Soft Kill - Metta world peace
Cercle SocialVÖ: 05.06.2023
Umarme, was Du hast
Einer der bekanntesten Aphorismen Deutschlands stellt fest: hätte, hätte, Fahrradkette. Was passiert ist, kann man nicht ändern, das Leben geht seine Bahnen. In einer ähnlichen Situation befanden sich Soft Kill kurz vor der Veröffentlichung von "Dead kids R.I.P. city" 2020. Das Album war geschrieben und der Vertrieb über ein renommiertes Indie-Label eigentlich nur noch Formsache. Doch dann kam Corona, und das Label weigerte sich, die Platte mitten im Lockdown auf den Markt zu bringen. Tobias Grave, der Kopf hinter Soft Kill, wollte nicht warten und entschloss kurzerhand, das Album in Eigenregie zu veröffentlichen. Der Erfolg in zahlreichen Jahresendlisten gab diesem Ansatz recht, doch trotzdem kam die Frage auf: Was wäre, wenn man doch die Unterstützung und Aufmerksamkeit von größeren Blogs, Agenturen etc. hätte? Wie weit würde es noch nach oben gehen? Recht schnell schrieben Soft Kill "Canary yellow", und es wurde musikalisch experimentiert. Im Nachhinein und mit etwas Distanz stellte sich die musikalische Neuausrichtung als gut gemeinter Kompromiss heraus, der allerdings keine künstlerische Erfüllung darstellte.
Folgerichtig wählten Soft Kill einen eher "ursprünglichen" Produktionsansatz für dieses Album: Richtig komfortabel und frei lässt es sich allein produzieren. Also wurde das Werk vom Sänger Tobias Grave während eines Umzuges geschrieben. Mit "Metta world peace" gehen Soft Kill klanglich zwei Schritte zurück. Zum einen klingen sie deutlich weniger opulent und sphärisch als auf "Dead kids R.I.P. city" und zum anderen wieder deutlich elektronischer als auf ihrem letzten Album "Canary yellow". Als musikalische Fixpunkte können die Demo-Alben "Premium drifter" und "Not quite Dracula music" dienen. Generell sollten alle Soft-Kill-Interessierten einen Blick auf die Bandcamp-Seite der Band werfen. Dort lassen sich neben erwähnten Demo-Alben auch tolle B-Seiten finden, wie etwa das auf der "Molly"-Single enthaltene "Mint".
"Metta world peace" ist trotz seiner klanglichen Einfachheit eine sehr abwechslungsreiche Angelegenheit. Recht simple, programmierte Drums treffen hier auf dunkelbunte Melodien, und statt mit vielen Schattierungen zu arbeiten ist für Soft Kill also Color-blocking das Motto. Nach dem eröffnenden, sehr zurückhaltenden "Rat poison" geht es direkt mit "Trouble" und "Behind the rain" unter die Diskokugel im Schwarzlicht. Die vorab ausgekoppelte Single "Molly" ist perfektionierter Synth-Pop, der in den Achtzigern sicherlich die Charts erobert hätte. "Hätte, hätte, Fahrradkette." Nun befinden sich Soft Kill aber knapp 40 Jahre später im Hier und Jetzt wieder, mit einem sehr guten Album, das rückwärtsgewandt voranschreitet und für die Zukunft der Band das Fundament der Vergangenheit verwendet.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Behind the rain
- Molly
- Veil of pain (feat. N8n0face)
Tracklist
- Rat poison
- Trouble
- Behind the rain
- Past life II
- Paranoid (feat. Evil Pimp)
- Molly
- Veil of pain (feat. N8n0face)
- Fuckboy
Im Forum kommentieren
Christopher
2023-06-17 07:08:47
Sie hätten das Album lieber "Ron Artest" nennen sollen.
Dumbsick
2023-06-17 07:03:04
Klingt halt wirklich eher nach einem Demo-Album als nach einem richtigen Album. Sind aber da noch einige sehr starke Songs drauf wie ich finde. Molly und behind the rain zum Beispiel
NeoMath
2023-06-17 00:37:15
schwach
Armin
2023-06-16 21:07:51- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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