Full Of Hell + Primitive Man - Suffocating hallucination

Closed Casket Activities / Membran
VÖ: 03.03.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Die Splitter-Gruppe

Auf Full Of Hell ist Verlass. Egal, ob die Grindcore-Institution aus Maryland auf eigenen Alben wie "Garden of burning apparitions" sämtliche Metal- und Powerviolence-Codes sprengt, auf zahlreichen Split-Releases mit ähnlich operierenden Kollegen wie Nails oder Merzbow allen Krach der Welt in einem lodernden Kellerloch versenkt oder mit den notorischen, ebenso kollaborationsfreudigen The Body auf "One day you will ache like I ache" schabend das Hörfleisch vom Knorpel löst: Dylan Walker, Spencer Hazard und Genossen sind gnadenlos. Das eint sie wiederum mit Denvers Doom-Sludge-Monstertrio Primitive Man. Was läge also näher, sich auf einer gemeinsamen Platte mit Getöse mal mehr als näher zu kommen? Super Idee, wenn man sowieso gerade um ein Erdbeben betet. Fehlt eigentlich nur noch Produzent Seth Manchester, in dessen Lärmschmiede Full Of Hell schon oft zu Gast waren – doch ist der nicht abkömmlich, erledigt Punk-Engineer Andy Nelson den Job genauso gut. Erst recht mit zwei so illustren Splitter-Gruppen.

Dass "Suffocating hallucination" von Atemnot und Sinnestäuschungen kündet, steht diesem gut halbstündigen subsonischen Frontalangriff gut zu Fratze: Es würde nicht verwundern, wenn die Knochen, Zähne und Augen auf dem Cover des dekorativen Sprenkel-Vinyls längst in den Häcksler gewandert sind. Wenigstens bewirkt die Anwesenheit von Primitive Man, dass Full Of Hell das Tempo des Öfteren drosseln, was aber wenig nützt, wenn "Trepanation for future joys" vor im Zeitraffer detonierenden Riffs und gequälten Rückkopplungen knirschig implodiert. Walker und sein Pendant Ethan Lee McCarthy raspeln sich dazu wahlweise kreischend oder growlend die Stimmbänder blutig – sollte jemand sie finden, auf keinen Fall beim Pförtner abgeben, denn bei den zerschundenen Dingern würde wohl auch ein noch relativ unbescholtener Mike Ehrmantraut mit typisch genervtem Blick die Annahme verweigern. Das kommt davon, wenn man so musiziert, als würden Swans in ihrer härtesten Phase zehn Minuten lang mit Rasierklingen gurgeln.

Weniger krass wird es nicht mehr – zum Glück. Die erste Blastbeat-Eruption wartet auf halber Strecke im halbwegs handlichen "Rubble home", nachdem den Anfang noch ein shoegaziges Zerr-Riff gemacht hatte. Ebenso eine Freude: ganze 26 rasende Sekunden "Bludgeon". Kein Song, sondern ein hundsgemeiner Speed-Fleischwolf, der neidisch zum industriellen Noise-Moloch "Derelict satellite" rüberschielt, denn dem hatten Full Of Hell seinerzeit mehr als die zehnfache Spielzeit eingeräumt. "Suffocating hallucination" beschränkt sich in dieser Hinsicht immerhin auf die langgezogene Geräusch-Installation "Dwindling will" – aber Vorsicht: Hat man sich zum Schluss durch die endlosen "Tunnels to God" gekämpft, befindet man sich allenfalls jenseits von Gut und Böse. Dort, wo schwer gepeinigte Gitarren, schreiende Transistoren und sterbende Tesafilm-Abroller fast bis zur Unkenntlichkeit verschmurgeln. Das angemessene Finale eines wunschgemäß unausstehlichen Albums voller ohraler Verluste. Höllisch, hässlich, herrlich. Das muss so.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Trepanation for future joys
  • Tunnels to God

Tracklist

  1. Trepanation for future joys
  2. Rubble home
  3. Bludgeon
  4. Dwindling will
  5. Tunnels to God
Gesamtspielzeit: 34:30 min

Im Forum kommentieren

SammyJankis

2023-04-02 14:15:43

Richtig Bock auf die Kollabo Sets. Bisher nur einmal FoH mit dem Solo Projekt des Primitive Man Sängers Spiritual Poison zusammen gesehen.

Dumbsick

2023-03-30 17:14:34

richtig fieses ding.

kommen in diesem jähr auch zusammen auf tour.

Armin

2023-03-29 21:39:15- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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