
Rita Ora - You & I
BMG / WarnerVÖ: 14.07.2023
Blaupause
Wer auch nur einen Bruchteil Interesse für Popkultur übrig hat, kennt den Namen Rita Ora. Die Kosovo-Britin ist überall: Charts-Spitzenplätze, Casting-Shows, in der Yellow Press sowieso, bei Disney-Produktionen und sogar in einem Pokémon-Film. Gerne belächelt, oder bei ihrem Debüt noch als "weitere Produzenten-Stylo-Göre" abgestempelt, hält sie mittlerweile den Rekord als erfolgreichste Britin in den UK-Singlecharts. Mit "You & I" erscheint nun ihr erst drittes Album, was schon angesichts dieser Erfolgswelle anders auftritt als die Vorgänger. Höchste Zeit also, auch mal wieder über die Musik der 32-Jährigen zu reden.
Drei Singles kannten wir schon als Vorboten, am interessantesten davon war "Praising you", gleichzeitig das einzige Feature auf der ganzen Platte. Fatboy Slim gab hier nicht nur den Segen, seinen größten Hit quasi zu modernisieren, sondern ließ sich sogar auf eine Zusammenarbeit ein. Zur Erinnerung, als "Praise You" veröffentlicht wurde, war Rita Ora gerade mal acht Jahre alt. Und es ist keine erzwungene Kollabo, denn die beiden lernten sich "eines Nachts in der Naughty Corner in Glastonbury" kennen. Eine Freundschaft entstand, die nun in dieser gelungenen Gute-Laune-Hymne verewigt ist. Klar, dass das etwas anspruchsloser klingt, als noch Ende der Neunziger, aber man kann es auch so sehen: Auch das "Original" basiert eigentlich auf einem Sample aus dem Song "Take yo' praise", veröffentlicht 1975 von Camille Yarbroughs.
Daneben bietet "Waiting for you", das zweite Highlight der kurzweiligen Platte – flottes Tempo, melodische Einzeiler und hypnotische Eurodance-Instrumentals. Mit ihrem frischen BMG-Vertrag im Rücken soll Ora auf diesem Album sich freier denn je entfalten dürfen, also wagt sie hier eine herrlich unbeschwerte Dance-Nummer. Sie lässt (wieder mal mit Erfolg) nichts unversucht, wie Trance um die Jahrtausendwende zu klingen. Passend auch, dass dieses Album durch das Musikvideo zu "You only love me" angekündigt wurde. Die Blaupause des Songs findet sich auf der Platte gefühlt öfter als Rita Ora sich selbst als Gesicht eines neuen, millionenschweren Fashion-Deals: Knallige Electropop-Beats, mit allerlei dezent gehaltenen Effekten, irgendwo dazwischen die kraftvolle, unbestreitbar talentierte Stimme Oras. Lyrisch gibt das eher wenig her, das Tanzbein freut sich umso mehr.
In Verbindung mit dem verträumten Video zu "Don't think twice", den Geigen auf House-Beats und unverschämt eingängigen Lyrics kann man den Opener als nettes kleines Pop-Kunstwerk schätzen. Wenigstens etwas Inhalt hätte "That girl" allerdings gutgetan, denn hier geht es eigentlich bloß darum, dass dieses Girl "party all the time" will. Sowas kann mal funktionieren, wirkt hier aber zu erzwungen, mehr Rausschmeißer als Feierstimmung. Immerhin bleibt es das einzig ernsthafte Lowlight, alle anderen Tracks klingen mindestens nicht schlecht und erfüllen ihren jeweiligen Zweck. Wer eine besinnliche Filmmusik-Ballade will, bekommt den Closer "I don't wanna be your friend".
Klavier-Musik und sauberer Gesang? Ein "Notting Hill" ist auch vertreten. Mit "Shape of me", "Look at me now" und "Girl in the mirror" gibt es einen ganzen Block in der Playlist aus Carpe-Diem-Stimmung, Selbstliebe und Lyrics, die uns mit der frisch verheirateten Rita Ora hoffnungsvoll in die Zukunft schauen lassen. Das klingt schon durchgängig angenehm, ist auf etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit, beim dritten Album in der Karriere, auf Dauer aber zu eindimensional. Trotzdem: Ora grüßt nicht ohne Grund vom Thron des "Pop mit Elektro-Einschlag", wie es das Billboard-Magazin nennt. Beim nächsten Mal aber bitte nicht so viel Routine und gern mehr Mut zum Neuen, wovon diese Platte ruhig noch mehr vertragen hätte.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Don't think twice
- Praising you
- Waiting for you
Tracklist
- Don't think twice
- You only love me
- Praising you (feat. Fatboy Slim)
- Unfeel it
- Waiting for you
- You & I
- That girl
- Shape of me
- Look at me now
- Girl in the mirror
- Notting Hill
- I don't wanna be your friend
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Armin
2023-07-13 17:00:03- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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