Lake Felix - Carry us through

Staatsakt / Bertus / Zebralution
VÖ: 28.04.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Schreibt alles anders

An Mut mangelt es Katharina Kollmann nicht. Mit der schonungslosen Emotionsgulaschkanone "Kommunistenlibido" ausgerüstet, zog sie als Nichtseattle 2022 in die Welt und zeigte mit ruhiger Stimme, was aus der deutschen Sprache so rauszuholen ist. Und nicht nur das, die fast vollständige Abwesenheit von Refrains in den spärlich ausgestatteten Stücken erforderte hohe Geistesgegenwart. Ein Risiko in Zeiten der Aufmerksamkeitsökonomie und Algorithmen – und am Ende im kleinen Rahmen trotzdem ein voller Erfolg. Bevor Kollmann voraussichtlich 2024 einen Nachfolger vorlegt, gibt es einen Exkurs zu ihrem anderen Projekt Lake Felix.

Dabei könnte man sogar eher sagen, dass Nichtseattle bis jetzt der Exkurs und die Ausnahme von der Regel war. Denn bevor das Label Staatsakt sich ihrer annahm, releaste Kollmann regelmäßig Projekte als Lake Felix. Der größte Unterschied: Sie textet und singt auf Englisch. Und die Gitarre tauscht sie gegen den Bass, der in vielen Momenten gänzlich die Führung übernimmt, wie beispielsweise im stoischen "The seasons". Gitarren gibt es natürlich trotzdem. Die acht Stücke auf "Carry us through", die im Schnitt über fünf Minuten lang sind, bleiben aber erneut Gerüste, an denen sich Kollmann entlang hangelt, manchmal mit Leichtigkeit schwingt und manchmal kämpfen muss, um sich mit müden Armen zu halten. "I love you so whenever you make a joke", singt sie in "This love", wohlwissend, dass ihr diese Liebe nicht ausreicht. Dass die Songs teilweise parallel zu denen von "Kommunistenlibido" entstanden sind, merkt man nicht nur an ihrer Stimmung. In der Single "The most broken heart" ist die Möglicherweise-Kommunistin sich sicher: "There can't be communism because of people's egoism."

In den erneut von Olaf Opal gemischten Songs schwingt jede Menge Melancholie und Nostalgie mit, die Kollmanns Musik ihre Intimität verleiht. Ehrlich und direkt fühlt sich das an. Allerdings wird die ein oder andere Person sicher mit dem Englisch fremdeln, das hörbar nicht ihre Muttersprache ist und die Texte einer Mittelbarkeit beraubt, die Nichtseattle so herausragend besonders gemacht hat. Die Absicht ist immer erkennbar, wenn es in "Hike" heißt: "Don't ever degrade yourself / Say you're different not worse / Say you're different not better." Und trotzdem fühlt es sich ein bisschen wie ein Spätabendgespräch in Berlin an, bei dem ein kleiner Teil der Konversation in der Übersetzung verloren geht. Das ändert nichts an der diffusen singulären Entität, die die mutige Kollmann in der deutschen Musikszene darstellt. Es hat nur ein bisschen weniger Wucht.

(Arne Lehrke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The season
  • The most broken heart
  • The only thing

Tracklist

  1. Hike
  2. The seasons
  3. This love
  4. I smoke so little
  5. The most broken heart
  6. Standing upright in line
  7. Me without a sundflower
  8. The only thing
Gesamtspielzeit: 44:09 min

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Armin

2023-04-26 21:06:10- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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