Tim Bendzko - April

Sony
VÖ: 31.03.2023
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 2/10
2/10

Falsches Kalenderblatt

Endlich ist es passiert! Die große Erlösung, die einschneidende Zäsur. Bis zum Jahr 2023 ließ sich Tim Bendzko Zeit und duselte sein Publikum Jahr für Jahr in einen wohlig-warmen Schlafzustand, um nun ein für allemal gegen den Strom zu schwimmen und den wahren Rebell raushängen zu lassen. Was, etwa ein Metal-Album? Quatsch, wir sind hier schließlich nicht bei Heino. Achtung, festhalten: Sein neuestes Studioalbum "April" veröffentlicht Tim Bendzko nicht etwa im namensgebenden Monat, sondern – und jetzt wird's wild – am 31. März. Bäm! Der Schlag sitzt. Einmal tief Luft holen und weiter geht's. Denn nach so einer Ansage stellt sich natürlich nur folgerichtig die Frage: Wie bunt treibt es denn der 37-Jährige denn rein musikalisch so? Verträgt die eingeschworene Fanbase die selbstredend zu erwartenden, zehnminütigen Prog-Rock-Tracks?

Nun gut, vielleicht ist der Schreiberling in seiner Euphorie doch ein wenig zu optimistisch gewesen. Wer auf diese Rezension klickt, weiß vermutlich, was im Inhalt lauert. Um dennoch ein bisschen wild zu bleiben, hier zum Start der Analyse ein positives Wort: "Dieses Mal" ist als Song durchaus hörbar. Natürlich biedert sich der Track bei sämtlichen Hype-geförderten Soundcollagen an und setzt sein Autotune eher schlecht als recht ein, aber dennoch: Geht schlimmer. Was leider – die wenigsten wird es überraschen – der Rest der insgesamt 15 Songs auf "April" zur Genüge beweist. Brav und fleißig hakt Tim Bendzko hier sämtliche Konserven-Formatradio-Boxen ab, die man genauso erwartet. Da wäre das romantisch-seichte "Du Du Du" mit famosen Lyrics wie "Mein allerliebster Schmerz bist Du" oder auch das schunkelige "Alleine in Paris" mit einer scheußlichen Klavieruntermalung und arg stümperhaftem Refrain. Ein Song wie die erstbeste überteuerte Sightseeing-Bustour, in die man nach der Ankunft am Bahnhof aus Versehen oder einfach aufgrund von Bocklosigkeit hineinstolpert. Mit "Phantomschmerz" ist natürlich auch die obligatorische, schmalzige Klavierballade mit pathosgetränktem Falsettgesang am Start. So weit, so langweilig.

Äußerst amüsant gestaltet sich allerdings die Anordnung der Tracklist zur Albummitte – wenn auch unfreiwillig. Zunächst holt das gruselige "Wer rettet die Welt für mich?" den Kinderchor-Hammer raus und ertränkt seine Klimawandel-Botschaft in beinahe atemberaubenden Schmonz-Salven. Aber hey, er muss ja nunmal die Welt retten! Ganz offenbar scheint sich Bendzko aber sehr um das mentale Wohlergehen seines Publikums zu sorgen. Damit nicht alle Hörer*innen miesepetrig ob dieser (berechtigerweise) eher düsteren Botschaft ihre CD in die Ecke pfeffern, schickt er direkt im Anschluss mit "Das Glück kommt zurück" und "Das Leben wieder lieben" zwei der duseligsten und heimeligsten Songs hinterher, die jemals das Licht der Welt auf einem Tim-Bendzko-Album erblickten. Ersteres feiert die heile Welt mit Zeilen wie "Dann ist das Glas wieder halb voll" in allerfeinster Schmusemanier, Letzteres rüstet als schamloser Schlager-Banger schon mal für die kommenden Malle-Playlists. Durch und durch schrecklich, aber eben irgendwie auch amüsant. Und so bekommt man von einer Scheibe wie "April" am Ende immerhin noch ein paar ungewollte Lacher serviert. Wenn schon kein Radiohead-Feature, dann bleibt wenigstens dieses Trostpflaster.

(Hendrik Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dieses Mal

Tracklist

  1. April
  2. Du Du Du
  3. Dieses Mal
  4. Alleine in Paris
  5. Kein Problem
  6. Irgendwas mit Liebe
  7. Geisterjagd
  8. Wer rettet die Welt für mich
  9. Das Glück kommt zurück
  10. Das Leben wieder lieben
  11. Zu viel
  12. Magneten
  13. Phantomschmerz
  14. Parallelwelt
  15. Für Dich
Gesamtspielzeit: 38:49 min

Im Forum kommentieren

nagolny

2023-03-30 02:15:43

Warum so unkritisch?

Otto volle Möhre

2023-03-29 21:38:08

3/10? Gnakdinak?

Armin

2023-03-29 21:38:04- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?



Otto volle Möhre

2023-03-23 20:57:29

Wann kütt denn die 9. Single? 8 sind doch viel zu wenig.

Entenmeister

2023-03-21 00:32:39

Nein danke! :-D

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