Kevin Morby - More photographs (A continuum)
Dead OceansVÖ: 26.05.2023
Die Reinkarnation
Luxusprobleme stehen nicht selten mit Überfluss in Verbindung: Zu viel Eis im Eisfach bei 30 Grad? Luxusproblem. Zu viele Filme und Serien auf der persönlichen Watchlist? Luxusproblem. Zuviel Muse und daher auch zu viele Songs für nur ein Album? Auch ein Luxusproblem. Ungefähr so erging es jedenfalls Kevin Morby beim Erstellungsprozess für sein Album "This is a photograph".
Denn eigentlich war das Album bei seiner Veröffentlichung noch nicht fertig oder zumindest nicht vollständig. Morby war noch mitten im kreativen Prozess und hatte offenbar noch Energie für so viele Songs, dass sie direkt für eine zweite Zusammenstellung reichen würden. Deshalb erscheint mit "More photographs (A continuum)" nur rund ein Jahr später ein Beiwerk zu Morbys Album, quasi ein Sequel.
Und wie es sich für eine Fortsetzung gehört, knüpft das Album genau da an, wo das Hauptwerk aufgehört hat: Zwischen zerbrechlichem Americana, Handclap-Soul und der Romantisierung von Tennessee, dem Entstehungsort der Songs, wird Morby extrem persönlich. Eben wie bei einem Fotoalbum, durch dessen Seiten man hin und wieder blättert und sich dabei jedes Mal an andere Aspekte erinnert.
Allerdings bleibt es nicht lange ein Mysterium, warum die beiden Werke sich so ähneln: Nur sechs von neun Songs auf "More photographs (A continuum)" sind komplett neu. Die drei anderen werden nur anders im beschriftet, wie etwa "A song for Katie", welches auf "This is a photograph" noch "Stop before I cry" heißen durfte. Aus "Bittersweet, TN" wird auf der Fortsetzung ein ausgeschriebenes "Bittersweet, Tennessee". Auch der Song selbst wird in gewisser Weise ausgebreitet. Weniger ulkig-gemütliche Banjo-Klänge bestimmen den Sound. Stattdessen ist es eine wesentliche langsamere und grundlegend melancholischere Gitarre. Folksängerin Erin Rae bleibt als Duettpartnerin erhalten.
"Wenn 'This Is A Photograph' ein Haus ist, in dem man gelebt hat, dann ist 'More Photographs (A continuum)'‚ vielleicht dasselbe Haus, nur anders erlebt", beschreibt Morby sein Album selbst treffend. Es fühlt sich insgesamt schwermütiger, vielleicht tiefgreifender und musikalisch vielschichtiger gestaltet an.
Eine weitere Steigerung ist die noch deutlichere Ähnlichkeit zu Bob Dylan. Während Kevin Morby sich immer mehr ins Nuscheln verirrt, wird sein Gesang teils ebenso unmelodisch wie bei der Folk-Legende. Instrumentalisierung und Morbys Stimme driften in den Strophen teilweise geradezu auseinander, etwa in "Going to prom". Wenn er Dylan auch in der Quantität nachstrebt, können wir von Morby wohl noch mindestens 30 weitere Alben erwarten. Und da wäre es wieder, das Luxusproblem.
Highlights & Tracklist
Highlights
- This is a photograph II
- Bittersweet, Tennessee
- Five easy pieces revisited
Tracklist
- This is a photograph II
- Triumph
- Bittersweet, Tennessee
- Going to prom
- Lion Tamer
- A song for Katie
- Five easy pieces revisited
- Mickey Mantle's autograph
- Kingdom of broken hearts
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Armin
2023-06-25 09:01:19- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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