Local Natives - Time will wait for no one
Loma Vista / Concord / UniversalVÖ: 07.07.2023
Im Wartezimmer der Zeit eingedöst
In diesen bewegten Zeiten gibt es ja für ziemlich viele Dinge Petitionen oder Protestbewegungen. In den meisten Fällen völlig berechtigt. Aber gibt es schon eine gegen die Coldplayisierung der Indiemusik? Weiß da jemand Genaueres? Und wenn nicht, sollte da nicht mal zügig eine gegründet werden? Bevor noch mehr Bands wie Local Natives diesen Irrweg einschlagen?
Ja gut, das war jetzt vielleicht eine Spur gemein. Aber immer, wenn man im Pressetext liest, dass neue Alben "mit dem Grammy-prämierten Produzenten XYZ" irgendwo in den USA aufgenommen wurden – hier: mit John Congleton in Los Angeles –, gehen die Alarmglocken an. Und im Falle des fünften Albums von Local Natives leider nicht ungerechtfertigt. Obwohl die längst nicht in den Chartsregionen von Chris Martin & Co. spielen – die natürlich auch musikalisch eine zu poppige Referenz sind –, bewegen sich diese fünf Jungs hier aus Silver Lake, Kalifornien, doch seit jeher deutlich mehr auf der folkigen Schiene zwischen Flottenfüchsen und Grizzlybären (nimm das, Google-Übersetzer!). Im Gegenteil, der zähe Vorgänger "Violet street" war erfolgsmäßig eher ein Rückschritt, vielleicht der Orientierungssuche geschuldet, weil das fluffig-leichte "Sunlit youth" davor nicht die Höhen ihres immer noch bekanntesten Albums "Hummingbird" erreichen konnte.
Mit Congleton an den Reglern ist nun wieder mehr Drive in Rhythmus und Sound festzustellen, das kann schon mal auf der Habenseite festgehalten werden. Feine Gesangsharmonien beherrschen Kelcey Ayer, Taylor Rice und ihre Mitstreiter auch nach wie vor. Und gute Songs können sie ebenfalls schreiben, also wo liegt das Problem? Nun, vielleicht darin, dass für die mit 34 Minuten nicht eben üppige Spielzeit einfach zu viel Füllstoff dahinplätschert? Da erfreut man sich nach dem Intro am melodischen Refrain von "Just before the morning" – auch wenn da ein paar Stimmmodulationen unangenehm aufstoßen – und wartet danach vergeblich darauf, dass die "Empty mansions" sich mit irgendeiner Idee füllen mögen.
Dann denkt man bei "Desert snow", och nö, jetzt geht das so weiter hier, doch hoppla, da passiert doch einiges, allerspätestens mit der schnieken Gitarre ab 2:40 ist man richtig angetan. Und so geht das weiter: "Paper lanterns" – schnarch, "Featherweight" – schöne Soundideen. Anschließend ein Wechsel bei der Trefferfolge: "Hourglass" punktet mit Harmonien und Gefühl ohne Kitsch, während Letzterer "Ava" absaufen lässt. Das mitreißende "NYE" dreht Temporegler und Gitarrenpower nochmal richtig schwungvoll nach oben, bevor "Paradise" sich eher bemüht ins Ziel dieser recht gemischte Eindrücke hinterlassenden Platte schleppt. Immerhin ohne "Para-Para-Paradise"-Chöre, womit zumindest der Sieg über die meisten der letzten Coldplay-Alben gelingt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Desert snow
- Featherweight
- NYE
Tracklist
- Time will wait for no one
- Just before the morning
- Empty mansions
- Desert snow
- Paper lanterns
- Featherweight
- Hourglass
- Ava
- NYE
- Paradise
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Armin
2023-07-13 16:59:40- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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