
Rilo Kiley - The execution of all things
Saddle Creek / EFAVÖ: 16.05.2003
Happy end
Eigentlich ist alles gut. Und doch wieder nicht. Es könnte so schön sein. Ist es aber nicht. Die Gewißheit, etwas zu tun, das sich richtig anfühlt und doch falsch ist. Das flaue Gefühl im Magen, das man nicht bescheißen kann. Es kann einen krank machen. Und macht es auch, im Fall von Jenny Lewis. "I won't go to the doctor to find out about it," flüstert Sie uns vor, möchte trotzig klingen und kann ihre Angst doch nicht verstecken. "They'd see all of the good that won't come out of me / And all the stupid lies I hide behind." Was ist passiert? Was ist los mit dieser Frau? Man möchte helfen.
Jenny Lewis ist die Sängerin von Rilo Kiley, Mitglied der Saddle-Creek-Großfamilie. Und damit schon aus Berufsgründen verpflichtet zum Unglücklichsein. Was es auch immer ist, daß ihr mit Stecknadeln in die Seele piekst, es ist ansteckend. Wer eben noch quicklebendig, bei bester Gesundheit und voller Lebensfreude diese Platte mit dem merkwürdigen Cover und dem fatalistischen Titel aufgelegt hat, kann den Klos im Hals förmlich wachsen spüren, wenn der countryeske Abgesang von "The good that won't come out" seine Kreise zieht. Und findet die eigene Kehle mit Doppelknoten zugeschnürt vor, nachdem der Titeltrack das Ende aller Dinge sorgsam in einen beflügelten Popsong eingewickelt hat. "Crush all hopes of happiness with disease 'cause of what you did."
Resignation und Zynismus sind aber nur die halbe Wahrheit. "The execution of all things" ist ein Album mit vielen fröhlichen Liedern, die in Wahrheit todtraurig sind und fast genauso vielen schwerverletzten Liedern, in die sich aber doch ein kleiner Rest Hoffnung eingeschlichen hat. Eben fühlt man sich noch von einer wundervollen Melodie mit ausgebreiteten Armen empfangen, und im nächsten Moment beißt einen schon wieder die bös-verzerrte Gitarre in den Hals. Erst gibt das stürmisch aufbrausende "Paint's peeling" beängstigende Auskünfte über angeknackste Gemütszustände. Dann wird man von der hymnegewordenen Durchhalteparole "A better son/daughter" aufgepäppelt. Jenny Lewis kann hoch fliegen. Und tief fallen. Aber bis jetzt ist sie noch jedes Mal wieder aufgestanden.
Und deshalb geht diese Platte hier auch gut aus. Am Ende einer atemlosen Achterbahnfahrt durch Berg und Tal, über Stock und Stein steht der Triumph der Hoffnung. "It's sixteen miles to the promised land / And I promise you / I'm doing the best I can," jubelt ein ganzer Knabenchor (inclusive eines gewissen Conor O.) im feierlich beklatschten "With arms outstretched". Jenny Lewis hat sich gesund gesungen. Und Rilo Kiley haben uns ein Indie-Rock-Album geschenkt, wie es kaum liebenswerter, gemeiner, glücklicher, trauriger und allem voran echter sein könnte. Eigentlich ist alles gut. Eine der schönsten Geschichten des vergangenen Jahres.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The good that won't come out
- The execution of all things
- A better son/daughter
- With arms outstretched
Tracklist
- The good that won't come out
- Paint's feeling
- The execution of all things
- So long
- Capturing moods
- A better son/daughter
- Hail to whatever you found in the sunlight that surrounds you
- My slumbering heart
- Three hopeful thoughts
- With arms outstretched
- Spectacular views
Im Forum kommentieren
Immermusik
2025-05-13 19:53:05
Feines Album.
Hartwig
2012-06-25 17:47:57
Ja, das war richtig schön damals. Der Nachfolger hat auch noch einige gute Lieder, dann gings aber leider bergab.
rainy april day
2012-06-25 01:42:08
Gerade zum ersten mal gehört. Unglaublich gut!
koe
2011-07-14 02:11:47
Sehr schoen, vieles, aber nicht alles von ihr.
Pablo Diablo
2011-07-14 00:09:54
Vielleicht war sie mal die beste Lyrikerin der Musikwelt, aber auf jeden Fall ist sie nicht mehr Sängerin von Rilo Kiley. :(
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