk-Feature klargestellt wird, dass hier ebenfalls die Schrauben locker sitzen. Völlig irre gerät auch "Voyage vers le cosmos en vaisseau d'argent", in welchem zu tribalistischem Getrommel Frauenstimmen gegen den Welthunger ansingen, bevor La Jungle die Glocken klingen lassen. Indisch anmutende Synthesizer-Sounds kollidieren mit stoisch dahinschrammelnden Gitarren. Alles wartet auf den großen Knall, den erlösenden Ausbruch. Doch er kommt nicht. Stattdessen entlassen La Jungle ihre Hörerschaft mit einem Augenzwinkern. Understatement ist auch ein Statement.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The marvelous forest of our dreams
  • Panther's rib cage
  • Le chemin rapide
  • Voyage vers le cosmos en vaisseau d'argent

Tracklist

  1. Tomorrow
  2. The marvelous forest of our dreams
  3. La compagnie de la chanson
  4. Hatching the light
  5. Stop
  6. Panther's rib cage
  7. Le chemin rapide
  8. Le tigre en bottes verdes
  9. Bass from Funky Jacky
  10. The growl and the relief
  11. Voyage vers le cosmos en vaisseau d'argent
Gesamtspielzeit: 38:58 min

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Jüngling mit Apfel

2023-07-28 09:55:51

Kannte ich gar nicht, klingt aber ganz nett und erinnert tatsächlich leicht an Battles - Ohne jedoch auch nur ansatzweise deren Klasse zu erreichen. Auf Dauer ist mir das dann doch zu stumpf und in der Mitte geht dem Album mMn deutlich die Puste aus. Mein zweijähriger Sohn fands aber super, als es auf der Fahrt zur Krippe im Auto lief. Danke für den Tipp!

Armin

2023-07-24 20:20:19- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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