Erobique - No. 2
A-sexyVÖ: 16.06.2023
Neues vom Alleinunterhalter
Wenn man 25 Jahre nach dem Debütalbum sein Zweitwerk vorlegt, dann kann man als Künstler sehr viel Gehirnschmalz darauf verwenden, sich einen herausragenden Titel einfallen zu lassen. Einen, der alles auf den Punkt bringt, die eigene Kreativität durchaus selbstbewusst herausstreicht, aber nicht narzisstisch übersteigert. Bei dem sich alle denken: So einer ist das also! Man kann das aber auch einfach so lösen: Bitte schön, hier kommt – nach einem Vierteljahrhundert! – mein zweiter Streich namens "No. 2". Und damit ist dann auch schon wieder eine Menge gesagt über Carsten Meyer. Wer? Ach so: Erobique natürlich, und da klingelt es dann vielleicht schon bei ein paar Menschen mehr, als es das beim bürgerlichen Allerweltsnamen dieses angenehm unprätentiösen Zeitgenossen tun würde.
So schlicht der Titel, so schillernd der Inhalt von "No. 2" als Nachfolger von "Erosound!", das gut einen Monat nach der Wahl von Gerhard Schröder zum Bundeskanzler erschienen war – mit ganz viel Verve und Ausrufezeichen. Erobique steht seit jeher für ein gewisses freidrehendes Element in einem Kosmos, dessen Kern man wohl am ehesten der elektronischen Musik zuschreiben darf. Seine Disco-Sounds basieren gerne auf einer durchaus schrägen Herangehensweise und bestechen verlässlich durch ein charmantes Augenzwinkern. Es wird definitiv nicht alles allzu ernst genommen, was hier zum Vorschein kommt; am wenigsten Erobique selbst. Nur: Wie all das in Worte fassen, was einem hier auf angenehmste Weise durch die Ohren zieht? Das muss ein fast aussichtsloses Unterfangen bleiben. Am ehesten vielleicht so: Meyer liefert uns ein bisschen Fernsehserienklänge wie in "Springinsfeld", nahezu soulige Noten in "Synaesthesie" oder fordert in "Verkackt" (was für ein Titel!) zum Tanzen auf. Und das möchte man im Grunde an ganz vielen Stellen dieses Albums: rausgehen, tanzen und gelegentlich aufschauen zu Erobique, der da an den Tasten aus sich herauskommt und dabei vor allem eine ganze Menge Spaß hat. In seiner Disco gibt es keine Pause.
Was man bei allem Schmunzeln über die inhaltlichen Späße und die furiosen und regelmäßig legendären Auftritte des Künstlers schnell übersehen kann, das ist die große Klasse, die seinem Tun innewohnt. Denn das gesunde Mittelmaß zwischen ausgelassenem Partyspaß und wirklich guten Songs muss man erst einmal so gekonnt aufspüren und umsetzen. Bei musikalischen Kolleg*innen ist Erobique längst hoch angesehen : Schon in seinen Anfangstagen wurden beispielsweise Fischmob auf seine Qualitäten aufmerksam und buchten ihn als Support-Act. Die Kollaboration mit anderen hat er zeit seiner Karriere großgeschrieben, und auch an "No. 2" hat eine Vielzahl an befreundeten Menschen mitgewirkt. Unvergessen ist in diesem Zusammenhang die Formation International Pony, mit der er an der Seite von DJ Koze und Comic DJ insgesamt drei Studioalben in die Welt setzte. Auch im Bereich der Film- und Fernsehmusik hat Erobique bereits Spuren hinterlassen, unter anderem für "Der Tatortreiniger". Und wer genau aufpasst, der entdeckt ihn als Alleinunterhalter Günn" in der Kinoproduktion "Stromberg - Der Film". Im Grunde muss man sich angesichts seines reichhaltigen Schaffens dann auch gar nicht mehr wundern, dass Erobique sich 25 Jahre Zeit lässt mit einem neuen Album.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Springinsfeld
- Ravedave
- Riding low (mit Carmen Scholle)
- Hitsong von uns beiden
Tracklist
- Springinsfeld
- Der Arpeggiator (mit Nicola Rost)
- Acquamarina
- Ahoj!
- Synaesthesie (mit Sophia Kennedy)
- Italotape
- Ravedave
- Mantas
- Salut les copines! (mit Luis Baltes)
- Verkackt
- Zukunftsmusik
- Ridling low (mit Carmen Scholle)
- Hitsong von uns beiden
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Loketrourak
2023-08-11 10:09:52
Ich mag es sehr.
Armin
2023-06-16 21:06:30- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- Erobique - No. 2 (2 Beiträge / Letzter am 11.08.2023 - 10:09 Uhr)