Esben And The Witch - Hold sacred
Nostromo / Rough TradeVÖ: 12.05.2023
Der Gang in die Tiefe
Eine ziemlich große Reise haben Rachel Davies, Thomas Fisher und Daniel Copeman in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten zurückgelegt. Sie begann in Brighton mit dem ersten Album Violet cries", dem kurzzeitig aufflammenden Genre Witch-House zugehörig. Wenig später entdeckte das Trio die Gitarren, die Liebe zur Langsamkeit, zum Ausufernden, erschuf Epen wie die fantastischen "The jungle" und "The reverist", und zog nach Berlin um. Mittlerweile sind Esben And The Witch, wie sich die drei nennen, einigermaßen verstreut und wechseln mit "Hold sacred" abermals das Sound-Gewand.
Allein schon die Songlängen weisen darauf hin, dass hier eine wesentliche Veränderung stattgefunden hat. Fünf Minuten werden oft erreicht, mehr allerdings nicht. Stellvertretend steht die erste Single "The well": Zu einem düster-morbiden Bildsetting existiert nicht viel mehr als Davies‘ klare Stimme, begleitet von zurückhaltenden Saitenzupfern um sie herum. Leicht beklemmende Lyrics, dazu im Widerspruch ihr einnehmender, raumfüllender Gesang. Esben And The Witch setzen in diesem Album-Opener ganz auf die Karte Atmosphäre. Gewissermaßen "back to the roots" in Richtung des Debüts, nur dass die ausufernde Melodramatik dort teils sehr elektronisch unterfüttert war und Schreie wie in einst in "Chorea" nun auch passé sind.
Passagen, Ausflüge, Momente dieser ruhigen Art waren seit jeher irgendwo zwischen oder während der Longtracks versteckt. Immer mal wieder nahmen Esben And The Witch das Tempo raus, ließen Davies ihren besonderen Platz. Neu hingegen ist nun die völlige Orientierung auf dieses Schema. Denn nicht nur die weiteren Vorab-Singles "True mirror" und "The depths" sind auf gleiche Art konstruiert, sondern auch das, was sich nun als "Hold sacred" in Gänze erschließt. Die Wucht, der Lärm, die Ausbrüche, das Schlagzeug: weg. Es kann, gelingt das Eintauchen in diese besondere Stimmung nicht, von außen etwas monoton wirken. Alle Stücke haben einen ähnlichen Aufbau, eine gleiche Wirkungsart, kreisen sich um Davies' Ausdrucksweise, dazu gibt es viel Hall in wenigen auf den ersten Blick wahrnehmbaren Tönen. Auf den zweiten Blick ist nicht nur "The well" ein ebenso stiller, wie tiefer Brunnen, ein Kleinod. Es ist die sprichwörtliche Ruhe nach dem Sturm, ein Album für die Nacht, ein Werk der Entschleunigung.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The well
- Petals of ash
Tracklist
- The well
- In ecstacy
- Fear not
- Silence, 1801
- True mirror
- A kaleidoscope
- Heathen
- The depths
- Petals of ash
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saihttam
2023-06-06 00:31:54
Ich mag das Album mittlerweile echt gerne. Das schöne Konzert an meinem Geburtstag hat dabei sicherlich auch geholfen. Zuerst dachte ich auch das Album wäre etwas monoton und langweilig, da es kaum wirkliche Ausbrüche gibt. Aber mittlerweile mag ich diese zurückgenommenen Art sehr gerne. Und die Ausbrüche sind schon da, nur sehr subtil eingesetzt durch die leise abgemischte Gitarre. Dadurch schleichen sich diese Momente nach und nach ins Hirn, ohne dass man es so richtig mitbekommt. Das finde ich einen sehr spannenden Ansatz. Mein Highlight bisher ist A Kaleidoscope.
Mann 50 Wampe
2023-05-18 21:23:31
Bin zwiegespalten, einerseits mag ich so ruhige zurückgenommene, introvertierte Songs, andererseits ist es auf die Dauer schon etwas eintönig.
Martinus
2023-05-18 19:45:21
Bei mir läufts immer noch.
Bin direkt verliebt...
etienoir
2023-05-15 19:45:37
wie gesagt, schlecht fand ich das auch nicht, aber gewöhnlicher. bands mit solcher epik gibt's richtung post-rock/-metal doch zuhauf. alben wie wash the sins oder violet cries findeste kein zweites mal.
und wie bitte kann man die umwerfenden melodien und vielen kleinen ideen in den arrangements von wash the sins nicht umgehend ins herz schließen?!
:)
Klaus
2023-05-15 19:39:10
So unterschiedlich sind wie wahrnehmungen. "Wash The Sins..." war für mich immer ihr schwächstes :)
Ich mag die ausufernden Longtracks, die wilden Ausbrüche, insbesondere in den zwei geannten Songs in der Rezi.
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