Extreme - Six
Ear / EdelVÖ: 09.06.2023
Frühes Strohfeuer
Keine Extreme-Rezension bisher auf Plattentests.de? Der letzte "Forums-Eintrag" zur Band von vor über 13 Jahren? Was ist da los?
Ganz einfach: Extreme haben in den letzten 28 Jahren gerade einmal ein Studio-Album veröffentlicht, das 2008 völlig unter dem Radar geflogene und vernachlässigbare "Saudades de rock". Ein paar Live-Auftritte, unter anderem in Deutschland im Sommer 2014, viel mehr war in der Zeit nicht zu hören. Sänger Gary Cherone (61) und Gitarrist Nuno Bettencourt (56) und ihre Mitstreiter haben ihr Handwerk und das Posen aber nicht verlernt. Der Tod Eddie Van Halens 2020 war für Bettencourt ein echter Einschnitt und Grund, noch einmal an der Gitarre Höchstleistung zu bringen: "When Eddie Van Halen passed, it really hit me. I'm not going to be the one who will take the throne, but I felt some responsibility to keep guitar playing alive. So, you hear a lot of fire on the record."
Feurig brettert die Band daher in den drei bereits vorab veröffentlichten Singles "Rise", "#Rebel" und "Banshee" los, als wollte sie den Gitarren-Hardrock ganz alleine retten. Da passt sehr viel zusammen, und was Bettencourt in diesen Songs an Soli hinlegt, ist absolut beeindruckend, innovativ und technisch extrem versiert. Da stört auch wenig, dass die Song-Strukturen eher Karo Einfach sind, das rockt wie ein Grand Hand mit Vieren. Der Anfangs-Lauf wird dann aber jäh unterbrochen, es folgen mit "Other side of the rainbow" eine dahinplätschernde Pop-Nummer, die man eher etwa den Bangles zugetraut hätte, und eine nicht zünden wollenden Schmonzette namens "Small town beautiful", bei der der permanete Zweiergesang von Sänger und Gitarrist ziemlich anstrengend ist. Bei dem wieder rockiger werdenden "The mask" hat man den Eindruck, dass die Strophe gerne Marilyn Mansons "Beatiful people" wäre, und der Refrain ist doch etwas sehr eintönig ausgefallen. "Thicker than blood" nimmt dann elektronische Elemente auf und erinnert damit irgendwie an die frühe Clawfinger-Phase.
Die Synthies werden in "X out" sogar noch deutlicher rausgeholt, und so entsteht ein fast sechsminütiger Progrock-Song, ohne dabei viele Überraschungen bereit zu halten. Absolut unerklärlich ist aber, was die Band drumherum darbietet. Da wäre zunächst das im Unplugged-Feeling angelegte und mit seinen übergefühlig intonierten Stimmen eher an ein DSDS-Duett erinnernde "Hurricane". Schlimmer wird es dann noch mit dem Möchtegern-Reggae "Beautiful girls", bei dem einem bedauerlicherweise sofort Bob Sinclars unsägliches "Love generation" mit dem hosenlosen Löwen Goleo von 2006 in den Sinn kommt, und das auch noch mit einem Abschluss-Schmatzer garniert wird. Entlassen wird man dann mit dem peinlichen Kopf-hoch-Song "Here's to the losers", der so ziemlich jeden erdenklichen Fehler macht, einschließlich des Selbst-feier-Endes, als der Song eigentlich schon vorüber ist. Die drei Vorab-Singles leiten einen also fehl: "Six" ist leider ein extrem(e) inhomogenes Album und die drei Kracher am Anfang verbrennen schnell.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Rise
- #Rebel
- Banshee
Tracklist
- Rise
- #Rebel
- Banshee
- Other side of the rainbow
- Small town beautiful
- The mask
- Thicker than blood
- Save me
- Hurricane
- X out
- Beautiful girls
- Here's to the losers
Im Forum kommentieren
joseon
2023-10-16 21:18:24
Gutes Spätwerk eigentlich, leider grauenhaft produziert. Hat mir aber vor einigen Monaten eine heftige Extreme Phase beschert. Ganz vergessen, wie viel mir die Band bedeutet. Im Dezember dann endlich wieder live.
BVBe
2023-10-16 11:12:48
Ja, die letzten beiden Songs sind wirklich richtig übel und für eine Band, die Anfang der 90er echte Großtaten geleistet hat, unter jeder musikalischen Würde. Der Rest ist in Ordnung und schiebt ganz nett.
Armin
2023-06-07 20:52:51- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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