Greta Van Fleet - Starcatcher
Lava / Republic / UniversalVÖ: 21.07.2023
Robert Plant gefällt das
Eine Sache muss kurz aus dem System: eine vierköpfige Band, angeführt von Zwillingen, einem Hang zur Dramatik und einer hellen Stimme, die manche lieben und die manche genervt erzittern lässt? Sieht hier eigentlich keiner, dass Greta Van Fleet die amerikanischen Tokio Hotel sind? Aber im Ernst: Wenn man die Rezeption des Quartetts aus Michigan und ihrer bisherigen Alben auch nur ein bisschen verfolgt hat, dann kann man bei altrockenden Gatekeepern die Furcht beobachten, die Kids von heute würden Led Zeppelin bald vergessen haben. Und wie wir alle wissen: Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass und Hass führt zu unsäglichem Leid. Oder ist das ein Zitat, das die Gen Z gar auch schon nicht mehr kennt? Und wie hauen Greta Van Fleet mit Album Nummer drei eigentlich dieses Mal den Sargnagel in die Rockmusik?
"Starcatcher" beantwortet den Hass mit ihrem bis jetzt spannendsten und versiertesten Album, auf dem sich Greta Van Fleet roher und kantiger geben. Sänger Joshua Kiszka kann zwar nicht aus seiner Haut und rutscht mit seinem Gesang immer wieder in Richtung markerschütterndes Gekreische, allerdings verlieren sich seine Klagelaute wie in "Sacred the thread" irgendwo in den Steppen und Bergen und dem bluesigen Einschlag, den die Band so schätzt. "The falling sky" vermag uns mit seiner glitzernden Wut und einem Mundharmonika-Solo gar im Alleingang davor zu schützen, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt. Und "Runway blues" ist ein überraschendes Intermezzo irgendwo entlang der Route 66, mit gerade 1:17 Minuten samt großzügigem Fade-out kurz genug, dass man sich verwundert die Augen reibt, ob das nicht etwa eine musikalische Fata Morgana war, auf die man im Vorbeifahren reingefallen ist.
Warum ist das nun aber (noch) besser als bisher schon? Während Joshua Kiszka die am einfachsten zu erkennende Konstante ist, hat sein Zwillingsbruder Spaß an der Gitarre – und mehr Platz dafür. Immer wieder schleichen sich psychedelische Riffs und Soli in die Songs, die plötzlich gar nicht mehr so weit entfernt von King Gizzard & The Lizard Wizard oder The Soundtrack Of Our Lives sind, wie die Feuilleton-Hater es gerne hätten. Und auch Drummer Danny Wagner macht einen unaufdringlichen Job, aber hat immer wieder Ideen wie das an "When the levee breaks" angelehnte Intro von "Sacred the thread". Und der jüngere Kiszka-Bruder Sam basst gelassen seine Aufgaben weg, bis einem in "Frozen light" plötzlich auffällt, wie rustikal er da eigentlich die meiste Zeit vor sich hin brummt. Auf flamboyanten Aufbau folgt kontrollierter Abriss.
Die Single "Meeting the master" vermittelt daher fast ein falsches Bild, ist sie doch am ehesten eine langsam wachsende Rock-Ballade und hängt dem Rest der Platte mit ihrem schleppenden Schritttempo etwas hinterher – allerdings nicht qualitativ. Möchte man Greta Van Fleet sonst etwas vorwerfen, dann ist es die Ernsthaftigkeit, mit der besonders Joshua Kiszka singt, als würde sein Leben davon abhängen. Und ja, auch auf der dritten Platte denkt man immer noch an Led Zeppelin oder Rush und den Hard Rock der Siebziger. Aber wenn selbst Robert Plant es okay findet, was Greta Van Fleet mit ihrer Version von Classic Rock machen, braucht man sich langsam vielleicht wirklich nicht mehr darüber aufzuregen. Hass führt bekanntlich zur dunklen Seite – und dann lieber "Starcatcher" als "Star wars".
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fate of the faithful
- The falling sky
- Meeting the master
Tracklist
- Fate of the faithful
- Waited all your life
- The falling sky
- Sacred the thread
- Runway blues
- The indigo streak
- Frozen light
- The archer
- Meeting the master
- Farewell for now
Im Forum kommentieren
fuzzmyass
2023-08-01 15:54:43
Sie ist toll, ihre Arbeit gegen den Klimawandel ist besonders beachtenswert.
MasterOfDisaster69
2023-08-01 15:52:34
"Wer nicht genau hinhört, wird Greta van Fleet auch nach ihrem
dritten Album das Etikett der Led-Zeppelin-Epigonen anheften.
Dabei enthält Starcatcher einige erfrischend abwechslungsreiche
Momente, die in eine andere Richtung weise"
Visions 08/23
Socko
2023-07-29 10:18:32
Kommt mir nicht in die Birne, warum ich mir die antun soll, wenn man Led zeppelin hat. Das war allerdings von Anfang an klar.
Kojiro
2023-07-29 09:57:13
Fürchterliche Band.
Armin
2023-07-24 20:19:53- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Greta Van Fleet - Starcatcher (8 Beiträge / Letzter am 01.08.2023 - 15:54 Uhr)
- Greta Van Fleet - Anthem of the peaceful army (92 Beiträge / Letzter am 17.05.2022 - 19:29 Uhr)
- Greta Van Fleet - The battle at garden's gate (26 Beiträge / Letzter am 18.04.2021 - 11:14 Uhr)