A.S. Fanning - Mushroom cloud
K&F / Broken SilenceVÖ: 26.05.2023
Apocalypse wow
Der rumänische Philosoph Emil Cioran empfand das Dasein als Zumutung und bekundete in seinem frühen Werk "Auf den Gipfeln der Verzweiflung" lakonisch: "Es gibt keinerlei Argumente für das Leben." Die fatalistischen Lyrics auf A.S. Fannings drittem Album "Mushroom cloud" wirken ähnlich frei von Hoffnungsschimmern.
Aus einem von kreischenden Streichern geprägten beunruhigend dissonanten Klangteppich schält sich im Opener und Titelstück "Mushroom cloud" eine traurig schöne Hymne, die die Implosion einer Beziehung mit dem Bild der Folgen einer Atombombe verwebt. "We'll go dancing in the pale green light / Let me share this pointless life", croont der in Berlin lebende Ire da herzzerreißend. Tanz den Apocalypso. "Conman", samt psychedelischem Scheppern und synkopischem Beat, könnte eine Warnung vor Demagogen mit zu einfachen Antworten sein, lässt sich jedoch auch als (noch) düsterere Variation der Erzählung des Jüngsten Gerichts lesen: "On the day when the conman comes, he'll poison everyone." Und wie um jegliche Missverständnisse auszuschließen, folgt die nihilistische Versicherung: "There is no second chance / No notions, no romance / No room for make believe." Wie hieß es einst bei Leonard Cohen, der für das Album sicher eine Inspiration gewesen ist: "The future is murder."
Fanning war früher mit Johnny-Cash-Coverversionen durch Dubliner Pubs getingelt, vielleicht ist "Sober" auch deswegen eine derart überzeugende, eingängige Country-Folk-Ballade samt sehnsuchtsvoller Pedal-Steel-Gitarre. Auch das eskapistische Motiv der Lyrics, sein Glück in der Fremde suchen zu wollen, ist durchaus im Country verwurzelt. Hier bietet jedoch desillusioniert selbst ein Ausflug zum Mars nichts anderes als "another lonely spinning stone".
Der zentrale Leitgedanke des Albums manifestiert sich vermutlich in einer Zeile aus "I feel bad", in der Fannings Erzähler seine Weltsicht fast genüsslich konzise auf den Punkt bringt: "The arc of human history bends towards misery." Der Song mündet in einem ekstatischen Strudel der Aufzählung düsterer Motive von Amokläufern bis hin zu vergifteten Brunnen. Diese Bilderwelt wird dabei im Vortrag derart lustvoll zelebriert, dass Fanning hier durchaus ein gewisses selbstironisches Augenzwinkern zuzutrauen ist. Der ohrenschmeichelnde Bariton Fannings erinnert oft an Neil Hannons The Divine Comedy, ein Stück wie "Disease" würde jedoch auch auf einem der letzten Alben von The National keine schlechte Figur machen. Glücklicherweise ist es für den Hörgenuss hier ganz und gar nicht essentiell notwendig, ein missmutiger Misantroph zu sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Mushroom cloud
- Conman
- I feel bad
Tracklist
- Mushroom cloud
- Conman
- Haunted
- Sober
- I feel bad
- Colony collapse
- Disease
- Pink morning/Magic light
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Armin
2023-05-24 21:03:36- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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- A.S. Fanning - Mushroom cloud (1 Beiträge / Letzter am 24.05.2023 - 21:03 Uhr)