Rezn - Solace

Rezn
VÖ: 08.03.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Woran hat et jelegen?

"Das ist natürlich immer so die Frage. Ich sach natürlich immer, woran hat et jelegen? Das frag man sich natürlich immer, woran et jelegen hat." Zum Beispiel: Woran hat et jelegen, dass eine Band wie Rezn ihr viertes oder auch fünftes – je nach zählweise eines Split-Werkes – Album als "not on label", also komplett auf eigene Faust veröffentlichen muss. Oder will? Wer weiß. Normalerweise sollte sich doch immer jemand finden, der solche Musik (ja welche denn eigentlich?) auflegen will, wenn die Produktion nicht gerade unabsichtlich nach finnischer Waldhütte klingt (tut sie nicht). Was auch daran liegen mag, dass finnische Waldhütten in Chicago, woher das Quartett kommt, eher selten sind. Passende Garagen für schrammelige Gitarrenmusik gibt's dort schon häufiger, aber auch davon nichts zu spüren, bzw. hören. Wat machen se denn nun, die vier? Cosmic-Doom? Aha, beziehungsweise: Ahja.

Was irgendwie stimmt, aber auch viel zu kurz greift. Schon allein deswegen, weil Cosmic-Doom jetzt nicht gerade das Genre ist, zu dem sich sofort viele Assoziationen bilden. Gröber vielleicht: etwas Progressive-Rock, etwas Progressive-Metal, etwas Psychedelisches drunter. Sogar ein Saxophon! Oder, zum Name-Dropping: Wer die frühen Porcupine-Tree-Alben wie "Up the downstair" oder "The sky moves sideways" mit ein paar mehr heavy Riffs mögen würde, ist hier an der komplett richtigen Stelle. Ein großer Name als Referenz hier, aber nichts wovor sich Rezn verstecken müssen. "Solace" heißt die neue Platte und wirft zu Beginn erst einmal eine Frage in den Raum, wenn es der erste Kontakt mit Rezn ist, nämlich: "Sind die vier komplett instrumental unterwegs?"

Der Opener, "Allured by feverish visions" kommt komplett ohne Gesang aus. Basiert auf einem sphärischen, natürlich irgendwie "spacigen" Flächensound. Eine röhrende Gitarrenlinie bahnt sich zwischendurch ihren Weg und im Hintergrund klimpert etwas undefiniert aus der Liga Piano, Spinett, Cembalo. Massiv schieben sich langsame Ausbrüche voran, durchziehen diverse Soli den leicht mit Hall besetzten Raum. Großartige Produktion, glasklar und intensiv. Sanfte Schlagzeugtupfer lösen diese halben Soundwände ab, "Possession" präsentiert sich weniger schroff, mehr leichtfüßig und dann setzt er auch an, der Rob McWilliams. Singt tatsächlich und von vielen erwartbaren Stimmlagen zu diesem Sound präsentieren Rezn eine ungewöhnliche: begleitend, hell, angenehm, vor allem aber unaufdringlich. Was McWilliams hier in weicher Intonation beiträgt fügt sich nahtlos ins Gesamtbild. Gut, dass er da ist, aber eben nicht auffällig, dass es einen bestimmten Stempel aufdrücken würde und einen Bruch zum sonstigen Sound darstellen könnte. Bisweilen leicht psychedelisch auch im Klang, das passt.

Die teils heftigen Ausbrüche, die "Possession", aber auch das folgende "Reversal" so fabrizieren, unterlegt er teils wider Erwarten nicht mit Ansätzen von Growling oder Geschrei, sondern lässt diese Momente oftmals vorbeiziehen, bis es Zeit für die Entschleunigung gibt, bis sein "Instrument" an der Reihe ist. Durch sechs Songs wühlen, zocken, werkeln sich Rezn hierbei. Statt Cosmic-Doom passt so vielleicht Heavy-Prog besser als Genre-Bezeichnung, mit der vielleicht mehr Menschen direkt etwas anfangen könnten. Oder auch Label, die sich der Vier annehmen könnten. Es muss nichts mehr entwickelt werden. Es ist alles da. Fertig. Komplett an jeder Stelle. Einfach unterschreiben, nachpressen, neu auflegen, unter die Leute bringen. Verdient haben Rezn es sich.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Stasis
  • Faded and fleeting

Tracklist

  1. Allured by feverish visions
  2. Possession
  3. Reversal
  4. Stasis
  5. Faded and fleeting
  6. Webbed roots
Gesamtspielzeit: 40:15 min

Im Forum kommentieren

Hierkannmanparken

2023-04-28 10:52:05

Mir gefallen die Doom-Ausbrüche richtig gut!

Klassischer Porst-Metal ;)

NeoMath

2023-04-26 23:51:18

Gutes Album. Lohnt, einzutauchen.

Armin

2023-04-26 21:06:46- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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