Arid - All is quiet now
SonyVÖ: 20.01.2003
Gefühlsdusel
Wie gern streitet sich alle Welt, welche Band denn nun die emotional aufwühlendste sei. In letzter Zeit suchte man solche Truppen vornehmlich auf der Insel mit dem vielen Nebel. Doch während die Coldplays, Muses und Radioheads dieser Welt allerlei Harmonien auftürmen und immer mal einstürzen lassen, nestelt ein Haufen Belgier ziemlich unbeeindruckt davon an eigenen Sentimentalitäten herum. Doch so wundervoll bereits der verkannte Vorgänger "Little things of venom" war, so gleichgültig zeigte sich die Welt jenseits der Benelux-Staaten auch gegenüber des aktuellen Albums dieses Vierers aus Gent.
Kein Wunder, denn die alte Dame Sony, die mittlerweile ehemalige Plattenfirma der sensiblen Belgier, stellte "All is quiet now" Anfang letzten Jahres mit knapp einjähriger Verspätung eigentlich ohne nennenswerte Promotion irgendwo in die Regale. Dabei sollten doch seufzende Hymnen wie "I wish I was all of that" oder "Million years" noch jedes funktionierende Herz brechen können. Hier fliegt Melodie um Melodie mit ausgebreiteten Armen in romantischere Sphären davon. Und kurvt mit spielerischer Leichtigkeit - wenn auch verdammt knapp - am Kitsch vorbei.
Auf beinahe jede geigenlastige Kuschellaune setzen Jasper Steverlinck und Co. eine abstrahierte Kante wie gleich zum Anfang "All I did (was get close to you)" oder eine treibende Sehnsucht wie "Everlasting change". Und die Kopfstimme schwelgt Zeilen wie "The death of me / The body of you." Schnell bekommt man Angst um diesen Lockenkopf mit soviel Herz. Man sucht nach dem Taschentuch und braucht es dann doch selber. Und auch wenn sich die Belgier nach dem überwältigenden Start mit dem krachigen Opener, einem wahrhaft gigantischen "You are" und dem furios leidenden "Silent reproach" ein wenig zurücknehmen müssen, macht es letztlich auch keinen Unterschied mehr, ob die fallenden Tränen nun riesig oder bloß richtig groß sind.
"I want to live within / 'Cause I can't live without / I want to build it up / So it can break me down." Steverlinck zelebriert die Selbstzerstörung mit großer Geste. Wie Jeff Buckley mit elektronischem Spielzeug. Wie Thom Yorke ohne Angst vor dem einfachen Akkord. Wie Matthew Bellamy ohne Glitzerstaub und Größenwahn. Oder wie Chris Martin ohne Spur von Gwynneth Paltrow. Arid jauchzen gen Himmel, knarzen auch mal wie unglücklich verliebte Teufelchen und füllen alles dazwischen mit zärtlicher Melodieverliebtheit. "All is quiet now". Die Luft zum Atmen wird knapp.
Highlights & Tracklist
Highlights
- All I did (was get close to you)
- You are
- Silent reproach
- I wish I was all of that
Tracklist
- All I did (was get close to you)
- You are
- Silent reproach
- The body of you
- The everlasting change
- Wintertime
- I wonder how come
- Move your head
- I wish I was all of that
- Million lights
Im Forum kommentieren
martin m.
2016-01-07 18:42:07
in die referenzen gehört definitiv queen!
shrink
2006-04-15 00:24:22
Will nur mal kundtun wie toll ich das Album finde. Noch ein Stück besser als "at the close of every day".
Oliver Ding
2004-01-08 00:14:37
Die ersten Eindrücke ware großartig. Leider nutzten sich einige Songs mit der Zeit zu schnell ab, weil sie doch zu nah am Kitsch siedelten. Dennoch ist es mir unbegreiflich, warum Sony diese Band einfach links hat liegen lassen. So etwas gehört gefördert.
dispatch
2004-01-06 21:46:24
@Armin
hast Du Dir die Platte schlussendlich doch noch gekauft? Hätte zumindest gedacht Du würdest die Rezension schreiben aber immerhin 7/10, nicht übel;)
dispatch
2003-09-19 14:32:28
also hab 3 songs probe gehört...irgendwie rockt es mehr, und acoustische gitarren sind nicht mehr so allgegenwärtig wie auf der ersten platte...gut nicht einfach zu sagen bei 3 songs ob es nun wirklich so anders klingt, vielleicht bin ich auf die songs gestossen, die sich ein wenig von den anderen abheben...
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