Nothing But Thieves - Dead Club City

RCA / Sony
VÖ: 30.06.2023
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Hülle und Fülle

Das kommt davon, wenn man zu viel Muse gehört hat! In die Arenen hat es Nothing But Thieves im Geiste ihrer Landsmänner schon immer gezogen, heutzutage muss für den Rock-Fünfer aber auch noch ein Konzept herhalten, und zwar ein schillerndes: Das vierte Album der Band spielt in der namensgebenden "Dead Club City", die einen elitären Verein voller verschrobener Charaktere darstellen soll, aber wie eine Science-Fiction-Metropole irgendwo zwischen Hawkins aus "Stranger things", Gotham, Las Vegas und einem Holzhammer anmutet. Deren Einwohner*innen tragen uniform Plateauschuhe, Stirnbänder und eng anliegende Leggins, interagieren vermutlich täglich mit Cyborgs und verehren Matt Bellamy als ihren Gott. So wie dieser etwa anno "Simulation theory" meinen Nothing But Thieves es ernst mit den 80s. Verdammt ernst. Komplett auf ungezügelten Dance wie etwa Editors auf "EBM" setzen sie allerdings nicht, sondern seifen ihren Pop-Rock einfach ordentlich ein. Und das so dermaßen, dass kaum eine Kante mehr scharf bleibt, womit sich das eigentlich clevere Quintett, das sich bislang nie mehr als nötig dem Mainstream angebiedert hat, leider ein wenig unter Wert verkauft.

Conor Masons Stimme ist in all dem Kleber noch der wichtigste, hält den Laden zusammen und stellt dank ihres Wiedererkennungswerts sicher, dass man weiß, bei welcher Band man sich befindet. Diese wiederum verschwindet ansonsten nämlich beinahe zur Gänze in Trockeneisnebel und Scheinwerferlicht. Im Opener "Welcome to the DCC" klingt das Falsett des eigentlichen Ausnahmesängers nach Jake Shears, der Disco-House-Beat nimmt keine Gefangenen, der Ohrwurm sitzt – ja doch, ein wirklich gelungener Scissor-Sisters-Song. Im Folgenden glänzt "Overcome" mit einer schmierigen, aber einnehmenden Melodie, versteckt hinter seinen Template-Synths sogar ein Gitarrensolo. Aber das sind Nadeln im goldenen Heuhaufen: "Do you love me yet?" beschwört kurz die Panik herauf, David Hasselhoff käme gleich "True survivor" schmetternd auf brennenden Autoreifen angeflogen, würde die Stadt im Alleingang vereinigen und dann gut gelaunt eine Spur aus schwelendem Haargel hinterlassen. Der Mut zur Konsequenz ist charmant, der Mehrwert des Songs, wenn man ihn zahlreichen artverwandten gegenüberstellt, aber eher überschaubar. Leider ist das repräsentativ für einen großen Teil des Albums.

Solide Pop-Rocker wie "Tomorrow is closed" oder die Quoten-Ballade "Green eyes :: Siena" lassen sich abnicken, der R&B-Ansatz des gelungenen "Keeping you around" ebenso. Die Höhen, in die Mason am Anfang von "City haunts" vorstößt, sind mindestens beeindruckend. "Pop the balloon" hat außerdem ein cooles Riff zu bieten und lässt den Pop zugunsten eines schrägeren Aufbaus mal ein bisschen durchhängen. Auf dem Rest von "Dead Club City" rutscht man allerdings viel zu schnell aus und wird noch dazu von grellem Flutlicht geblendet – eigentlich ziemlich gefährlich. Auf "Moral panic" hantierten Nothing But Thieves noch mit Stoner-, Industrial- und Art-Rock-Anleihen und verbanden diese wunderbar mit der Pop-Peitsche, "Dead Club City" jedoch scheitert trotz so mancher fluffiger Hook an seinem eigenen Anspruch und Überfluss. Da waren die Augen wieder größer als der Magen! Kompositionen wie das nur dezent peinliche, weiterhin tolle "Impossible" oder, gucken wir noch weiter zurück, indiskutable Über-Hits wie "Amsterdam" bringt die Band auch nicht mehr zustande. Matt Bellamy lacht vom Himmel, aber es sieht ein bisschen schief aus. Bitte wieder eine Nummer kleiner, Jungs.

(Ralf Hoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Welcome to the DCC
  • Keeping you around
  • Pop the balloon

Tracklist

  1. Welcome to the DCC
  2. Overcome
  3. Tomorrow is closed
  4. Keeping you around
  5. City haunts
  6. Do you love me yet?
  7. Members only
  8. Green eyes :: Siena
  9. Foreign language
  10. Talking to myself
  11. Pop the balloon
Gesamtspielzeit: 42:00 min

Im Forum kommentieren

Blanket_Skies

2023-07-08 11:04:11

Puh, ist das schlimme Musik. Der Gesang wie der typische männliche Popgesang der letzten zehn Jahre. Dann diese aalglatte Produktion und absolute Albibi-Gitarren samt Achtelbass ohne Ausreißer. Wurde die Band zusammengecastet?

michael_s

2023-07-06 21:23:15

Was für eine Quatsch-Kritik - Bellamy lacht vom Himmel? Vermeintlich poetische Anflüge oder was soll das sein?

Gerade eine Rezension zum Album bei WDR2 gehört, auch schon einige Kritiken zum Album gegoogelt - bisher keine schlechte Rezension gefunden. Und was hat jetzt Nothing But Thieves mit Muse zu tun?! DCC kann man doch nicht ernsthaft mit dem letzten Erguss von Muse vergleichen! Mein Gott, ja, es klingt poppig. Es ist bei weitem nicht so schmierig wie der meiste Mist, der im Radio läuft (Ed Sheeran, Coldplay, Kamrad und der ganze Schrott)

Problem kann natürlich sein, wenn man des Englischen nicht wirklich mächtig ist, das die Songs von Nothing But Thieves nicht so gut ankommen. Für mich ist Overcome einer der Songs des Jahres. Ich hab mich schon immer gefragt wie diese Jahrescharts bei plattentests zustande kommen und habe so langsam eine Idee.

Ach ja - Hausaufgabe: findet mir eine weitere schlechte Kritik von dem Album und hört selber mal rein (und achtet auf die lyrics, die sind wirklich gut! Und der Gesang von Mason - kein Vergleich mit waily Mr. Bellamy)

Kwatsch

2023-07-05 22:59:54

gute Rezension! Trifft es auf den Punkt. Die Jungs können das besser. Es war imemr toll, dass die Band musikalisch keine Berührungängste hatte, doch alls muss man auch nicht ausprobieren. Den cheesy 80er Sound hätte es nicht gebraucht. Damit hatten sich schon "the war on drugs" zuletzt verzettelt.

Armin

2023-07-05 22:10:39- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?


Kwatsch

2023-07-03 19:20:35

Irgendwie hatte mich das vorherige Album mehr abgeholt. Es gibt wieder einige gute Songs, doch auch einige etwas belanglose Songs. Ich fand den Vorgänger Moral Panic auch etwas abwechslungsreicher und ausgefeilter im Songwriting.
Der Versuch, im sound nun 80er Jahre Keybords und Synthezizer ala Saga (oder waren es Journey?) zu integrieren, finde ich etwas befremdlich. Ich finde es störend, besonders im song "oversome"
Dennoch ne knappe 6/10

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