
Georgia - Euphoric
Domino / GoodToGoVÖ: 28.07.2023
Eher unterschwänglich
Puh. So die erste Reaktion nach dem Hören des dritten Georgia-Albums. Vor allem, wenn man die Ecken und Kanten der Künstlerin geschätzt hat. Moment mal, werden Leser der Plattentests.de-Rezension des Vorgängers einwenden: Die waren doch da auch schon weg. Im Vergleich zum magischen Erstwerk "Georgia" mochte das stimmen, aber "Seeking thrills" war trotzdem noch spannend und fiebrig genug und hatte einige fantastische Dancefloor-Kracher zu bieten. Und nun das. Puh, wie gesagt.
Da muss man sich erst einmal sortieren. Also im Kurzdurchlauf: Im Jahr 2015 veröffentlicht Georgia Barnes, Tochter von Leftfield-TripHop-Wizard Paul Barnes, im Alter von 21 Jahren ein ganz erstaunliches Debütalbum. Sie war zu der Zeit zwar schon für verschiedene Bands als Drummerin aktiv, aber mit so einem stilistisch vielfältigen und durchaus fordernden elektronischen Soundsammelsurium konnte wohl keiner rechnen. Der Nachfolger brachte die Ideen 2020 dann in geordnetere Bahnen, vielleicht nicht mehr so experimentell, dafür aber mit hoher Qualität und einigen satten Hits. Für "Euphoric" wollte Georgia nun erstmals einen externen Produzenten hinzuziehen. Die Wahl fiel auf Rostam, ja, den von ehemals Vampire Weekend. Klingt alles noch gar nicht schlimm, oder?
Aber was die beiden dann zu einem in Teilen derartig glattgelutschten Hochglanzprodukt getrieben hat, da möchte man doch gern rückwirkend zeitreisend Studiomäuschen spielen. Schon bei der ersten Vorabsingle, dem Quasi-Titelsong und Album-Opener "It’s euphoric", fiel der gebügelte Sound auf, auch die leichte Stimmbearbeitung. Aber Letzteres gab es vorher auch schon, und über Ersteres rettete die Qualität des Popsongs einigermaßen hinweg. Bei den Veröffentlichungen und auch auf der Tracklist folgt(e) dann "Give it up for love", da konnte man mit den Gitarrensounds und dem leichten Haim-Einschlag (die hat der Rostam ja auch schon produziert) durchaus leben. Bis dann "All night" auf die Menschheit losgelassen wurde, was man nicht anders als eines der größten Autotune-Verbrechen seit Chers "Believe" bezeichnen kann, von den käsigen Synthies ganz zu schweigen.
Und das ist nicht der einzige Totalausfall hier: Das in der Neunziger-Bollerdisco liegen gebliebene "Some things you’ll never know" sei da nur beispielhaft genannt. Ärgerlich das alles, denn natürlich hat die hochtalentierte Künstlerin nicht sämtliches Gespür verloren, es gibt einige Stücke, die das beweisen. Dann sind ihr auch geschätzte Referenzen wie Robyn wieder näher. "Mountain song" ist zwar auch zu platt produziert, die schönen Elektroeinsprengsel und charmanten New-Order-Gitarren reißen es aber heraus. Apropos: "The dream" hat diese Gitarren auch dabei und einen wunderbaren Popsong obendrauf. Beim knackig-trockenen "Keep on" oder dem an Chvrches erinnernden "Friends will never let you go" kommen endlich mal die perkussiven Sounds nach vorn. Aber für jedes Oho hat dieses Album eben auch ein Oje. Sehr schade.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The dream
- Keep on
Tracklist
- It's euphoric
- Give it up for love
- Some things you'll never know
- Mountain song
- All night
- Live like we're dancing part II
- The dream
- Keep on
- Friends will never let you go
- So what
Im Forum kommentieren
MM13
2023-07-28 18:56:47
find es jetzt nicht zu glatt,wie in der rezi.hat ein paar gute beats und momente,und schrammt so an der kante zum allerweltspop vorbei,macht sie mnm. aber gut.
Armin
2023-07-24 20:19:42- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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