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SunYears - Come fetch my soul!
Yep Roc / BertusVÖ: 16.06.2023
Eile mit Weile
Ganz alleine geht es meist doch nicht bei Peter Morén. Zwar hat der Mann vom Sympathen-Trio Peter Bjorn And John schon fünf Soloplatten auf dem Kerbholz, doch auch außerhalb seiner Hauptbeschäftigung mit Björn Yttling und John Eriksson musiziert Morén gerne in Gesellschaft. Zuletzt 2019 mit dem Singer-Songwriter-Landsmann David Shutrick auf dem gemeinsamen Longplayer "En åldrande befolkning". Auch wenn die beteiligten Herrschaften nicht ganz so alt waren wie im Titel suggeriert, eine prima Steilvorlage für das erste Folk- und Americana-Album des Schweden, der sich auf "Come fetch my soul!" nur leicht kryptisch SunYears nennt – teils zu Ehren des legendären US-Independent-Labels Sun Records, teils im Wissen, dass die Zeit schneller vergeht, als man es gerne hätte. Also schnell die nächsten prominenten Mitmusiker ins Studio gekarrt: Jess Williamson, Ron Sexsmith oder Eric Johnson von Fruit Bats respektive Bonny Light Horseman helfen gern, und auch Morén schwingt schon freudig die Klampfe.
Diese schleicht sich zu Beginn des Titelstücks zunächst wie ein sanftes Meer aus Echos an, ehe Morén mit Williamson zu einem anrührenden Call-and-response-Duett anhebt, in dem beide die ins Ältliche lappende Verliebtheit langjähriger Lebenspartner*innen nachstellen. Auf Touren kommt dieser Opener erst mit Verzögerung, sobald die Gitarre trickreich zwirbelt und zum Finale hin eine hymnische Arcade-Fire-Grandezza zum Tragen kommt. Nichts da Senior*innen-Country – eher eine melodieselige Elegie für die Herbstjahre, die man irgendwann in den Nullern, als die "Young folks" noch hoch im Kurs standen, nicht recht vorhersehen konnte. Und so gibt es auf "Come fetch my soul!" kaum pfiffige Indie-Klopfer, tonlos schrubbende Emulationen früher The Cure oder auf Vintage produzierten Sixties-Rock mit nach vorne gemischter Milchkannen-Percussion. Was zwischen mit feinsinnigen Akustik-Details gespickten Miniaturen wie "A dog's life" oder "Wordy" aber auch reichlich fehl am Platze wäre. SunYears haben es nun mal nicht eilig.
Und sind Morén und Kollegen doch einmal von der schnelleren Truppe, spielt auch immer ein wenig das dumpfe Gefühl in die Songs, man könnte schon vor längerer Zeit irgendwo falsch abgebogen sein: Der Südseeurlaub in "Slipping away" ist wie gemalt, die Sonne scheint auf den Bauch, Chet Baker, Dusty Springfield und The Byrds warten im Reisegepäck – dennoch bröckelt die Beziehung, während der fidele Upbeat Sorglosigkeit antäuscht und gelenkige Riffs wie Pilze aus dem Boden schießen. "Last night I dreamt that I met Phil & Don" hingegen erzählt von einer somnambulen Begegnung mit den Everly Brothers – Alternative-Country-Familienanschluss am Okkervil River inklusive. Unbekümmerter wird es nur im angekrauteten Instrumental "Two birds, mid-flight", das Anfang der Achtziger auch Michael Rother hätte einfallen können. Wunderbar leichtherzige Farbtupfer innerhalb zauberhafter, melancholischer Kontemplation mit Sechssaitiger, Harmonium, Flöte und netten Gästen. Da könnte man sich ja fast wieder jung fühlen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Come fetch my soul! (feat. Jess Williamson)
- Slipping away
- Last night I dreamt that I met Phil & Don (feat. Fruit Bats)
Tracklist
- Come fetch my soul! (feat. Jess Williamson)
- Day to day way
- Two birds, mid-flight
- Granddad's song (feat. Ron Sexsmith)
- A dog's life
- Slipping away
- These quiet tunes
- Last night I dreamt that I met Phil & Don (feat. Fruit Bats)
- Wordy
- Wake up (feat. Ran Harvieu & Kathryn Williams)
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Armin
2023-06-25 09:03:15- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- SunYears - Come fetch my soul! (1 Beiträge / Letzter am 25.06.2023 - 09:03 Uhr)