
Kim Petras - Feed the beast
Republic / UniversalVÖ: 23.06.2023
Ein Grammy macht noch keinen Hit
Es gibt viele Gründe, über Kim Petras zu reden, ohne, dass dabei ihre Musik zur Sprache kommt. So hat sie ihre Trans-Identität bereits in der Kindheit festgestellt. Die in Köln geborene Petras gilt als jüngste Person, bei der eine geschlechtsanpassende Operation durchgeführt wurde, was weltweit für Aufmerksamkeit sorgte. Es gibt aber genau so viele Gründe, über Kim Petras ausschließlich aufgrund ihrer Songs zu sprechen. Denn sie gilt nach der Elektronik-Pionierin Wendy Carlos auch als zweite Trans-Frau, die den Grammy gewonnen hat – zusammen mit Sam Smith für den gemeinsamen Song "Unholy".
Die 30-Jährige ist außerdem längst Popkulturgut und offenbar gut vernetzt: Als sie während der Corona-Pandemie ihren überdrehten, aber ebenso catchy Sommerhit "Malibu" veröffentlichte, waren im bonbonbunten Musikvideo im DIY-Look unter anderem Paris Hilton, "Riverdale"-Schauspielerin Madeleine Petsch und Charli XCX zu sehen. Mit Hilton veröffentlichte Petras außerdem eine frische Version von deren 2006er-Hit "Stars are blind". Schade für "Feed the beast": Das Feature ist anders als "Unholy" leider nicht Teil von Petras' drittem Longplayer.
Und auch abseits dieser Lücke ist die Hitdichte für ein Pop-Album dieser Größenordnung eher dünn. Das Bemühen ist aber deutlich erkennbar. Bei "Alone" holt Petras sich immerhin Nicki Minaj ins Boot und sampled Alice Deejays "Better off alone", das bereits in David Guettas "Play hard" einen zweiten Frühling erlebte. Darüber hinaus setzt der Song auf Petras' verzerrten Gesang und dynamische Beats, wie sie auch bei Charli XCX vorkommen könnten, und verdeutlicht, das Letztere Petras das Gespür voraus hat, ihren Melodien mit unerwarteten Brüchen oder simplen Wiederholungen eine packende Eingängigkeit zu verleihen.
Eine weitere Gästin sorgt immerhin für einen der spannendsten Songs von "Feed the beast": In "Bait" wechseln Petras und Banks zwischen Sprechgesang und mysteriösem Säuseln und bewegen sich außerhalb ihrer Komfortzone. Dazu gibt es wesentlich gesetztere Beats, die eher an "Unholy" erinnern. Ein richtiger Banger verbirgt sich aber vor allem hinter der Single "Coconuts", die einen ähnlichen Gesamteindruck wie "Malibu" hinterlässt und von Funk-Beats und sanfteren Synthies abgerundet wird.
Ob Petras mit "Feed the beast" erneut einen Grammy wird einfahren können, bleibt jedoch fraglich – zumal sie nach wie vor massiv für ihre weiterhin andauernde Zusammenarbeit mit Produzent Dr. Luke in der Kritik steht, der sich mit Sängerin Kesha haben einen fast zehnjährigen Rechtsstreit geliefert hat, auch wenn der im Juni 2023 offenbar außergerichtlich geklärt wurde. Überschattet wird Petras' drittes Album dadurch zwar allenfalls marginal, doch mehr interessante und einprägsame Popsongs enthält "Feed the beast" dadurch auch nicht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Bait (feat. Banks)
- Minute
- Coconuts
- Unholy (feat. Sam Smith)
Tracklist
- Feed the beast
- Alone (feat. Nicki Minaj)
- King of hearts
- Thousand pieces
- Uhoh
- Revelations
- Bait
- Sex talk
- Hit from the back
- Claws
- Minute
- Coconuts
- Castle in the sky
- Brrr
- Unholy (feat. Sam Smith)
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Villainskraft
2023-07-08 14:49:57
Ich bin mittlerweile ein bisschen Fan von ihr und finde das Album enthält alles um gut zu funktionieren, aber man muss die Songs in eine etwas andere Reihenfolge bringen und manches ersetzen oder rauswerfen:
1. Feed the Beast
2. Revelations
3. King of Hearts
4. Castle in the Sky
5. Bait
6. Brrr
7. Unholy
8. Uh oh
9. Hit it from the Back
10. Coconuts
11. Alone 2.0
12. Minute
13. If Jesus was a Rockstar
14. Claws
Da das Album teilweise sowieso aus alten Singles und Songs für ein anderes Projekt besteht, sehe ich das ganze ein bisschen als DIY Playlist.
King of hearts und Castle in the Sky sind sträflicherweise nicht in der Rezi erwähnt worden, verkörpern aber Kims 90s/Y2K-Ästhetik am Meisten.
Bester Song ist definitiv Claws, gefolgt von Minute.
Die eher Funky Songs fallen am meisten raus, Alone hätte in der 2.0 Version auf das Album kommen müssen um den Drive nicht gänzlich rauszunehmen und Thousand Pieces ist grauenvoll, genauso wie Sex Talk.
P.S.: If Jesus was a rockstar ist trotz ungelenkem Titel ein wirklich schmucker kleiner Popsong.
Have Fun!
Edrol
2023-07-06 12:36:44
Ich finde es ein kurzweiliges Popalbum, ähnlich wie jene von Ava Max. Sicher nichts Bahnbrechendes, aber ein paar potenzielle Hits höre ich da schon.
Z4
2023-07-06 11:43:51
Erstaunlich positive Rezension, nach diesem Bewertungsmaßstab hätte Britney einige 7/10en einfahren können. Ich werds mir mal anhören, aber ist wohl tatsächlich eher langweilig und mutlos, so steht es überall.
Armin
2023-07-05 22:10:49- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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