M. Byrd - The seed

Nettwerk / H'art
VÖ: 16.06.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Das Erkennen von Talent

Zunächst einmal muss ein Dankeschön ausgesprochen werden – ein wirklich großes. Das geht an die wunderbare Singer-Songwriterin Ilgen-Nur, die sich 2019 für ihre Tour zum feinen Album "Power nap" den Bassisten M. Byrd aussuchte. Und als auf einer Fahrt im Bus dieser junge Mann irgendwann eigene Songs anstimmte, erkannten Ilgen-Nur und die anderen Musiker das Potenzial. Es folgten: Ermutigungen, Aufnahmen, Songproduktion. Rund vier Jahre nach dem Erweckungserlebnis im Tourbus irgendwo zwischen Amsterdam und Paris legt der Wahl-Hamburger, der mit bürgerlichem Namen Maximilian Barth heißt, sein Debütalbum vor. "The seed" bietet neun Songs und damit neun Anlässe, nochmals den Hut zu ziehen vor dem Erkennen von Talent.

Es ist eine überaus reizvolle Melange aus Rock, Pop und Alternative, die hier vom ersten bis zum letzten Ton zelebriert wird. Unverkennbar sind gleich zum Auftakt im stimmigen "Flood" die musikalischen Wurzeln, die deutlich hörbar in der musikalischen Welt von Bands wie The War On Drugs liegen. Das Ganze verkommt übrigens nicht zur Anbiederei, denn trotz seiner jungen Jahre verfügt dieser Interpret bereits über ein großes Maß an charakteristischen Möglichkeiten. Auch inhaltlich hat M. Byrd Relevantes zu bieten. So entstand "Outside of town" nach einem Gespräch des Sängers mit einem Freund, der mit seiner Tochter vor dem Krieg fliehen musste. Dort heißt es: "Now your mother is calling / To see if you're still alive / Father died in a bombing / Do you think you could come by?" Tonnenschwere Gedanken in einer Songkulisse, die wiederum voller Leichtigkeit steckt.

Das mit etwas mehr als einer halben Stunde Gesamtspielzeit nicht nur kurze, sondern zugleich angenehm kurzweilige Album verzeichnet keine Schwäche. M. Byrd schafft es, eingängige Momente, flottere Passagen und ganz intime Momente clever zu mischen. Selbst ein ganz ruhiges, minimalistisches Stück wie "Pyrrhula" weiß zu packen. Und ganz am Ende, im feinfühligen "Wish I was", verarbeitet er noch einen schmerzlichen Verlust: "The sound in my brain is thickening / The color of my skin is fading / I keep on missing you and everything / So meet me in the morning / When I am free."

Aufgenommen hat M. Byrd "The seed" übrigens nicht in einem bewährten Studio in der Großstadt, sondern im westfälischen Detmold. In der ehemaligen Squashhalle britischer Soldaten arbeitete er zusammen mit dem Produzenten Eugen Koop an den Songs für sein Debütalbum, das durchaus der Startschuss zu etwas Großem sein könnte. Dass er unter anderem in der Konzertreihe "Wunderkinder – German Music Talent 2022" auftrat, darf als absolut passend verbucht werden. Erwähnten wir es bereits? Nun, zur Sicherheit noch einmal: Danke, Ilgen-Nur.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Flood
  • Outside of town
  • Over you, over me

Tracklist

  1. Flood
  2. Gunslinger
  3. Only a feeling
  4. Outside of town
  5. Over you, over me
  6. Pyrrhula
  7. Seed
  8. Sister sun
  9. Wish I was
Gesamtspielzeit: 31:51 min

Im Forum kommentieren

nörtz

2023-06-16 16:13:45

So einige TWOD-Vibes sind hier zu hören.

Mr Oh so

2023-06-08 00:36:45

Ja, darauf darf man gespannt sein.

Glufke

2023-06-07 22:47:36

Cool, wusste gar nicht, dass da doch so bald schon ein Album kommt. Rezi klingt gut, sogar eher nach 8/10 als nach 7/10. Die Singles fand ich spannend. Dann hat er ja genug Songs für den Auftritt in Duisburg.

Armin

2023-06-07 20:52:07- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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