Bella White - Among other things

Rounder / Concord
VÖ: 21.04.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Notwendige Züge

Wenn es in Richtung der kalten Monate geht, zieht es Milliarden von Vögeln in einen anderen Teil der Welt. Kleinen Kindern erklärt man dann gerne mal grob und schamlos vereinfacht, dass es den gefiederten Tieren hier einfach zu kalt wird. Dass der Vogelzug aber eher eine kräftezehrende Notwendigkeit ist, erfährt man erst einige Zeit später, wenn man ökologische Nischen versteht und dass Vögeln eigentlich keine andere Wahl bleibt. Die 22-jährige Bella White könnte sich ganz ähnlich gefühlt haben. Eigentlich kommt die junge Frau aus Calgary in Kanada. Ihr Vater allerdings ist aus Virginia, spielte in einer Bluegrass-Band, dessen Sounds Whites Kindheit geprägt haben – und deswegen zieht es sie auf ihrem zweiten Album "Among other things" nun die Appalachen hinunter.

Allerdings nicht in Form eines spaßigen Roadtrips, bei dem man sich befreit aus dem Autofenster lehnt und jauchzt, sondern als bedächtige Suche nach einem Glück, das man schon lange nicht mehr gespürt hat. "I got so good at running far / From all the things that I set out to fear / Like what I could be losing, I'm always losing", singt sie im wehmütigen "Dishes", das während des Abwaschs Streicher in die Country-Küche holt. Dort stirbt die Liebe genauso wie auf dem Betttisch: "I'm afraid my glass is often empty / It don't take me much to cry / Maybe I would feel okay had I told myself / That it won't work out this time / Well, I'm so good at spending all my love on / Those whose love for me has dried / Like the flowers on my bedside." In Bella Whites Brust wohnt das, was manche Menschen eine "alte Seele" nennen. Ihre Songs zwischen Bluegrass, Country und Folk klingen nach vielen zerbrochenen Tellern und kullernden Tränen.

Unter der Regie von Produzent Jonathan Wilson, der zuletzt auch Angel Olsens Americana-Ausflug "Big time" orchestriert hat, und mit Unterstützung von Big Thiefs Buck Meek und Sängerin Erin Rae findet die Kanadierin, die wie eine US-Amerikanerin klingt, zehn feine Melodien, von denen manche ein bisschen Zeit brauchen und manche direkt mit dem Ellbogen in die Seite springen – wie der Scheunen-Sehnsüchter "Break my heart", der sich über die eigene Naivität ärgert: "I was always waitin' for it to all fall apart / You said you had one foot out the door from the start / Oh, so it's almost like you meant to break my heart." Wenn es notwendig ist, bringt White viel Dynamik in ihren Gesang. Dann geht es hoch und runter in den Appalachen und sie kommt fast schon ins Jodeln. Irgendwo zwischen Virginia, North Carolina und Nashville bleibt sie auf der Suche, nur um im abschließenden Song "Among other things" wieder in Kanada zu landen. Glücklich wird die Zugsängerin auf ihrem zweiten Album noch nicht. Stattdessen vollbringt sie eher eine kräftezehrende Notwendigkeit.

(Arne Lehrke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Flowers on my bedside
  • Dishes
  • Break my heart

Tracklist

  1. The way I oughta go
  2. Flowers on my bedside
  3. Dishes
  4. Break my heart
  5. Marilyn
  6. Numbers
  7. Rhododendron
  8. Worth my while
  9. The best of me
  10. Among other things
Gesamtspielzeit: 44:22 min

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Armin

2023-05-10 21:24:27- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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