
Bdrmm - I don't know
Rock Action / PIAS / Rough TradeVÖ: 30.06.2023
Aufgetaucht
Die Liste der besten Rock-Alben des Jahres 2023 verzeichnet einen Neuzugang. Bdrmm sind zurück und ihr Zweitwerk "I don't know" überbietet das bereits sehr gelungene Debüt "Bedroom" in allen Belangen. Es ist vielseitiger, brachialer und emotionaler, ohne dabei in plumpe Effekthascherei zu verfallen. Stattdessen besinnt sich die Band aus Hull ganz auf sich selbst. Noch immer ist ihre Musik eigenartig zeitlos, obwohl sie ihre Einflüsse offen zur Schau trägt. Widersprüche werden nicht in Schönklang ertränkt, sondern ganz bewusst ausgearbeitet: Momente der Einkehr wechseln sich mit wilden Ausbrüchen ab und irgendwo dazwischen sitzt ein Mensch und grinst.
Wer auf scheppernde Gitarren steht, kommt besonders in "It's just a bit of blood" auf seine Kosten. Achtelnoten fräsen sich mit Nachdruck in den Verstand, während Sänger Ryan Smith seine weiche Stimme gegen den Lärm erhebt. Schreien ist seine Sache nicht, er beschränkt sich weiterhin auf verhuschte Melodien, die klingen, als würden sie beim leisesten Windhauch in Stücke zerbersten. Diese Fragilität zeichnet auch Songs wie das melancholische Instrumental "Advertisement one" oder den epischen Closer "A final movement" aus. Bdrmm haben es nicht eilig. Wenn es zwei Minuten bis zum Refrain dauert, dann ist das eben so. Und wenn überhaupt kein Refrain kommt, beschwert sich auch niemand.
Faszinierend ist, wie mühelos die Band verschiedene Stile vereint. Der Eröffnungstrack "Alps" erinnert mit seinem straighten Vierviertel-Beat zunächst an elektronische Tanzmusik, ehe er sich nach einigen gekonnten Hakenschlägen in einen jazzig brodelnden Rocksong verwandelt. Deutlich simpler, aber nicht weniger eindrücklich gerät das hymnische "We fall apart", das den großen Ausbruch so lange andeutet, bis man den Glauben an sein Erscheinen verliert. Umso schöner ist es dann, wenn kurz vor Ende die Dämme brechen und herrlicher Gitarrenlärm den Raum flutet. Da können einem dann auch die Augen feucht werden.
Manche Songs wirken beim ersten Hören noch unscheinbar, entfalten dann aber zunehmend große Sogwirkung. Besonders "Pulling stitches", das auf einem unwiderstehlichen Groove basiert, verschafft sich so sukzessive einen Platz im akustischen Gedächtnis. Und auch das treffend betitelte "Hidden cinema" weiß ob seiner charmant zur Schau getragenen Beiläufigkeit zu überzeugen. Bdrmm fühlen sich pudelwohl, so viel ist sicher. Währenddessen faseln andere weiter hartnäckig vom Ende der Gitarrenmusik. Man werfe ihnen dieses Album vor die Füße. Denn Perlen gibt es immer noch mehr als genug, nur sind die Ozeane tiefer geworden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Alps
- It's just a bit of blood
- We fall apart
- A final movement
Tracklist
- Alps
- Be careful
- It's just a bit of blood
- We fall apart
- Advertisement one
- Hidden cinema
- Pulling stitches
- A final movement
Im Forum kommentieren
Old Nobody
2023-12-09 19:07:38
Die Platte ist mir persönlich sehr wohl im Gedächtnis geblieben und das obwohl grade Be careful mein Lowlight des Albums ist :)
boneless
2023-12-08 22:08:44
Die Platte bleibt wie gesagt nicht wirklich im Gedächtnis, allerdings ist Be Careful ohne Frage ein Song des Jahres, was vor allem an dieser unglaublich eingängigen Basslinie liegt (wohl eine der besten der letzten Jahre). Die bekomme ich jetzt schon seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf.
Old Nobody
2023-11-01 23:20:40
Ja gut,könnte sein, dass es deswegen so kurz war.Eigentlich war aber draußen nicht viel von drinnen zu hören.Wohnhaus war jetzt nicht unmittelbar daneben,wobei ich das nicht sicher beantworten kann.Man dürfte dann aber doch alternativ gerne was früher beginnen damit die band ihr volles Set spielen kann.
Hätte die Vorband eigentlich gerne gesehen,von den 3 Songs, die die bei Spotify haben,fand ich immerhin einen eigentlich echt okay
boneless
2023-11-01 22:24:50
Hm, wenn die Band bis 22 Uhr durch sein muss, wurde sicher die Setlist gekürzt. Ist die Location irgendwo in Wohnhausnähe? Hab ich zuletzt schön öfter gehört, dass da mittlerweile verschärfte Regeln gelten und es gibt Anwohner, die kennen da keine Gnade. Sobald da auch nur ein paar Minuten überzogen wird, gibts Ärger. Wir haben hier auch eine Location, wo Konzerte dank Nachtruhe nur bis 22 Uhr gehen dürfen.
Mit der Vorband habt ihr nix verpasst. Sehr anstrengender und ziemlich nerviger Math/Indie/wasauchimmer Rock. Konnte man sich getrost schenken.
Old Nobody
2023-10-31 23:18:29
Wenn ich richtig gestoppt hab,war es heute in Köln nur ne gute Stunde.Mir etwas zu kurz,vor allem für den Aufwand,den man betrieben hat um da hin zu kommen.
Hat dabei ja durchaus Laune gemacht und von der Bühne kam auch gut Energie rüber aber den Sound fand ich etwas breiig. In dem Laden hatte man es danach für mein Empfinden etwas zu eilig alle rauszuschmeißen.Es ging sofort die Musik an, es gab gar keine Gelegenheit,Zugabe zu rufen. Meine Güte, muss man schon um 22 Uhr so auf die Tube drücken?
Publikum schien mir insgesamt aber auch ziemlich ruhig zu sein,da kam aus meiner Sicht nicht so wahnsinnig viel
Da die Bahn heute wieder Bahn-Sachen abgezogen hat, haben wir die Vorband komplett verpasst
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