Brandt Brauer Frick - Multi faith prayer room
Because / Virgin / UniversalVÖ: 02.06.2023
God is a DJ
Techno und Klassik? Ah, geh mir weg! So war sicher bei vielen die Reaktion, wenn mal wieder jemand versuchte, diese scheinbar gegensätzlichen Musikrichtungen zusammenzubringen. Dann kamen Daniel Brandt, Jan Brauer und Paul Frick, und alles wurde anders. Klassisch ausgebildet und Clubmusik-Fans. Berghain, Boiler Room und Glastonbury. Klaviere, Synthesizer und ein ganzes Live-Ensemble. Von Wiesbaden über Berlin um die halbe Welt. Bis hin zur eigenen Oper. Brandt Brauer Frick sind ordentlich herumgekommen seit 2008.
Doch jetzt möchten sie es wieder clubbiger haben. Weniger ausgefeilte Arrangements, minimalistischer im Grundgerüst als zuletzt. Aber auch mit innovativen Ideen, wie die drei sie von Anfang an immer wieder in ihre Musik integrierten. Für "Multi faith prayer room" wollten sie ein vielschichtiges Bild davon zeichnen, wie Menschen sich die Zukunft vorstellen, das aber immer auch in Verbindung mit einer Betrachtung der gegenwärtigen Situation und womöglich vergangener Rituale. Also wurden 500 Leute dazu befragt, und die Ergebnisse bilden nun den Backdrop des Albums, das gleichzeitig auch als interaktive Installation zu betrachten ist und so bereits an verschiedenen Orten der Welt aufgeführt wurde. Ein künstlerischer Ansatz, der – wie auch der Sound hier und da – ein wenig an das aktuelle Album von Jean-Michel Jarre erinnert.
Hierzu muss man sich einen Raum vorstellen, in dem der Hörer von den Sounds der Platte umgeben ist – und während er sich umherbewegt, kann er die einzelnen Stimmen und Klänge erkunden. Vereinfacht ausgedrückt. Aber wie funktioniert das nun beim klassischen, sorry, herkömmlichen Audiogenuss, vielleicht zu Hause, vielleicht unter Kopfhörern? Sehr gut, wie man konstatieren darf. Denn die dazugehörige Musik kommt keineswegs verkopft rüber, sondern lässt sich angenehm treiben, fällt an vielen Stellen sehr tanzbar aus – und Brandt Brauer Frick sind, unterstützt von fein ausgewählten Gästen, einige ihrer bislang eingängigsten Tracks gelungen.
Durch das mitreißende "Act one" beispielsweise schwitzt sich Mykki Blanco in ihrer ganzen Körperlichkeit. Azekel lässt seinen Kollaborationen mit etwa Massive Attack bei "In your head now" einen weiteren markanten Auftritt folgen. Die ohnehin über jeden Zweifel erhabene Sophie Hunger veredelt das Highlight "This feeling", und in "Closer to you" mit Duane Herden passiert soundtechnisch mehr, als man beim ersten Hören erfasst. Auch die längeren instrumentalen Stücke wie "Mad rush" oder "Perpetuate" finden schnell Zugang zu Ohr und Gedächtnis. Zusammengehalten werden die clubbigen, ja, oft poppigen Tracks von kürzeren Stücken, die durch die Gedankenwelten der vielen Stimmen dieses Albums schweben und immer wieder auch andere Hirnregionen anregen. In diesem multimedialen Raum kann man viel entdecken. Auch als Ungläubiger.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Act one (feat. Mykki Blanco)
- In your head now (feat. Azekel)
- This feeling (feat. Sophie Hunger)
- Perpetuate
Tracklist
- Readytoconnect
- Mad rush
- Act one (feat. Mykki Blanco)
- In your head now (feat. Azekel)
- Soba (feat. Kom_I)
- Future (feat. Marina Herlop)
- Dotted line
- No one like you
- This feeling (feat. Sophie Hunger)
- Rituals
- Closer to you (feat. Duane Herden)
- Perpetuate
- Faith
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ichreitepferd
2023-06-08 10:22:31
huch, gab hier noch keinen Thread? Die Elektronik Fraktion mal reinhören!
Armin
2023-06-07 20:51:57- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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